CIO-Interview: «Es gab nie und es wird nie ein Nullrisiko geben»

CIO-Interview: «Es gab nie und es wird nie ein Nullrisiko geben»

4. Februar 2023 - Der Kanton Zürich baut seine Informatik komplett um. Gleichzeitig ist die digitale Transformation der Verwaltung und der Schulen in vollem Gang. Viel Arbeit für das noch junge Amt für Informatik und dessen Leiter Hansruedi Born.
Artikel erschienen in IT Magazine 2023/01
CIO-Interview: «Es gab nie und es wird nie ein Nullrisiko geben»
Hansruedi Born, Leiter Amt für Informatik und CIO des Kantons Zürich (Quelle: Kanton Zürich)
«Swiss IT Magazine»: Herr Born, am kommenden Sonntag, 12. Februar 2023, finden in Zürich Kantons- und Regierungsratswahlen statt. Ist die Informatik bereit?
Hansruedi Born:
Ja, die Informatik ist bereit. Wir führen solche Wahlen nicht zum ersten Mal durch und haben langjährige Erfahrung. Die Verantwortung für dieses Themenfeld und die entsprechenden Fachapplikationen liegt allerdings nicht bei uns, sondern bei der Direktion der Justiz und des Innern, genauer beim Statistischen Amt. Wir kümmern uns als Amt für Informatik insbesondere um das kantonale Netzwerk, das an einem solchen Tag natürlich zwingend funktionieren muss. Die Wahl­berechtigten geben ihre Stimmen nach wie vor persönlich oder brieflich in ihren Wohngemeinden ab. Dort werden die ­Ergebnisse über einen sicheren Kanal, in einer extern gehosteten und zentral verwalteten Fachapplikation erfasst. In ­einem Abstimmungs- und Wahlbüro werden die Resultate am Wahlsonntag dann konsolidiert und ausgewertet. Es versteht sich von selbst, dass wir an einem solchen Wochenende zudem keine Wartungen planen und eine erhöhte Einsatzbereitschaft besteht.

Sie haben es angetönt: Stimmen und Wahlzettel werden nach wie vor physisch abgegeben. Gibt es ein Update zum Thema E-Voting, das der Kanton Zürich ja intensiv getestet hat?
Der Kanton Zürich beschäftigt sich ­bereits seit etwa 15 Jahren mit dem Thema E-Voting und war, wie Sie richtig erwähnen, einer der Pioniere und an diversen Versuchen beteiligt. Mit E-Voting könnten wir der Bevölkerung eine stark nachgefragte, alternative Möglichkeit zur Stimmabgabe bieten. Momentan warten wir, wie die anderen Kantone, jedoch auf den Bund.

Es könnte also noch länger dauern, bis wir alle elektronisch wählen und abstimmen können?
Wenn wir den Mitteilungen des Bundes und der Schweizerischen Post, die ein Kandidat für die Entwicklung des zukünftigen E-Voting-Systems ist, folgen, dann sollte die Einführung in greifbarer Nähe sein. Wir sprechen also nicht von weiteren 15 Jahren.

Je nach Wahlergebnis vom Sonntag und Konstituierung der neuen Regierung könnten Sie demnächst einen neuen Chef oder eine neue Chefin erhalten. Wie wichtig wäre Ihnen Konstanz?
Wir hatten seit dem Start unserer neuen IKT-Strategie Anfang 2018 bisher dieselbe politische Führung und Konstanz ist in solch transformativen Prozessen und Projekten an den richtigen Stellen von grosser Bedeutung. Die Zusammenarbeit mit Regierungspräsident Ernst Stocker ist hervorragend und inspirierend für mich. Rückblickend ist sie sicher ein ­wesentlicher Erfolgsfaktor für das, was wir im Kanton Zürich in Sachen Infor­matik und Digitalisierung zuletzt bewegen konnten. Insofern freue ich mich sehr über seine erneute Kandidatur, und ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn wir unsere Zusammenarbeit fortsetzen könnten.
Sie feiern aktuell auch ein kleines Jubiläum: Fünf Jahre Amt für Informatik. Wie läuft es und funktioniert die ­bereits erwähnte, neue IKT-Strategie des Kantons?
Die neue IKT-Strategie war der einzig logische Schritt. Ein Schritt, den andere Kantone schon vor uns gegangen sind. Damit wurden die Voraussetzungen geschaffen, die benötigt werden, um uns zu transformieren. Wir kommen aus einem sehr dezentralen Setup und bauen nun entlang dieser Strategie die Informatik einer der grössten Verwaltungen der Schweiz komplett um. Wir zentralisieren unsere Kräfte, schaffen dadurch Synergien und erzielen wichtige Skalen­effekte. Gleichzeitig modernisieren wir die Informatik und bringen sie technologisch an einen Punkt, an dem sie die digitale Transformation bestmöglich unterstützen kann. Beides ist essenziel für die Zukunft des Kantons. Der Appetit in punkto Digitalisierung wächst bei unseren Kunden, den anderen Direktionen und Ämtern, und wir sind gefordert, ihre Bedürfnisse mit kreativen und innovativen Lösungen zu befriedigen.

Das tönt nach einer riesigen Herausforderung. Wenn Sie es in Prozent beziffern müssten: Wie weit sind Sie in der Umsetzung?
Es ist definitiv eine Herkulesaufgabe, die wir hier stemmen. Die Digitalisierung ist ein Prozess, der so vermutlich nie abgeschlossen sein wird. Hier lässt sich der Fortschritt also schwierig beziffern. Wenn wir rein die Umsetzung der IKT-Strategie betrachten, dann haben wir inzwischen vermutlich etwas mehr als ein Drittel erreicht. Rund 3000 Mitarbeitende in der Verwaltung nutzen mittlerweile unseren neuen, standardisierten IT-Arbeitsplatz – etwa 7000 haben wir noch auszurollen. Neben der Verwaltung ist aber auch der Bildungssektor, konkret die Sekundarstufe II, Teil der neuen IKT-Strategie. Hier haben wir es mit rund 60’000 Schülerinnen und Schülern sowie rund 7000 Lehrpersonen und Verwaltungsangestellten zu tun. Insgesamt werden wir als Amt für Informatik des Kantons Zürich im Endausbau 85’000 Anwenderinnen und Anwender betreuen.

Das sind eine ganze Menge User. Wie viele Mitarbeitende beschäftigen Sie im Amt für Informatik? Und wie sind Sie aufgestellt?
Wir befinden uns auf einem kontinuierlichen Wachstumspfad und beschäftigen momentan etwas mehr als 180 Mitarbeitende. Von der Struktur her funktionieren wir wie ein kommerzieller, eigenständiger IT-Dienstleister. Das heisst, wir besitzen auch Querschnittsfunktionen wie beispielsweise eine Organisationsentwicklung oder ein Architekturmanagement und eigene, unterstützende Abteilungen wie Kommunikation, Finanzen oder das Beschaffungswesen. Um den Bedürfnissen und Möglichkeiten einer modernen IT gerecht zu werden, entwickeln wir uns als Organisation zudem immer stärker weg vom klassischen Plan-Build-Run-Ansatz hin zu einer Produktzentrizität.
 
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