Asien wittert Linux-Morgenluft

Japan, Südkorea und China wollen ein gemeinsames Linux entwickeln. Microsoft präsentiert eine Studie wonach Windows billiger sei.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/16

     

Asien sieht mit Hilfe von Linux Chancen, die amerikanische IT-Dominanz und insbesondere die Vorherrschaft von Microsoft brechen zu können. Konkret wollen die drei Länder Japan, Südkorea und China Mitte September einen Entwicklungsplan für ein Open-Source-Betriebssystem inklusive gängiger Office-Anwendungen auf Linux-Basis festlegen. Alleine Japan will für dieses Vorhaben 85,5 Millionen Dollar aufwerfen. Neben mehreren Hochschulen sind dem Vernehmen nach auch die Konzerne Fujitsu, NTT Data, Hitachi, NEC und Matsushita beteiligt.



Kein Wunder, wenn in Redmond wenig Freude über dieses Vorhaben aufkommt. Es sei nicht Sache von Regierungen, zu entscheiden, wer sich im Markt durchsetzt, lässt Microsoft verlauten. Ob die Initiative internationales Handelsrecht verletze, in dem nicht-asiatische Hersteller durch die Staatssubventionen benachteiligt werden, will Microsoft noch abwarten. Die Asiaten hüten sich denn auch davor, wirtschaftliche Gründe für die Initiative anzuführen. Vielmehr hätten die jüngsten Virenepidemien den Ausschlag gegeben, wie der japanische Wirtschaftsminister ausführt. Die Zurückhaltung hat historische Gründe: Ende der 80er Jahre wurde Japan von den USA unter Druck gesetzt, ein ähnliches gegen Microsoft gerichtetes Vorhaben abzubrechen.




Derweil versucht sich Microsoft gegen die immer stärker werdende Linux-Konkurrenz mit einer Auftragsstudie der Forrester-Tochter Giga Information Group zu wehren. Diese hat anhand von realen Projekten errechnet, dass die Kombination Linux/Java bei der über drei Jahre betrachteten Entwicklung Web-basierender Portale rund 38 Prozent teuerer zu stehen kommt als die Verwendung von VisualStudio.Net und SQL Server. Der Grund dafür ist allerdings weniger Linux, denn die in Kombination verwendete Oracle- und BEA-Software. Zudem gibt auch Gartner zu, dass bei komplexeren Anwendungen das Verhältnis durchaus kippen könnte. Im weiteren ist der hier betrachtete TCO (Total Cost of Ownership) nur eine Seite der Medaille. Je nach im Unternehmen vorhandenem Know-how (Unix-Spezialisten) kann der ROI (Return on Investment) genau auf die andere Seite ausschlagen.



Zudem dürften diese Zahlen die Asiaten kaum interessieren. Beim tiefen Lohnniveau in China kann Open Source noch so arbeitsintensiv sein, billiger als Microsoft ist es allemal.




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