Wozniak lässt die Retro-Welle rollen

Apple reagierte nicht auf die Apple-I-Nachbaupläne eines Enthusiasten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/16

     

Je ausgefeilter die graphischen Oberflächen und Möglichkeiten moderner Rechner werden, umso grösser wird die Anziehungskraft der rudimentären Technik der ersten PC-Stunden. Vincent Breil, einem Computertechniker aus Cleveland, Ohio, hat es der Apple I angetan - der von Steve Wozniak und Steve Jobs 1976 in einer Garage montierte Kleinrechner, der den eigentlichen Start der PC-Revolution markierte. Für rund 200 Dollar will er Nachbauten des 8-Bit-Rechners unter die Leute bringen. Ein Klacks wenn man bedenkt, dass Original-Exemplare des Apple I von Sammlern heute mit Preisen von bis zu 50'000 Dollar gehandelt werden.



Dem 8-Bit-Feeling für jedermann standen bis vor kurzem allerdings Urheberrechtsansprüche von Apple im Weg. Die Firma, die seit 1998 keine Klon-Lizenzen mehr erteilt, reagierte schlicht nicht auf Breils Anfragen. Breil hatte zwar das Motherboard wegen fehlender Original-Komponenten praktisch vollkommen neu entworfen. Die festverdrahtete Apple-I-ROM-Instruktionen blieben jedoch für den funktionellen Nachbau unverzichtbar. Diese schienen aber durch das Apple-Copyright verschlossen. Die Rettung für den in die Leere laufenden Bastler kam von Steve Wozniak höchst persönlich. Er beantwortete Breils E-Mail-Anfrage umgehend: Der Apple-I-Code sei von ihm schon 1975 an einem der ersten Meetings des legendären Homebrew Computer Club veröffentlicht worden, so Wozniak, lange bevor er sich mit Steve Jobs zusammenschloss.




Breil hat nun also freie Bahn. Bereits am 11. Oktober will er die ersten Replicas verschicken. Unter www.applefritter.com/apple1/members/replica1/index.htm nimmt er Vorbestellungen entgegen.



Der Nachbau unterscheidet sich allerdings in vielen Komponenten vom Original. Breils Anspruch war denn auch nicht die detailgetreue Kopie, sondern die funktionelle Wiederauferstehung des Apple I. Er habe viel Zeit verwendet, um aus den heutigen Komponenten Features zu entfernen, die im ursprünglichen Rechner nicht vorhanden waren, gibt der Retro-Fan zu Protokoll. Wie das Original wird die Replica ohne Bildschirm und Tastatur, als reine Mutterplatine ausgeliefert. Optional liefert Breil auch nur die Bestandteile zum selber Zusammenbauen für 150 Dollar.



Eine Schnittstelle des Apple I hat der Bastler bisher allerdings noch nicht nachgebaut. Im Gegensatz zum Ur-PC kann der Nachbau keine Daten und Programme auf ein konventionelles externes Kassettenlaufwerk abspeichern.




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