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Flucht nach vorn: Microsoft ändert Lizenzbestimmungen

Die PC-Hersteller sollen künftig wählen können, welchen Browser sie einsetzen.
12. Juli 2001

     

Microsoft strebt im Antimonopol-Prozess mit allen Mitteln einen aussergerichtlichen Vergleich an und will so ein Gerichtsurteil mit entsprechenden Folgen abwenden. Deshalb kann man die jüngste Verlautbarung aus Redmond durchaus als "Flucht nach vorn" bezeichnen: Microsoft will nämlich die Lizenzbestimmungen entschärfen. Hinter der PR-gerecht aufbereiteten Phrase "mehr Flexibilität" (Steve Ballmer) für die PC-Hersteller steckt die Möglichkeit, den Microsoft-Browser Internet Explorer aus dem Betriebssystem zu verbannen und durch eine Konkurrenzlösung zu ersetzen.

Bereits bei Windows XP, das neue OS wird am 25. Oktober auf den Markt kommen, sollen die PC-Hersteller im Startmenu die Links, die auf Internet-Explorer-Komponenten verweisen, entfernen können. Microsoft wird zudem die Möglichkeit schaffen, den Browser über das Software-Applet in der Systemsteuerung zu deinstallieren. Die älteren OEM-Versionen von Windows 98, Me und 2000 sollen so adaptiert werden, dass die Hersteller die Startmenu-Einträge entfernen können, die auf den Browser verweisen. Allerdings werden die PC-Produzenten nach wie vor Icons direkt auf dem Desktop plazieren können.




Kommentar:

Microsoft schafft mit den neuen Funktionen zwar mehr Flexibilität für die PC-Hersteller, die ihre Systeme mit OEM-Versionen von Windows ausliefern. Ob die Assemblierer diese neuen Möglichkeiten auch nutzen werden, wird sich aber erst noch zeigen. Schliesslich versteht es Microsoft, die eigenen Software-Produkte und Web-Services so aufeinander abzustimmen, dass der User davon profitieren kann. Hersteller, die Konkurrenzlösungen zu Microsoft-Produkten anbieten, stehen seit jeher vor dem Problem, dass sie nicht dieselbe Integration erreichen können wie Microsoft - nicht zuletzt auch deshalb, weil der Windows-Quellcode eines der am besten gehüteten Firmengeheimnisse Microsofts ist (vergleichbar mit dem Coca-Cola-Rezept). Und von einer Konkurrenzsituation bei den Browsern kann seit langem keine Rede mehr sein.

So betrachtet ist die Ankündigung aus Redmond nicht viel mehr als der Versuch, die Richter wohlwollend zu stimmen. Diese These untermauert die Pressemitteilung aus Redmond, in der als Begründung für diesen Schritt explizit das Urteil des Berufungsgerichts angeführt wird.
Obwohl die Neuerungen an den OEM-Versionen einigen Entwicklungsaufwand bedeuten, wird dies den Launch von Windows XP nicht verzögern. Da stellt sich die Frage, wieso man diesen Schritt nicht schon früher vollzogen hat. (map)


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