

Der Usability-Guru Jakob Nielsen, seit langem für seine kritischen Ansichten zur Benutzerfreundlichkeit von Webseiten bekannt, hat sein Augenmerk nun auf iPad-Anwendungen gerichtet. Sein erstes Fazit fällt ziemlich ernüchternd aus: „iPad-Apps sind inkonsistent, die Features sind nur schwer erkennbar, und man macht häufig Fehler durch unbeabsichtigtes Berühren. Weitere Usability-Probleme ergeben sich daraus, dass die Oberfläche zu stark nach dem Muster von Print-Publikationen gestaltet ist sowie durch kuriose Interaktionsmechanismen." So erzeugt das Antippen eines Bildes je nach Anwendung völlig unterschiedliche Reaktionen von „gar nichts" über das Erscheinen eines Navigationsmenüs bis zur Präsentation einer Bildergalerie.
Das iPad sehe aus wie ein grosses iPhone, würden die meisten User als Erstes feststellen – aber vom Standpunkt des Interaction Design sollte die Oberfläche einer iPad-Anwendung eben gerade nicht einem vergrösserten iPhone-UI gleichen, meint Nielsen.
Für seine „First Findinds From User Testing" hat Nielsen unter anderem die iPad-Apps von eBay, BBC und Time Magazine untersucht. Nielsen macht in seinem 93-seitigen Bericht, der über seine Website „useit.com" kostenlos heruntergeladen werden kann, auch Verbesserungsvorschläge. So sollten GUI-Objekte klarer gekennzeichnet werden, und Entwickler sollten sich eher auf eine einheitliche Bedienungsweise als auf das offenbar bisher gepflegte Prinzip „Mehrwert durch ein exzentrisches Erscheinungsbild" konzentrieren.