Überragend: Photoshop 7.0

Eine neue Zeichen-Engine, bessere Cloning-Tools und die einfachere Bedienung machen Photoshop 7.0 zu einem Muss für Profis.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/07

     

Mit einer Anwenderbasis von über 4 Millionen (legalen) Usern ist Photoshop ganz klar die Nummer 1 im Bereich der Grafiksoftware. Erstaunlich allerdings ist, dass über 50 Prozent dieser User das Programm nicht professionell anwendet, wie eine Studie von Adobe im Jahr 2001 gezeigt hat. Diese Erkenntnisse haben die Photoshop-Entwickler direkt in die neue Version mit dem Codenamen "Liquid Sky" einfliessen lassen, die im April auf den Markt kommen soll.


Bessere Übersicht

Ein Resultat dieser Umfrage ist beispielsweise das offensichtlichste neue Feature von Photoshop 7, der File Browser, wie man ihn in Grundzügen bereits aus Photoshop Elements kennt. Dieses Tool ermöglicht mit Hilfe von Thumbnails die visuelle Suche nach Bildern auf der Festplatte oder externen Drives, leider aber nicht im Netzwerk.



Im Unterschied zu der Elements-Version beschränkt sich der Dateibrowser in Photoshop allerdings nicht auf die reine Suche nach Fotografien. Vielmehr zeigt er in einem Infofenster auch die in den Bildern gespeicherten Metadaten an, ermöglicht umfangreiche Sortieraktionen und erlaubt die Verwaltung von Bildordnern. Besonders praktisch beispielsweise mit Bildern von Digitalkameras ist die integrierte Batch-Rename-Funktion, mit der sich zahlreiche Fotos in einem Rutsch umbenennen lassen. Nicht zuletzt ermöglicht der Dateibrowser bei Bedarf auch das Drehen von Bildern.




Eine weitere Neuerung ist das Zusammenstellen und Speichern von persönlichen Arbeitsoberflächen. Je nach Aufgabe - Zeichnen, Bildbearbeitung für Print oder Web, Arbeit mit zwei Monitoren - lassen sich die Werkzeug-Paletten auswählen und arrangieren und bei Arbeitsbeginn schnell wiederherstellen. Ausserdem lassen sich die Einstellungen für Werkzeuge speichern.



Ein absolutes Highlight für die Bearbeitung von Bildern ist das neue Werkzeug Healing Brush. Dieses Tool ist mit dem Klonstempel verwandt und kopiert wie dieser ausgewählte Bildbereiche, um beispielsweise Kratzer, Falten oder andere Unschönheiten zu überdecken. Im Unterschied zum Cloning-Tool, das die Quellpixel absolut identisch an den Zielort überträgt, übernimmt die Healing Brush daselbst diverse Eigenschaften des Bilds, beispielsweise Schatten oder Texturen, was zu deutlich besseren Ergebnissen führt.



Das sogenannte Patch-Tool erledigt dieselbe Aufgabe, arbeitet aber mit Auswahlen statt Pinselspitzen.




Neue Zeichen-Engine

Komplett neu ist die Photoshop-Zeichen-Engine, die nun eine wesentlich bessere Simulation von herkömmlichen Zeichen- und Maltechniken erlaubt. Dafür stehen zwar auch in der neuen Version mit Pinsel und Zeichenstift nur wenige Werkzeuge zur Verfügung, diese lassen sich aber wesentlich feiner definieren. In einer neuen Palette mit Live-Vorschau lassen sich Dutzende von Parametern verändern und die neukreierten Pinselspitzen als Presets abspeichern. Natürlich unterstützt die neue Zeichenengine auch alle Features moderner Grafiktablets, was die Mal-Möglichkeiten in Photoshop zusätzlich erweitert.



Ein neues Plug-In namens Pattern Maker erlaubt das schnelle Kreieren von komplexen Mustern, indem der Anwender einfach einen Bereich des Bilds auswählt. Die so erzeugten Muster lassen sich beispielsweise als Kacheln für Hintergründe von Webseiten verwenden.




Überarbeitet wurde auch das Liquify-Plug-in, das nun eine bessere Kontrolle über die verschiedenen Parameter des Verzerrungs-Tools erlaubt. So sind unter anderem eine Zoom- und Pan-Funktion hinzugekommen, und das Plug-in unterstützt nun mehrfaches Rückgängigmachen von Aktionen. Ausserdem wurde mit der Turbulence Brush ein neues Tool hinzugefügt, das die Pixel vermischt, und mit der ebenfalls neuen Backdrop-Option lassen sich einzelne Layer oder das ganze Bild als visuelle Vorlage im Hintergrund nutzen.



Nicht zuletzt unterstützt Photoshop 7 nun das von Adobe entwickelte XMP-Format (Extensible Metadata Platform), das Metadaten wie beispielsweise Stichworte oder Bildbeschreibungen in den Bildern speichert, was wiederum den nahtlosen Austausch dieser Daten zwischen unterschiedlichen Anwendungen erlaubt. Zum Beispiel können die Schlüsselwörter, die in einem Bild gespeichert sind, von Internet-Suchmaschinen indiziert werden, was potentiellen Kunden das Auffinden der Bilder erleichtert.


Neue Features für Web-Bilder

Nicht ganz so viele Neuerungen gibt es in ImageReady, dem mit Photoshop gelieferten Spezialprogramm für die Bearbeitung von Bildern für das Web, zu verzeichnen, dafür sind sie umso nützlicher.



So finden sich in beiden Programmen neue Optionen, die für bessere Web-Bilder sorgen sollen. Eine dieser Optionen erlaubt es, Web-Elemente transparent zu machen, indem man einfach die gewünschte Transparenzfarbe anklickt, und mit der Dithered Transparency Option lassen sich verschiedene Transparenzeffekte erzielen. Darüber hinaus bieten sowohl Photoshop als auch ImageReady nun die Möglichkeit, bei der Komprimierung von Bildern verschiedene Qualitätsstufen für unterschiedliche Bildbereiche zu definieren, so dass sich etwa Artefakte bei Texten verhindern lassen, während der Rest des Bildes stark komprimiert wird.




Die neue Rollover-Palette in ImageReady ermöglicht die schnelle Übersicht über Rollovers, Slices, Image Maps und Animationen. Mit Hilfe des neuen Selected-Status lassen sich nun auch mehrere simultane Rollover-Effekte innerhalb einer Webseite definieren, ohne dass man dazu JavaScripts schreiben müsste.



Ebenfalls neu in ImageReady zu finden ist das Variablen-Feature: Damit lassen sich nun Vorlagengrafiken erstellen, in denen Objekte als Variable definiert werden. Die Daten für diese Objekte werden darauf aus einer ODBC-Datenbank entnommen, wozu allerdings Scripts oder Routinen aus GoLive oder AlterCast nötig sind.



Zu den weiteren neuen Web-Features, die nur in Photoshop zu finden sind, gehören die automatische Kreation von HTML-Bildgalerien sowie die Unterstützung für die Acrobat-5.0-Sicherheitsfeatures, die das neue Photoshop-PDF-Format verfügbar macht. Damit lassen sich Bilder unter anderem mit Passwörtern schützen, und man kann definieren, ob ein Anwender das Bild beispielsweise verändern oder drucken darf.




Unter dem Strich

Insgesamt bietet Photoshop 7 einige sehr praktische neue Features, die vom Erstellen von Zeichnungen über das Bearbeiten von Bildern bis hin zum Optimieren der Elaborate fürs Web reichen. Spektakuläre Resultate versprechen etwa die neue Zeichen-Engine und die Healing Brush. Für zahlreiche Profis werden schon diese beiden Neuerungen für den Update-Entscheid genügen.



Negativ ist eigentlich bloss aufgefallen, dass ImageReady einmal mehr eher stiefmütterlich behandelt worden zu sein scheint. So fehlt in diesem Zusatzprogramm beispielsweise die überaus praktische neue File-Browser-Palette.




Photoshop 7 wird in der deutschen Version voraussichtlich im Juni auf den Markt kommen. Exakte Preise konnte Adobe noch keine nennen, sie dürften sich nach ersten Auskünften allerdings in der Grössenordnung des aktuellen Pakets bewegen.



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER