Datenwachstum ohne Kopfschmerzen
Quelle:

Datenwachstum ohne Kopfschmerzen

Das Pharmaunternehmen Actelion hat mit einer neuen Speicherumgebung seine Effizienz gesteigert und will so für die Zukunft in einem hochkompetitiven Umfeld gerüstet sein.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/01

     

Hinter jedem Medikament, das auf den Markt gebracht wird, steckt eine lange, intensive und teure Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Laut einer Studie der Zeitschrift «Pharmaceutical Executive» gaben die zehn weltweit umsatzstärksten Pharmakonzerne 2009 insgesamt rund 60 Milliarden Dollar in diesem Bereich aus. Doch die Zahl neuer Medikamente stagniert seit Jahren. Egal ob Nischenprodukt oder umsatzstarker Blockbuster – die Chance, eine Neuentwicklung durch die komplizierten europäischen und US-amerikanischen Zulassungsprozesse zu bringen, ist äusserst gering. Um in diesem hart umkämpften Markt bestehen zu können, setzen die Unternehmen verstärkt auf Differenzierung und auf neue Wege, ihre Effizienz und Produktivität zu steigern. Dabei reichen die Bestrebungen von neuen Forschungsansätzen über innovative Technologien bis hin zur Optimierung der Geschäftsprozesse und der IT-Architektur.

Ein gutes Beispiel dafür, wie man sich in diesem Wettbewerb stark positionieren kann, liefert das Allschwiler Unternehmen Actelion. Die Firma ist spezialisiert auf die Erforschung, Entwicklung und Vermarktung von sogenannten Orphan-Arzneimitteln. Dabei handelt es sich um synthetische, kleinmolekulare Substanzen, die als Medikamente für bisher unzureichend behandelbare, seltene Krankheiten eingesetzt werden. Diese Ausrichtung liegt heute im Trend. Fast ein Drittel aller neuen Medikamente wird laut des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) auf Orphan-Produkte entfallen. Seine Nischenpositionierung hat dem Hersteller in den vergangenen Jahren ein gesundes Wachstum beschert. Seit 2000 ist Actelion börsennotiert und agiert mit über 2400 Mitarbeitern in über 25 Niederlassungen weltweit.

Wie alle forschenden Pharmaunternehmen ist auch Actelion den steigenden Anforderungen seitens des Gesundheitswesens ausgesetzt, muss einen unterbrechungsfreien Geschäftsbetrieb garantieren und immer mehr Vorschriften einhalten. Hinzu kommt, dass klinische Studien aufgrund steigender Sicherheits- und Wirksamkeitsanforderungen von Regulierungsbehörden, Versicherern und Patienten immer komplexer werden. Diese Umstände liessen die Datenmenge, die das Unternehmen verarbeiten und archivieren muss, rapide ansteigen: Bisher wuchs der Datenbestand jährlich um 60 Prozent. Alleine in der Labortechnik wird jeder Schritt dokumentiert, um Veränderungen und Versuchsstadien auswerten zu können. Hinzu kommen Daten aus Entwicklung, Marketing und Vertrieb – von ERP-Programmen bis hin zu Geschäftsanwendungen. Besonders in verteilten IT-Umgebungen wie der von Actelion werden das effektive Management und die richtige Handhabe von Daten eine Herausforderung. Erst der Aufbau einer IT-Umgebung mit geringem Wartungsaufwand und hoher Verfügbarkeit ermöglicht die effiziente Zusammenarbeit aller Mitarbeiter.



Kapazitätsgrenzen als Indikator

Actelion gehört zu denjenigen Pharmaunternehmen, die das Einsparpotential einer Prozessoptimierung im IT-Bereich bereits erkannt haben. Vergangenes Jahr nahm die Firma den effizienzsteigernden Umbau ihrer Speicherumgebung in Angriff. Aufgrund des Unternehmenswachstums stiess das Storage-System des Herstellers zuletzt an seine Kapazitäts- und Performance-Grenzen. Nicht zuletzt hatte auch das stark wachsende Datenvolumen bei den unstrukturierten Daten im Bereich File Services auf den bestehenden NAS-Systemen diese Situation verschärft. «Für die NAS-Unterstützung der Kommunikationsprotokolle CIFS und NFS wurden neue, leistungsfähigere und flexiblere Lösungsansätze benötigt», schildert Falko Herbstreuth, IT-Architekt beim Schweizer Systemhaus Lanexpert, die Situation bei Projektbeginn.
Mittelfristig hätte die Storage-Landschaft des Unternehmens nicht mehr flexibel genug auf die sich ändernden Business-Anforderungen reagieren können. Auch die Wartung war überproportional teuer geworden. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen entschieden sich die IT-Verantwortlichen von Actelion für die Evaluation einer neuen, skalierbaren Lösung, welche mit dem wachsenden Datenvolumen Schritt halten und adäquate Leistung aufbringen konnte. Ziel war es, Kosten einzusparen sowie die Komplexität und die Risiken gering zu halten. Forschungs- und Office-Daten, Datenbanken, ERP-Programme und Geschäftsanwendungen sollten nicht nur sicher und schnell gespeichert, sondern auch effizient verwaltet werden können. Die Wahl fiel auf eine Kombination aus mehreren skalierbaren Speicherlösungen von Hitachi Data Systems und die Vor-Ort-Betreuung durch Lanexpert.

Optimierte Leistung dank Kombilösung

Im Mai 2010 wurde am Hauptsitz in Allschwil ein Hitachi NAS Platform (HNAS) 3080 Cluster sowie ein Adaptable Modular Storage (AMS) 2500 implementiert. Die besondere Herausforderung bei der Umsetzung lag darin, eine minimale Downtime einzuhalten – von der Einrichtung der Storage-Elemente bis hin zur Migration der ersten Block- und File-basierten Daten. Die Umstellung erfolgte reibungslos und von der Forschung bis zum Vertrieb konnten alle Abteilungen ohne Leistungseinbussen weiterarbeiten.
Der Zugriff auf das zentrale Speichersystem AMS 2500 erfolgt entweder Block-basierend direkt via SAN oder mit CIFS- und NFS-File-systemen via die HNAS-3080-Plattform. So ist die Performance für die unterschiedlichen Datentypen jederzeit sichergestellt. Die neu implementierten Systeme werden konsequent für alle Datentypen eingesetzt: für die unstrukturierten Daten wie Forschungs- und Office-Daten, Bilder, Grafiken und Mediafiles, für strukturierte, Block-basierte Daten wie ERP-Programme, Datenbanken und Geschäftsanwendungen sowie für semi-strukturierte Daten, welche beispielsweise bei der Verwendung des E-Mail-Systems Lotus Notes entstehen. Im Sinne der Kostenoptimierung ist ein dynamisches Tiering von Dateien über verschiedene Speicherklassen bis hin zur Archivierung via eine voll integrierte HSM-Lösung (Hierarchical Storage Management) implementiert. Im Zuge der Systemerweiterung investierte Actelion ausserdem in neue 5100 Switches von Brocade. Insgesamt wurden durch die bisherigen Umstrukturierungsmassnahmen 260 TB Rohkapazität geschaffen, aufgeteilt in hochperformanten SAS- bis hin zu kapazitätsoptimierten SATA-Laufwerken. «Als forschendes Pharmaunternehmen müssen wir langfristig denken», so Serge Kielwasser, Senior Storage Engineer bei Actelion. «Mit der Neustrukturierung unserer gesamten Infrastruktur – angefangen bei den Servern bis hin zu den Speichersystemen – haben wir uns auf lange Sicht eine System-Performance gesichert, die dem jeweiligen Stand unserer Unternehmensentwicklung angemessen ist.»
Im Frühling 2011 ist die Implementierung einer Hitachi Content Platform (HCP) 500 geplant. Die HCP als Objekt-basierte Storage-Lösung erweitert die bestehende Speicherlandschaft mit einem intelligenten, Content-orientierten System für Langzeitaufbewahrung. Actelion hat vor, die HCP für die Archivierung der Human-Ressources-Daten zu nutzen. Die Anforderungen an eine Langzeitarchivierung und das sichere unveränderbare Aufbewahren wichtiger Unternehmensdaten ist somit sichergestellt. Dank dem Leistungsumfang inklusive der Compliance-Zertifizierung sind auch künftige Anforderungen im Bereich Langzeitarchivierung abdeckbar. Aufgrund des rapiden Wachstums von Actelion stehen zudem bereits weitere Ausbauschritte im Jahr 2011 an.
Der Pharmabranche stehen spannende Entwicklungen ins Haus. Dem amerikanischen Branchendienst IMS Health zufolge, verlieren bis 2013 Medikamente mit einem Jahresumsatz von derzeit 135 Milliarden Dollar ihren Patentschutz – das sind knapp 17 Prozent des Gesamtjahresumsatzes der Pharmaindustrie. Dies öffnet den Markt für die Anbieter von günstigeren Nachahmerprodukten, den so genannten Generika. Der Konkurrenzdruck wird dadurch weiter ansteigen. Es bleibt abzuwarten, wie klug die Unternehmen der Pharmabranche die Möglichkeiten, die intelligente Storage-Lösungen bieten, für sich zu nutzen wissen werden.



Wiebke Lörcher ist freie Journalistin aus München.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER