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Behörden lassen sich von Microsoft schröpfen

Microsoft verrechnet dem Bund (zu) hohe Dollar-Wechselkurse – hat naturgemäss aber eine andere Sicht der Dinge.
5. Oktober 2006

     

Microsoft hat mit Bund und Kantonen diesen Sommer einen neuen Vertrag abgeschlossen, der ihnen kräftig das Geld aus den Taschen zieht – nicht zuletzt auf Kosten der Steuerzahler. Dies berichteten gestern der IT-Newsdienst Inside-IT und Cash Daily.

Den Berichten zufolge soll der Softwaregigant der öffentlichen Hand viel zu hohe Wechselkurse verrechnen. Konkret sei der Dollar nicht zum Marktpreis von etwa 1,25 Franken, sondern zu 1,52 Franken verrechnet worden. Mehrkosten von jährlich mehreren Millionen Franken sind die Folge. Die Schweizerische Informatikkonferenz (SIK), die im Auftrag der Kantone mit Microsoft verhandelte, habe sich anfänglich gegen diesen Deal gewehrt, ihn dann aber schliesslich doch unterschrieben, nachdem der IT-Dienstleister Bedag, der dem Kanton Bern gehört, als Erster den Vertrag unterzeichnet hatte.


Unsere Schwesterzeitschrift "IT Reseller" hat bei Microsoft-Sprecher Holger Rungwerth zu den Vorwürfen nachgefragt: "Davon lassen wir uns natürlich nicht beeindrucken. Die Berichte auf Inside-IT und im Cash Daily sind sehr tendenziell und entsprechen nicht unbedingt den Tatsachen", so Rungwerth. Microsoft lege nicht willkürlich Wechselkurse fest, um die Marge aufzustocken. Grundsätzlich lege man keine Kurse, sondern Preise fest.

Bis dato bestand die Möglichkeit, auch für Kunden in der Schweiz, Microsoft-Produkte von der US-Preisliste in Dollar zu bestellen. Je nach Dollarkurs kosteten die gekauften Produkte dann etwas mehr oder wenn man Glück hatte auch weniger. Generell ist es jetzt nur noch möglich, von der jeweilig gültigen Landespreisliste in Inlandwährung zu kaufen. Die neue Regelung gelte auch, um den Kunden zu schützen, heisst es. "Das Währungsrisiko trägt Microsoft", sagt Rungwerth. "Wahrscheinlich führte das bei der SIK zu Missverständnissen."

Zudem handele es sich beim erwähnten Vertrag um ein sehr umfangreiches, langwieriges Projekt, in dessen Verlauf sich bis zum Vertragsabschluss die Preise eben durchaus ändern könnten. "Im Nachhinein betrachtet haben wir ein äusserst attraktives Angebot vorgelegt", so Rungwerth. Attraktiv sicher auch für Microsoft selbst.

Letztlich stellt sich allerdings die Frage, wer hier eigentlich der Buhmann ist. Microsoft ist ein Konzern, der seinem "naturgegebenen Instinkt" nachgeht, soviel Umsatz und Gewinn wie möglich zu scheffeln. Der Bund hingegen sollte seine Beschaffungspolitik überdenken.


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