KI wird die SAP-Beratung auf ein neues Level heben, für dezidierte SAP-Berater wird sich der Arbeitsablauf erheblich ändern, da sie die Automatisierung repetitiver Aufgaben ermöglicht und komplexe Datenmengen schnell analysieren kann.
Beraterinnen und Berater werden nicht umhinkommen, neue Technologien in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Trotz dieser Entwicklung bleibt tiefes, funktionales SAP-Know-how weiterhin enorm gefragt. Ich gehe davon aus, dass sie ihr bestehendes Wissen gezielt weiterentwickeln und um umfassende KI-Kompetenzen ergänzen werden. Ziel ist es, moderne KI-Technologien nicht nur anzuwenden, sondern auch nahtlos in Unternehmensprozesse einzubetten – und so die Effizienz spürbar zu steigern.
SAP gehört bereits in vielen Unternehmen zum Standard. Folgende drei Beispiele sollen zeigen, wie KI die Ergebnisse dieser Anwendungen schneller und mitunter genauer bewerten kann.
Die Versicherung: Ein grosser Versicherer im Zürcher Raum nutzt KI-basierte Prozessanalyse (SAP Signavio), um mögliche Engpässe in der Schadenabwicklung im System zu erkennen. Früher hat dieser Vorgang mitunter Wochen benötigt. Durch Künstliche Intelligenz wird dies in Echtzeit erkannt, das Unternehmen kann dem Engpass schneller entgegenwirken.
Der Detailhändler: Ein Schweizer Detailhändler will seinen Lagerbestand besser auf saisonale Schwankungen ausrichten und will dafür Predictive Analytics nutzen: Die KI prognostiziert saisonale Nachfragespitzen oder Rückgänge, wodurch Überbestände oder Lieferengpässe drastisch reduziert werden sollen. Durch den Einsatz von KI und maschinellem Lernen in SAP (beispielswesie in der SAP Business Technology Platform) sind die Nachfrageschwankungen schneller erkennbar.
Das Pharmaunternehmen: Ein Pharmaunternehmen bei Basel integriert eine KI-Lösung zur Qualitätskontrolle in SAP – der Berater entwickelt dazu ein Governance-Framework, das sowohl den Swiss AI Code of Ethics als auch branchenspezifische GxP-Richtlinien berücksichtigt.
Die SAP-Berater werden demnach immer wichtiger, um die neue Technologie für Unternehmen auf bekannten Systemen nutzbar zu machen. Die Beraterrolle wandelt sich von der reinen Prozessberatung hin zur ganzheitlichen Business-Transformation mit technologischem, ethischem und strategischem Tiefgang.
Sogar auf die Gewinnung der Experten selbst hat KI mittlerweile Einfluss. Längst werden Lebensläufe auf Plattformen wie LinkedIn gescreent, um technische Fähigkeiten, Zertifikate und Erfahrungen, aber auch Sprachkenntnisse in Erfahrung zu bringen. Gerade in der Schweiz sind trilinguale Experten, die deutsch, englisch und französisch sprechen, besonders interessant für Unternehmen.
Das durchschnittliche Jahreslohn für einen SAP-Berater in der Schweiz beträgt etwa 124’250 Franken, basierend auf einer Grundvergütung von 118’000 Franken pro Jahr. Für SAP FI/CO-Berater, die klar spezialisiert sind, liegt der durchschnittliche Bruttojahreslohn bei rund 112’800 Franken und wird massgeblich durch die Variablen Erfahrung und Qualifikation geprägt.
Erfahrene SAP-Berater können mit durchschnittlichen Jahreslöhnen von etwa 130’000 Franken rechnen, wobei die Spanne von 118’750 bis 171’500 Franken reicht. Die SAP-Beratung bleibt also monetär für Experten attraktiv. Diese müssen sich allerdings im genannten Umfeld neu aufstellen und neue Fähigkeiten erlernen. Neben ihrer Beratertätigkeit für Produkte eines bestimmten Herstellers werden sie zu Vermittlern zwischen Technologie, Unternehmensstrategie und der Belegschaft, die diese Anwendungen nutzt. Wer diesen Wandel annimmt und sein Wissensportfolio aktiv erweitert, wird in den kommenden Jahren weiter stark bei Unternehmen aller Grössen nachgefragt sein.
Guido Sieber
Guido Sieber ist Managing Director und Senior Regional Director bei Robert Half. Er hat mehrere auf IT spezialisierte Personalberatungen als CEO aufgebaut und geleitet. Der Tech-Experte berät seit Jahren branchenübergreifend Unternehmen zu allen Aspekten der IT und ihrer Digitalisierungsprogramme mit Schwerpunkt Consulting und Personalgewinnung, darunter Weltmarktführer und DAX40-Unternehmen.