CIO-Interview: «Man sollte neue Technologien differenziert betrachten»
(Quelle: Digitec Galaxus)
6. Juni 2020 -
Machine Learning ist aktuell eines der grossen Themen bei Digitec Galaxus, wo sich unter der Leitung von CTO Stefan Müller 190 Mitarbeitende in 24 Teams um die Entwicklung und Infrastruktur des grössten Schweizer Onlinehändlers kümmern.
Artikel erschienen in IT Magazine 2020/06
Swiss IT Magazine»: Sie bilden als Chief Technology Officer zusammen mit Chief Innovation Officer Oliver Herren das IT-Führungsteam von Digitec Galaxus. Können Sie beschreiben, wie Ihre Aufgaben hierbei verteilt sind?
Stefan Müller: Oliver Herren und ich vertreten in der Geschäftsleitung das Product Development und arbeiten sehr eng zusammen. Unser Fokus allerdings ist anders gelagert. Oliver Herren als CIO fokussiert auf die Roadmaps der einzelnen Teams und legt fest, welche Projekte umgesetzt werden. Ausserdem reisst er Innovationen an und bringt neue Themen auf die Roadmap. Ich hingegen bin als CTO in erster Linie für die Umsetzung respektive für die technische Lösung sowie für die Zusammenarbeit innerhalb unserer Organisation zuständig.
Verantworten Sie dabei ausschliesslich die Software-Entwicklung, oder sind Sie auch für den Betrieb respektive die Infrastruktur zuständig?
Sowohl als auch. Nebst dem, dass ich die Produktivität in der Software-Entwicklung sicherstelle und dafür sorge, dass die Teams effizient zusammenarbeiten, bin ich auch dafür verantwortlich, dass wir die richtige Infrastruktur haben, unsere Systeme zuverlässig laufen und wir eine gut funktionierende Architektur haben, die zu dem passt, was wir umsetzen wollen. Auch der Aufbau neuer Entwicklungsteams gehört zu meinen Verantwortungsbereich, genauso wie der Aufbau von Know-how und Weiterentwicklungsmassnahmen für unsere Mitarbeiter.
Welcher Teil nimmt mehr Platz in Ihrem Alltag ein – der Infrastruktur- oder der Entwicklungs-Teil?
Der Bereich Entwicklung nimmt deutlich mehr Platz ein, wobei eine klare Abgrenzung nicht möglich ist, da die beiden Bereiche bei uns nicht strikt getrennt werden. Vielmehr verfolgen wir einen DevOps-Ansatz, sprich die Teams, die eine Lösung entwickeln, übernehmen auch deren Betrieb und kümmern sich um die Infrastruktur. ‹You build it, you run it› – diesen Ansatz versuchen wir weitgehend zu leben, auch um Gärtchendenken zu verhindern. Sonst läuft man Gefahr, dass die Infrastruktur-Abteilung darauf bestrebt ist, die Systeme ohne Änderungen möglichst stabil zu halten, während die Entwicklungsabteilung möglichst schnell neue Releases aufspielen will, was unweigerlich zu Konflikten führt.
Stefan Müller: Oliver Herren und ich vertreten in der Geschäftsleitung das Product Development und arbeiten sehr eng zusammen. Unser Fokus allerdings ist anders gelagert. Oliver Herren als CIO fokussiert auf die Roadmaps der einzelnen Teams und legt fest, welche Projekte umgesetzt werden. Ausserdem reisst er Innovationen an und bringt neue Themen auf die Roadmap. Ich hingegen bin als CTO in erster Linie für die Umsetzung respektive für die technische Lösung sowie für die Zusammenarbeit innerhalb unserer Organisation zuständig.
Verantworten Sie dabei ausschliesslich die Software-Entwicklung, oder sind Sie auch für den Betrieb respektive die Infrastruktur zuständig?
Sowohl als auch. Nebst dem, dass ich die Produktivität in der Software-Entwicklung sicherstelle und dafür sorge, dass die Teams effizient zusammenarbeiten, bin ich auch dafür verantwortlich, dass wir die richtige Infrastruktur haben, unsere Systeme zuverlässig laufen und wir eine gut funktionierende Architektur haben, die zu dem passt, was wir umsetzen wollen. Auch der Aufbau neuer Entwicklungsteams gehört zu meinen Verantwortungsbereich, genauso wie der Aufbau von Know-how und Weiterentwicklungsmassnahmen für unsere Mitarbeiter.
Welcher Teil nimmt mehr Platz in Ihrem Alltag ein – der Infrastruktur- oder der Entwicklungs-Teil?
Der Bereich Entwicklung nimmt deutlich mehr Platz ein, wobei eine klare Abgrenzung nicht möglich ist, da die beiden Bereiche bei uns nicht strikt getrennt werden. Vielmehr verfolgen wir einen DevOps-Ansatz, sprich die Teams, die eine Lösung entwickeln, übernehmen auch deren Betrieb und kümmern sich um die Infrastruktur. ‹You build it, you run it› – diesen Ansatz versuchen wir weitgehend zu leben, auch um Gärtchendenken zu verhindern. Sonst läuft man Gefahr, dass die Infrastruktur-Abteilung darauf bestrebt ist, die Systeme ohne Änderungen möglichst stabil zu halten, während die Entwicklungsabteilung möglichst schnell neue Releases aufspielen will, was unweigerlich zu Konflikten führt.
Bringt dieser Ansatz auch Herausforderungen mit sich?
Die gibt es, und wir befinden uns hier in einem stetigen Lernprozess. So besteht die Gefahr, dass verschiedene Teams immer wieder dieselben Fehler wiederholen. Das gilt insbesondere dann, wenn Teams sehr eigenständig unterwegs sind. Dann fehlt ein übergreifender Lernprozess, gerade bezüglich Infrastrukturthemen, was unter Umständen zu Ineffizienz führen kann. Wir versuchen, dem entgegenzuwirken, indem wir bezüglich Plattform und Infrastruktur gewisse Elemente übergreifend zur Verfügung stellen.
Was gehört alles zur Produktentwicklung, die in Ihrem Verantwortungsbereich liegt?
Unsere wichtigsten Produkte sind zum einen der Online Shop, zum anderen unser ERP-System, das zwar nach aussen nicht sichtbar ist, aber eine sehr grosse, eigenentwickelte Applikation ist, über die praktisch alle Prozesse im Unternehmen abgebildet werden und mit der praktisch alle Mitarbeiter arbeiten. Ebenfalls bei uns angesiedelt sind die Kundenleitsysteme – sprich die Displays am Point of Sale. Und wir haben eine mobile Logistiklösung entwickelt, mit dem unsere Logistiker im Lager auf mobilen Geräten arbeiten. Das sind im Wesentlichen unsere Hauptprodukte, die wir mit unseren insgesamt 24 Teams und 190 Mitarbeitenden selbst entwickeln.
Warum dieser hohe Grad an Eigenentwicklung? Und wird Standardsoftware in diesen Bereichen überhaupt in Betracht gezogen?
Der hohe Stellenwert der IT und der eigenentwickelten Software ist Teil der DNA unseres Unternehmens. Das kommt noch aus der Gründerzeit – bereits die erste Version des Online Shops und des ERP-Systems wurden von den Gründern selbst entwickelt. Vor rund zehn Jahren, als diese Lösungen grundlegend überholt werden mussten, wurde kurz geprüft, ob es passende Standardlösungen gibt. Allerdings wurde dieser Plan rasch wieder verworfen – und zwar vor allem darum, weil die Eigenentwicklungen wie gesagt Teil unserer DNA und unserer Kultur sind. Natürlich bringen die Eigenentwicklungen auch zahlreiche Vorteile mit sich, allen voran den, dass wir die Prozesse und Lösungen passgenau auf unsere Bedürfnisse adaptieren können, was uns Effizienz und Flexibilität bringt. Punktuell jedoch kaufen wir schon Software von Drittherstellern dazu, etwa dann, wenn die Lösungen sehr nah mit der Hardware verbandelt sind, wie das in der Logistik zum Teil der Fall ist – beispielsweise bei der Maschinensteuerung. Auch generische Lösungen im Bereich HR oder Buchhaltung entwickeln wir nicht alle selbst.
Die gibt es, und wir befinden uns hier in einem stetigen Lernprozess. So besteht die Gefahr, dass verschiedene Teams immer wieder dieselben Fehler wiederholen. Das gilt insbesondere dann, wenn Teams sehr eigenständig unterwegs sind. Dann fehlt ein übergreifender Lernprozess, gerade bezüglich Infrastrukturthemen, was unter Umständen zu Ineffizienz führen kann. Wir versuchen, dem entgegenzuwirken, indem wir bezüglich Plattform und Infrastruktur gewisse Elemente übergreifend zur Verfügung stellen.
Was gehört alles zur Produktentwicklung, die in Ihrem Verantwortungsbereich liegt?
Unsere wichtigsten Produkte sind zum einen der Online Shop, zum anderen unser ERP-System, das zwar nach aussen nicht sichtbar ist, aber eine sehr grosse, eigenentwickelte Applikation ist, über die praktisch alle Prozesse im Unternehmen abgebildet werden und mit der praktisch alle Mitarbeiter arbeiten. Ebenfalls bei uns angesiedelt sind die Kundenleitsysteme – sprich die Displays am Point of Sale. Und wir haben eine mobile Logistiklösung entwickelt, mit dem unsere Logistiker im Lager auf mobilen Geräten arbeiten. Das sind im Wesentlichen unsere Hauptprodukte, die wir mit unseren insgesamt 24 Teams und 190 Mitarbeitenden selbst entwickeln.
Warum dieser hohe Grad an Eigenentwicklung? Und wird Standardsoftware in diesen Bereichen überhaupt in Betracht gezogen?
Der hohe Stellenwert der IT und der eigenentwickelten Software ist Teil der DNA unseres Unternehmens. Das kommt noch aus der Gründerzeit – bereits die erste Version des Online Shops und des ERP-Systems wurden von den Gründern selbst entwickelt. Vor rund zehn Jahren, als diese Lösungen grundlegend überholt werden mussten, wurde kurz geprüft, ob es passende Standardlösungen gibt. Allerdings wurde dieser Plan rasch wieder verworfen – und zwar vor allem darum, weil die Eigenentwicklungen wie gesagt Teil unserer DNA und unserer Kultur sind. Natürlich bringen die Eigenentwicklungen auch zahlreiche Vorteile mit sich, allen voran den, dass wir die Prozesse und Lösungen passgenau auf unsere Bedürfnisse adaptieren können, was uns Effizienz und Flexibilität bringt. Punktuell jedoch kaufen wir schon Software von Drittherstellern dazu, etwa dann, wenn die Lösungen sehr nah mit der Hardware verbandelt sind, wie das in der Logistik zum Teil der Fall ist – beispielsweise bei der Maschinensteuerung. Auch generische Lösungen im Bereich HR oder Buchhaltung entwickeln wir nicht alle selbst.