Worldcom, die zweitgrösste US-Telekom-Firma, gab am Dienstag bekannt, dass ihr internes Revisionskommitee auf Falschbuchungen in gewaltiger Höhe gestossen ist. Diese dürften den an der Börse so wichtigen EBIDTA (Gewinn vor Zinsen, Abschreibungen, Steuern und Amortisationen) in den letzten fünf Quartalen um saftige 3,8 Milliarden Dollar nach oben verfälscht haben.
Die genaue Art der Manipulationen ist noch unklar. Anscheinend wurden gewisse Kosten, die im Zusammenhang mit dem Netzausbau entstanden, entgegen den anerkannten Buchhaltungsregeln (GAAP), als Investitionen verbucht. Der Unterschied: Die Kosten hätten die Bilanz sofort belastet, Investitionen können über eine gewisse Zeit abgeschrieben werden. Die Worldcom-Aktie, von einem einstigen Höchststand von rund 60 Dollar auf 85 Cents abgesackt, ist aufgrund dieser Nachrichten im nachbörslichen Handel auf nur noch 35 Cents eingebrochen. Ohne Manipulationen hätte Worldcom sowohl fürs Jahr 2001 als auch im Q1 2002 statt 1,4 Milliarden beziehungsweise 130 Millionen Dollar Gewinn einen Nettoverlust anmelden müssen.
Analysten schätzen nun, dass Worldcom diesen Tiefschlag nicht überleben wird. Die Firma sitzt, wie so viele Telcos, auf einem Schuldenberg, bei Worldcom sind es 30 Milliarden Dollar.
Der US-Präsident zeigte sich in einer ersten Stellungnahme sichtlich empört über den Vorfall und kündigte eine Untersuchung an. Die US-Börsenaufsicht SEC hat mittlerweile Klage beim Bundesgericht in New York eingereicht. Worldcom hingegen hat als erste Massnahme, um den drohenden Konkurs abzuwenden, bekanntgegeben, 17'000 der 80'000 Mitarbeiter zu entlassen.