ASP bricht langsam durch das ERP-Eis

Noch gibt es auf Anwenderseite Verständnisdefizite und auf Anbieterseite kaum transparente Lizenzmodelle. Jetzt wollen Ramco und IBM den Markt aufmischen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/06

     

Wie viele Dinge, von denen man während des Internet-Booms geglaubt hatte, dass sie sich sehr schnell durchsetzen, ist das ASP-Modell nicht falsch. Es braucht nur mehr Zeit», so Bill Gates kürzlich in einem Interview. An der Frühlings-Topsoft im solothurnischen Schönenwerd war ASP (Application Service Providing) jedenfalls noch kein Boom-Thema. Dies könnte sich schon bald ändern. Der indische ERP-Hersteller Ramco will nämlich den Schweizer Markt zusammen mit IBM als Hosting-Partner durch regelrechte Kampfpreise aufmischen. Ab 120 Franken pro Arbeitsplatz und Monat sollen Firmen ihre Geschäftsanwendung ab Juli über das Internet beziehen können. Heute sind noch Preise ab 400 Franken pro Monat üblich.





Das gemeinsam mit IBM entwickelte Konzept ist nur mit Volumen interessant, wie Ramco-Projektleiter André Boesch klarstellt. IBM will eindeutiger On-Demand-Marktführer in der Schweiz werden, und Ramco will endlich relevante Marktanteile ergattern. Angeboten wird in einer ersten Version ein Basis-Kernel der Ramco Enterprise Series in drei funktionalen und preislichen Abstufungen. Diese können dann durch zusätzliche, zahlungspflichtige Funktionen erweitert werden. Vertikal wollen Ramco und IBM zu Beginn vor allem die Logistik- und die Produktionsbranchen adressieren.






Automatisierten Volumenanbietern, ähnlich denen, die in den letzten Jahren den Webhostingbereich umgekrempelt haben, gehört im ASP-Geschäft die Zukunft, davon ist auch Topsoft-Organisator Marcel Siegenthaler überzeugt. Damit sich das Modell aber durchsetzen kann, muss auf der Anwenderseite zuerst ein noch grosses Verständnisdefizit behoben werden, so Siegenthaler. So sei die Argumentation vieler Anwender, wonach die Herausgabe der Geschäftsdaten an einen Provider aus Sicherheitsgründen problematisch sei, grundverkehrt. Ein professioneller Anbieter könne im Gegenteil ein viel höheres Sicherheitsniveau bieten als eine Teilzeit-IT-Abteilung. Auf der Anbieterseite sieht Siegenthaler heute noch kaum attraktive und für den Nutzer transparente Lizenzmodelle. Er ist aber überzeugt, dass das ASP-Modell vor allem für kleine Unternehmen zu einer wichtigen Alternative wird und sich mit der Zeit auch durchsetzt.





Entgegen allen anderen Marktprognosen prophezeit eine Studie zum ERP-Markt Schweiz, die IBM im Zusammenarbeit mit Dr. Pascal Sieber & Partner erstellt hat, allerdings in den nächsten Jahren einen Einbruch bei der Auslagerung des ERP-Betriebs von 32 auf 20 Prozent. Laut der gleichen Studie wird aber auch der Marktanteil von IBM im Schweizer Business-Software-Markt von 2 auf 6 Prozent ansteigen, obwohl IBM doch schon seit Jahren selber keine Applikationen mehr herstellt.




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