Editorial

Wettbewerb oder Absprache


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/08

     

Swisscom muss sich etwas einfallen lassen. Mit dem anstehenden Eintritt von Sunrise ins Internet-Telefonie-Business wird der Festnetzriese sein bisher dürftiges VoIP-Angebot preislich markant nach unten korrigieren müssen. Denn Sunrise kann sich diese Chance, ein grösseres Stück vom Festnetzkuchen zu ergattern, eigentlich nicht entgehen lassen – vorausgesetzt, in der Schweiz gibt es einen funktionierenden Telekom-Wettbewerb. Hinzu kommt, dass ein attraktives VoIP-Angebot automatisch auch mehr ADSL-Kunden bringt.





Die momentanen Sunrise-Verlautbarungen zum Thema VoIP lassen allerdings Zweifel am Wettbewerbswillen aufkommen. Die Nummer Zwei im Festnetzmarkt redet wie Swisscom davon, dass man sich nicht nur über den Preis, sondern auch über die Zusatzdienste differenzieren wolle. Bloss werden solche Zusatzdienste sogar von den experimentierfreudigen Early Adoptern der VoIP-Technik kaum genutzt, wie Insider berichten. Der Konkurrenzkampf kann auf dieser Ebene
also gar nicht geführt werden. Wer den Wettbewerb ernsthaft will, kann dies nur über den Preis erreichen.






Dies umso mehr, als VoIP von den Kunden einige Konzessionen in Sachen Qualität abverlangt. Zum einen sind die Sprachqualitätsprobleme am neuralgischen Gateway zum konventionellen Netz noch nicht vollständig gelöst. Zum anderen halsen sich die Anwender mit der Internet-
Telefonie die Unzuverlässigkeit von Computern auf. Abstürze und längere Ausfälle werden mit VoIP künftig auch beim Telefonieren erduldet werden müssen. Dies nimmt man nur in Kauf, wenn die Preise entsprechend tief sind.





Es spricht also alles dafür, dass wir künftig im Festnetz unser Kommunikationsverlangen zu einem Bruchteil des bisher bezahlten Geldes stillen können müssten. Wenn nicht, müssen sich die Wettbewerbskommission und der Preisüberwacher Rudolf Strahm ernsthaft die Frage stellen, ob sich die grossen Anbieter nicht mit informellen Absprachen gegenseitig das Geschäft schützen – und dann müssen sie einschreiten.


InfoWeek Redesign: Das Frühjahr bring Farbe ins Leben

Im Frühling putzt sich jedes Jahr die Natur heraus und bringt Farbe ins Leben. In diesem Frühjahr mausert sich auch InfoWeek: Mehr Farbe und ein abwechslungsreicheres Layout sollen Ihnen mehr Lust auf interessante Informationen machen. Aber nicht nur das augenfällige Äussere hat sich verändert. Auch inhaltlich haben wir ausgebaut. Sie werden ab dieser Ausgabe verschiedene zusätzliche, regelmässige Gefässe finden, die sozusagen das Gerüst des Heftes bilden. So wird bespielsweise innerhalb der Rubrik IT-Management künftig eine pointierte Kolumne Diskussionsstoff liefern (Seite 48). Dafür zeichnen Technik-Cracks von AdNovum, der Systemspezialist Reinhard Riedl von der Universität Zürich und Robert Winter von der Universität St. Gallen als einer der führenden Experten in Sachen Informations-Management verantwortlich. Wir hoffen, Sie finden Gefallen an der «neuen» InfoWeek und dass wir mit unserer Arbeit noch stärker eine Hilfe für Ihre anspruchsvollen täglichen Aufgaben sind.


Sunrise setzt die Preisspirale in Gang (S. 7)

Sunrise beabsichtigt, in wenigen Wochen ein VoIP-Angebot für Privatkunden zu bringen. Noch hält sich die Telco bedeckt, was das detaillierte Pricing und die Zusatzdienste angeht. Aus den generell gehaltenen Äusserungen lässt sich aber erahnen, was zu erwarten ist: Preise unter dem Niveau des Swisscom-Angebots, aber kaum ein eigentlicher Preis- und Marktanteilkampf im Festnetz. Econophone-CEO Samuel Gross glaubt aber trotzdem, dass mit dem Einstieg von Sunrise die VoIP-Revolution in der Schweiz ihren Anfang nimmt und dass sie nicht mehr zu stoppen ist.


Die Schattenseite der Konvergenz (S. 14)

Internettelefonie verspricht günstigere Tarife und mehr Funktionen. Dies ist aber, laut David Rosenthal, nur die eine Seite der VoIP-Medaille. Mit der Verschmelzung von Daten- und Sprachnetzen wird die Telefoninfrastruktur so unzuverlässig wie die Computer. Dies kann für Unternehmen, die auf das Telefon als zentrales Arbeitsmittel angewiesen sind, problematisch werden, wie Beispiele zeigen.




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