Verschiedene Meinungsforschungsinstitute sind verärgert, weil
Swisscom sie auf die schwarze Liste unerwünschter oder zweifelhafter Anrufer gesetzt hat. Erhebungen sollen dadurch erschwert oder sogar verhindert werden, so die Betroffenen.
Der Anruffilter, den Swisscom seit rund einem Jahr anbietet, dient dazu, zweifelhafte Werbeanrufe zu verhindern. Nun beschweren sich aber auch renommierte Meinungsforschungsinstitute wie Demoscope oder GFS Bern, dass sie auf der schwarzen Liste von Swisscom gelandet sind, wie "Sonntagszeitung"
berichtet. Dies führe zu einem systematischen Fehler, so Stefan Klug von Demoscope. Swisscom Kunden würden einen bestimmten Personenkreis abbilden, da beispielsweise der Anteil der Besserverdienenden bei diesem Anbieter höher sei als bei den Mitbewerbern. Dadurch würden sich die Ergebnisse von wissenschaftlichen Untersuchungen verzerren.
Der Schweizerische Markt- und Sozialforschungsverband hat nun bei Swisscom Protest eingelegt und bezeichnet das Vorgehen als ein "grosses Problem, wenn die Filter bei einem Institut greifen, obwohl es die Verbandsregeln einhält", so Präsidentin Susan Shawn gegenüber der "Sonntagszeitung". Swisscom müsse somit sicherstellen, dass keine namhaften Forschungsinstitute auf die schwarze Liste gesetzt würden. Wie "Sonntagszeitung" weiter schreibt, sei das Unternehmen zu Gesrprächen bereit, aber bislang wurde noch keine Einigung erzielt, womit der Streit zu einer politischen Angelegenheit mutiert. So will etwa die grüne Nationalrätin Sibel Arslan vom Bundesrat wissen, wie er die "unhaltbare Situation" verhindern will, und betont, dass sie den Filter zwar für sehr gut hält, es ist jedoch "völlig unverständlich" sei, dass der grösste Schweizer Telefonanbieter anerkannte Forschende blockiert.
Das Problem beruht gemäss "Sonntagszeitung" darauf, dass die schwarzen Listen von einem Computerprogramm erstellt werden und die genauen Kriterien, die zur Blockade führen, werden von Swisscom unter Verschluss gehalten. Nun muss sich der Bundesrat mit dem Thema befassen.
(swe)