Gartner vergleicht Data Center Ethernet Switches von HP und Cisco

Der Markt für Ethernet-Switches im Rechenzentrum war traditionell kein eigener. Doch mit Virtualisierung und der Netzkonvergenz hat eine Spezialisierung eingesetzt. Die von Gartner als "Mega-Player" titulierten Konkurrenten Cisco und HP prägen den Markt durch ihre Visionen. Die Wettbewerber müssen dem Trend folgen, da der Markt für LAN-Switches als saturiert gilt und der Ethernet-Switching-Umsatz stagniert.
25. August 2010

     

Die Marktsättigung mit LAN Switches, vor allem in Westeuropa und Nordamerika, hat dazu geführt, dass die Angebote der verschiedenen Hersteller kaum noch unterscheidbar sind, schreiben Naresh Singh und Severeine Real, die Autoren der Gartner-Studie "Competitive Landscape: Data Center Ethernet Switches, Worldwide, 21010".


Da hat auch den Effekt, dass die Margen, die hier zu verdienen sind, schrumpfen. Zudem sind die Anwenderunternehmen wenig motiviert, ihren Endanwendern Gigabit-Ethernet zur Verfügung zu stellen. Die Bandbreite im LAN genügt. Wachstum im Switching-Markt scheint nicht in Sicht.


Aus dieser Perspektive scheint der Rechenzentrumsbedarf für die meisten Anbieter von Ethernet-Switches eine logische Entwicklung zu sein. Hier scheint sich Marktpotential aufzutun – durch steigende Nachfrage und stärkere Differenzierung.



Entwicklungstrends

Lossless Ethernet, die Überwindung von Spanning-Tree-Grenzen und Virtual Machine Netzwerk-Management gehören zu den Schlagworten, die die Entwicklungstrends kennzeichnen. Trotzdem geht es in diesem Markt jetzt noch vielfach darum, sich in den Köpfen der potentiellen Käuferschaft breit zu machen, um das Terrain abzustecken.


Denn die Produktentwicklung selbst wird sich noch über ein, zwei Jahre hinziehen, bis das Angebot so breit und umfassend ist, dass sich Anschaffungen in grösserem Umfang richtig lohnen. Cisco mit seinem "Unified Computing System" und HP mit seiner "Converged Infrastructure" geben die Richtung vor.


Die beiden Wettbewerber zeigen auch, dass die Grenzen zwischen den einzelnen IT-Claims nicht so bleiben können. So versucht Cisco mit seinem Angebot direkt ind den Server und Storage-Markt vorzudringen, während HP, Brocade, IBM, Fujitsu und Dell eine aggressives und deutliches Interesse am Netzwerk-Geschäft an den Tag legen.



weiter mit: Unified Computing schafft ein Vakuum

So nimmt es nicht Wunder, dass gewohnte Allianzen, etwa Cisco und HP, verschwunden sind. Das wiederum hat laut der Gartner-Analysten ein Vakuum hinterlassen, das mit neuen Partnern, etwa Dimension Data, gefüllt wird. Es lässt aber auch Raum für andere Netzwerk-Spezialisten wie Juniper Networks.


Doch ganz so einfach ist die Eroberung des Datacenter-Felds nun auch wiederum nicht. Gartner hat einige der Hürden zusammengestellt (siehe: Tabelle). Zu den Eintritts-Barrieren zählt, dass die geforderte Technik komplex ist, und zum Teil nicht einmal verfügbar. Durch die komplexen Zusammenhänge und Umgebungen ist es schwierig, einzelne Produkte zu verkaufen. Die Anbieter brauchen ein umfassenderes Portfolio.


Integrierte oder Fabric-basierte Rechenzentrums-Lösungen und –Strategien der grossen Anbieter machen es für kleine Wettbewerber notwendig, dass sie Zugang zu diesen grossen Servern und Storage-Systemen erhalten.



Die Mega-Player: HP und Cisco

Den Wettbewerbscharakter schätzen die Gartner-Analysten als "moderat" bis "hoch" ein. Zudem haben die Unternehmen, die von der Netzwerk-Seite kommen einen Nachteil im Vertrieb. Im IT-Ökosystem stehen die Server oftmals auf einer höheren Hierarchiestufe als das Netzwerk-Equipment. Die Anschaffung von Switches folgt denen der Server nach und nicht umgekehrt.


Zudem ist der Einfluss von Systemintegratoren und Vertriebspartner hoch, so werden Konsolidierungsprojekte, genauso wie der Entwurf und die Modernisierung von Rechenzentren hauptsächlich von Systempartnern oder unabhängigen Beratern vorgenommen.


Schliesslich zählt auch, wie der Markt über die Medien angegangen werden kann. Cisco und HP können und tun das direkt. So positioniert sich Cisco mit seinem Netzwerk-zentrierten Ansatz und HP dagegen mit seinem Server-basierten.


Beide Anbieter können mit einem breiten und tiefgehenden Lösungs-Portfolio aufwarten; Cisco allerdings habe sich bei den Anwendern den größeren Respekt verdient, so die Studien-Autoren.



weiter mit: Das Cisco-Portfolio

Im vergangenen Jahr hat Cisco mit Rechenzentrums-Ethernet-Switches rund 5,4 Millionen Ports ausgeliefert. Dabei belief sich der Umsatz auf rund 947,1 Millionen Dollar. Das ergibt einen Marktanteil von 53,1 Prozent bei den Port-Zahlen und 47,8 Prozent beim Umsatz.


Im Wesentlichen vermarktet Cisco zwei Produktlinien für Rechenzentren: "Nexus" und "Catalyst". Die Nexus-Serie wurde 2008 eingeführt; der erste Switch war "Nexus 7000". Dann folgten Nexus 5000, 4000, 2000 und 1000. Die Switches sind so konzipiert, dass sie Virtualisierung, Cloud Computing, Web-2.0-Anwendungen und Fabric-Anforderungen unterstützen können.


Nexus 7000 ist ein Chassis-basiertes Gerät, Nexus 5000 ein ToR-Switch. Die beiden haben dasselbe Betriebssystem, "Nx-OS". Nexus 4000 ist ein Blade-Switch und Nexus 200 eine Fabric-Erweiterung. Nexus 1000V hingegen ist ein virtuelles Ethernet Modul.


Damit ist die Nexus-Produktlinie die präferierte für zukünftige Rechenzentren, wenngleich die Catalyst-Roadmap bis mindestens 2012 fortgeführt wird. Catalyst 4900 kam 2004 auf den Markt und Catalyst 6500 im Jahr 1999. Die Switches können auch für LANs verwendet werden. Das 4900er Gerät ist ein stapelbares und das 6500er ein Chassis-basiertes System.



Unterschiede und Koexistenz

Die Nexus- und Catalyst-Serien können zwar koexistieren, weisen aber auch wesentliche Unterschiede aus, die, so die Gartner-Analysten durchaus zu Mehrkosten und grösserem Management-Aufwand führen können.


So haben die Produktlinien unterschiedliche Betriebssysteme.




  • Nexus unterstützt zwar 1 Gigabit, aber ist für 10-Gigabit-Netze optimiert und wird auch mit 40 Gigabit und 100 Gigabit fertig. Catalyst hingegen ist für 1 Gigabit optimiert, unterstützt aber auch 10 Gigabit und wird auch 40 Gigabit verkraften.



  • Nexus kann Virtualisierung in einem einzigen Chassis aber auch in mehrere unterstützen. Catalyst benötigt dafür mehrere Chassis.



  • Dank des NX-OS-Betriebssystem taugt Nexus vor vorne herein für konvergente Netze und Speicherung oder Unified Frabric. Das kann Catalyst nicht bieten.



  • Dafür bietet Catalyst Support für Multi Protocol Label Switching (MPLS), Layer-4 bis -7-Services und einige Legacy-Protokolle, die den Nexus-Systemen fremd sind.


Die Unterschiede haben zur Folge, dass die Cisco-Kunden sehr wahrscheinlich noch über einen längeren Zeitraum beide Produktlinie brauchen, obwohl ihr Hersteller den Wechsel zu Nexus empfiehlt. Kunden, die auf schnell von den Vorteilen einer virtualisierten und konvergenten Rechenzentrumsinfrastruktur profitieren wollen, finden in Cisco einen Vorreiter.


Das Unternehmen war hier eines der ersten, die entsprechende Features anbieten konnte und ist zum Teil noch das einzige. Insbesondere geht es den Gartner-Autoren um




  • die Netzwerk-Virtualisierung: „Virtual Device Context“ ist eine logische Virtualisierung auf dem Device-Level, die erlaubt, mehrer Instanzen auf dem Gerät zu erscheinen zu lassen als handle es sich dabei um ein- und denselben physikalischen Switch.



  • Fibre Channel over Ethernet (FCoE): Sowohl Nexis 4000 als auch 5000 können FCoE.



  • Data Center Bridging (DCB) : Nexus unterstützt Priority Flow Control mit zwei Prioritätsmöglichkeiten,. Darüber hinaus bietet die Produkt-Serie Enhanced-Transmission-Selection (ETS), und Lossless Service sowie Unterstützung des Data Center Bridging Exchange Protocol.



  • Overlay Transport Virtualization: Layer-2 Netze lassen sich auf Layer-3 Netzwerke übertragen, wenn es sich um Anwendungen innerhalb eines Rechenzentrums handelt oder um zwischen verschiedenen Rechenzentren aufgeteilte.



weiter mit: Cisco–Stärken und -Schwächen

Zu den Stärken zählt Gartner, das Cisco eindeutig der Marktführer ist. Das gilt für die Verbreitung aber auch für viele Innovationen. So ist Cisco an verschiedenen Spezifikationen in dem Umfeld beteiligt.


Darüber hinaus kann der Hersteller auf ein umfangreiches Portfolio verweisen und unterhält starke Partnerschaften, etwa zu Vmware, EMC und NetApp. Die Position lässt Cisco finanziell gut aussehen und sorgt für ein gesundes Forschungs- und Entwicklungs-Budget.


Nachteile finden die Gartner-Analysten jedoch ebenfalls. So sei Cisco-Equipment immer ein wenig teurer und oftmals proprietär. Das liege auch daran, dass es häufig noch keine Standards gebe, führe aber bei den Anwendern zu der Befürchtung, auf immer und ewig an Cisco gebunden zu sein.


Obwohl es Hinweise auf Evolutionsmöglichkeiten hin zu einen Rechenzentrum der Zukunft gebe, vermissen die Gartner-Analysten klare Ansagen, wie das vonstatten gehen kann. Es gebe keine Service-Strategie für Nexus, wohl aber Pläne zur Weiterentwicklung dieser Produktlinie.


Das Problem, das das Unified Computing System aufwirft, ist, dass Cisco jetzt mit den Server-Herstellern konkurriert. So fehlt deren Unterstützung für die Datacenter-Ethernet Switches von Cisco.



HP-Portfolio, inklusive 3Com und H3C

Obwohl HP bereits 30 Jahre Erfahrung im Networking vorweisen könne, habe es an einem echten Profil in diesem Markt gefehlt, so Gartner. Man konzentrierte sich auf mittelständische Unternehmen. Doch insbesondere in den vergangenen 18 Monaten hat sich das entscheidend geändert.


Sichtbar wurde das etwa dadurch, dass die ProCurve-Division in eine HP-Server-Storage-Netzwerk-Organisation eingegliedert wurde. Ausserdem übernahm HP im November des vergangenen Jahres 3Com, inklusive H3C und Tipping Point.


Im April dieses Jahres wurde der Deal abgeschlossen. Nun kann HP auf ein komplettes Switching-Routing und Security-Portfolio verweisen.


2009 lieferte HP rund 824.200 Ports an Datacenter-Switches aus. Das entspricht 8.1 Prozent des Marktes. Der entsprechende Umsatz belief sich auf 657 Millionen Dollar. Das sind 33,2 Prozent des Datacenter-Switching-Markts.



weiter mit: Stärkung durch 3COM und H3C

Dazu kommen die Verkäufe von 3Com und H3C mit 943.300 Ports, rund 9,3 Prozent des Markts und rund 666 Millionen Dollar Umsatz, was rund 33, 6 Prozent der gesamten Einnahmen in diesem Marktsegment entspricht.


Die Ethernet-Switches für das Rechenzentrum finden sich in den "A"-Serien:


  • H3C A12500 – hinter der Bezeichnung verbirg sich ein grosser, Chassis-basierter Core-Switch für Gigabit und 10-Gigabit Netze. Das Design ist aber auch für 400 und 100 Gigabit vorbereitet, sowie für die Unterstützung von FCoE.

  • H3C A9500 – Ist im Core und in der Aggregation für Server/Switch mit SecBlade-Modulen einsetzbar.



  • H3C A58xx – Dabei handelt es sich um einen ToR-Switch für den Acces Layer oder die Aggregation. Das Produkt bietet zudem "Open Services Network"- Module und kann gegebenenfalls auch im Enterprise Core und in der Distribution von Applikationen eingesetzt werden.



  • Virtual Connect Flex 10 Gigabit, eine Erweiterungsmodul, das im 10 Gigabit-Ethernet-Netzwerk die Bandbreite eines Server-Netzwerk-Port auf vier verschiedene Netzwerkverbindungen virtualisiert verteilt. Das jüngste Produkt "Virtual Connect FlexFabric", bringt mehr Features und ersetzt dieses Modul.



  • A6120 – Die Bezeichnung steht für einen Ethernet Blade-Switch, der für die HP-Chassis-Systeme der C-Klasse, 3000 und 7000, gedacht ist. Es gibt das Gerät für Gigabit und für 10 Gigabit-Netze.





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