Mit Multimedia mehr Pep für die Unternehmenskommunikation

Multimedia ist nicht nur für End-User interessant – auch Firmen können multimediale Technologien mit einigem Gewinn einsetzen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/04

     

Multimedia ist eines der ganz grossen Schlagworte des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Wer etwas auf sich hält, ist multimedial. Wie aktuelle Untersuchungen zeigen, nutzen bereits rund 25 Prozent der grössten Unternehmen digitale Medien für ihre Business-Kommunikation.



Möglich macht das das Internet respektive die Vernetzung von Computern ganz generell. Dieser Kommunikationskanal eröffnet neue Perspektiven, indem er buchstäblich jedermann offensteht und traditionelle Anwendungen mit beispiellos tiefem Aufwand ermöglicht. Gleichzeitig bietet die Nutzung von Computern und digitalen Technologien faszinierende, interaktive Anwendungsmöglichkeiten, die mit herkömmlichen Mitteln entweder technisch oder finanziell kaum machbar wären.


Internet-TV: Die Zukunft der unternehmensinternen Information

Eine sehr vielversprechende Möglichkeit, die bisher vor allem aus Kostengründen nur für ganz wenige Firmen nutzbar war, ist das Produzieren von eigenen TV-Sendungen oder Videos. Das Internet hat dies geändert: Heute kann prinzipiell jedermann eine "Fernseh-Show" auf die Beine stellen, er braucht dazu nicht mehr als eine Videokamera, einen Server sowie die geeignete Software. Und als Grundlage natürlich das Netz, über das die Produktion ausgestrahlt wird.



Die Einsatzmöglichkeiten für solches Corporate TV, das je nach Zielgruppe über das Internet oder im Intranet ausgestrahlt wird, sind äusserst vielfältig. Das Spektrum reicht von Firmennachrichten, was eher für grosse, global operierende Unternehmen interessant sein dürfte, über Produkte-News und -Präsentationen bis hin zu Vorführungen zur Mitarbeiterschulung. Weitere denkbare Möglichkeiten sind die Live-Übertragung von wichtigen Anlässen, Talk-Runden und Marketing-Events oder die Verbreitung von Medieninformationen. "Internet-TV gehört die Zukunft", erläutert Horst Fuhrmann, Geschäftsleiter des Internet-TV-Spezialisten Skypro. "Die Technologie ist ausgereift und bietet ein hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis."




Die Vorteile von Corporate TV per Inter- oder Intranet liegen auf der Hand: Audiovisuelle Information ist nach dem persönlichen Kontakt die unmittelbarste, natürlichste Kommunikationsform und kann Emotionen transportieren. Ausserdem funktioniert sie weltweit und ist dank dem Internet einigermassen kostengünstig realisierbar. Dazu kommt schliesslich, dass Fernsehen als Medium eine vergleichsweise grosse Glaubwürdigkeit besitzt.



Trotzdem wird Corporate TV in der Schweiz bisher nur spärlich eingesetzt. "Für den grossen Durchbruch", so Fuhrmann, "fehlen derzeit noch die Infrastruktur bei vielen potentiellen Nutzern sowie die Akzeptanz bei den Anbietern, den Firmen. Die vielfältigen Möglichkeiten und Vorteile, die Internet TV bietet, sind schlicht noch zuwenig bekannt."



Die Sendungen lassen sich je nach Einsatzbereich und Kommunikationsziel vorproduzieren, schneiden und mit Effekten anreichern, können genausogut aber auch live aufgezeichnet werden. Die Live-Übertragung wiederum erlaubt unter Umständen den Zuschauern, interaktiv das Geschehen zu beeinflussen, indem beispielsweise auf bestimmte Äusserungen direkt reagiert wird, Fragen gestellt, die umgekehrt sofort beantwortet werden können.



Ähnliche Vorteile bietet der Einsatz von audiovisuellen Mitteln im Schulungsbereich, wie Fuhrmann erklärt: "Der Anwender profitiert von einer wesentlich höheren Flexibilität - er kann quasi frei wählen, wann und in welchem Tempo er den Lernstoff durcharbeitet. Und er kann die Lektionen jederzeit wiederholen. Der Anbieter, also beispielsweise das Unternehmen, das die Schulung für seine Mitarbeiter durchführt, profitiert von wesentlich tieferen Kosten."



Nicht zu vergessen ist schliesslich die Zweitverwendungsmöglichkeit und Konservierbarkeit von Firmen-TV-Ausstrahlungen. Die digitalen Sendungen lassen sich (bearbeitet oder nicht) speichern und als Kopie auf Videokassette, CD oder als Video-On-Demand beispielsweise im Intranet zur Verfügung stellen. Interessenten können damit jederzeit auf die Sendungen zugreifen und erhalten so weiterhin Informationen aus erster Hand.



Natürlich hat Fernsehen per Internet auch Nachteile: An vorderster Stelle stehen dabei nach wie vor die relativ geringen Bandbreiten im Internet, die zu ruckelnder Bildübertragung und mitunter auch Kompressionsverlusten führen kann. Wirklich gute Qualität wird nach wie vor nur im Breitband-Intranet erreicht. Dank der zunehmenden Verbreitung von DSL- und Kabelmodem-Technologien dürfte sich das aber bald ändern.




Videoconferencing als Supporthilfsmittel

Eine mit dem Firmen-TV gewissermassen verwandte Anwendung ist das Videoconferencing. Neu ist diese Technologie zwar nicht mehr, seit dem 11. September 2001 hat sie aber einen deutlichen Aufschwung erlebt und gehört unzweifelhaft zu den wichtigsten multimedialen Anwendungsgebieten in Firmen.



Wenn von Videoconferencing die Rede ist, denkt man zuallererst an Manager, die via Kamera und Internet miteinander diskutieren und auf diese Weise jede Menge Geld und Zeit sparen, weil sie für ihre Meetings nicht mehr um die halbe Welt fliegen müssen.




Eine andere, nicht minder wichtige Anwendung für Videoconferencing ist im Bereich Support und Schulung zu finden. Die simple Kamera auf dem Bildschirm lässt sich so etwa einsetzen, um den Mitarbeitern die Vorzüge eines Produkts näherzubringen, was formal durchaus die Züge klassischer TV-Werbung annehmen kann. Auf der Kundenseite lässt sich das System etwa einsetzen, indem ein Supporttechniker einem Käufer Schritt für Schritt zeigt, wie dieser seinen neuen Drucker in Betrieb nimmt - und den Erfolg live mitverfolgen kann. Zusammen mit der in fast jeder Videoconferencing-Applikation und neuerdings auch in einigen Betriebssystemen eingebauten Remote-Desktop-Funktionalität ist ausserdem die Schulung und der Support bei Software eine interessante Einsatzmöglichkeit.




Dreidimensionale Produktepräsentation

Eine clevere Möglichkeit, seine Produkte im besten Licht zu präsentieren, besteht mit dem Einsatz von Apples QuickTime VR oder dem Java-basierten HotMedia von IBM. Hierbei werden die Erzeugnisse, beispielsweise ein Multimedia-Projektor (z.B. InFocus) oder ein Auto (Renault), mehrfach aus verschiedenen Blickwinkeln fotografiert oder gefilmt, worauf die Einzelbilder zu einem virtuellen 3D-Modell zusammengefügt werden. Das Modell oder Bild ist damit natürlich noch nicht dreidimensional, aber es lässt sich per Mausbewegung drehen und wenden und auf diese Weise von allen Seiten betrachten.



3D-Modelle eignen sich wunderbar, um dem potentiellen Kunden einen besseren Überblick über das Produkt zu bieten. So kann dieser sich beispielsweise bei einem Projektor ein Bild von der Anordnung und dem Layout der Bedienelemente machen, ohne dass er das Gerät tatsächlich in den Händen hält. Das Feeling ist allerdings fast dasselbe - es fehlt nur das Gewicht, um die Illusion perfekt zu machen. Falls gewünscht, lässt sich das 3D-Modell sogar vertonen oder - im Fall von Panorama-Ansichten - zu kompletten digitalen Touren verknüpfen.




Was die Qualität anbelangt, hängen virtuelle 3D-Modelle sehr stark vom Ursprungsmaterial ab. Zahlreiche Quellbilder, die ein Produkt annähernd nahtlos von allen Seiten abdecken, ergeben zwangsläufig ein besseres Modell, das sich drehen lässt, ohne zu ruckeln. Die Kreation eines guten Modells ist damit nicht ganz trivial.



Ein Nachteil von virtuellen 3D-Modellen ist mitunter auch, dass die Dateien im Vergleich zu normalen Bildern ziemlich gross sind. Solange sich zahlreiche User weiterhin mit langsamen Modems im Web bewegen, dürfte sich deren Bereitschaft in Grenzen halten, mehrere hundert Kilo- oder sogar Megabyte grosse 3D-Bilder und -Touren herunterzuladen.



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