SMS-Wahl im Realitätstest

Die Studierendenratswahlen zeigen die Schwächen des SMS-Voting.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/22

     

Zur Zeit testen die Studierenden der Universität Zürich im Rahmen der Studierendenratswahlen zum ersten Mal die möglichen E-Voting-Systeme des Kantons Zürich. Besonders die Möglichkeit der SMS-Abstimmung erregt dabei Aufsehen. Die ersten Zahlen, die der Projektverantwortliche Urs Schmid vom Generalunternehmer Unisys liefert, beeindrucken: Etwa ein Viertel der Studierenden, die elektronisch wählen, nutzt die Handy-Variante, und die elektronische Stimmbeteiligung alleine erreicht bereits nach 9 Tagen den langjährigen Schnitt von rund 5 Prozent. Die realen und virtuellen Urnen sind insgesamt 19 Tage geöffnet.



Die Wahlmöglichkeiten per Handy und über das Internet scheinen also tatsächlich die Stimmbeteiligung zu erhöhen. Auch andere E-Voting-Tests im Kanton Genf hatten diesen positiven Effekt gezeigt. Dies verwundert allerdings auch nicht. Neue Möglichkeiten wollen schliesslich ausprobiert sein. Ob dieser Effekt auch anhält, wenn der Reiz des Neuen verblasst, ist allerdings fraglich.




Insbesondere die in Zürich getestete SMS-Wahl erweckt nicht den Eindruck von Alltagstauglichkeit. Das vorgeschlagene Verfahren kann unter http://evoting.unisys.ch/StuRaDemo/Index.htm online ausprobiert werden. Anhand dieser Demo werden die Probleme schnell klar. Wenn beispielsweise mehrere Abstimmungen auf Gemeinde-, Kantons- und nationaler Ebene oder Wahlen in grösseren Kantonen mit entsprechend langen Listen anstehen, dürfte das Daumentippen von panaschierten und kumulierten Listen zum anspruchsvollen Konzentrationsspiel werden. Zudem würde sich bei komplexen Abstimmungen auch die Zahl der nötigen SMS erhöhen. Der Abstimmende käme kaum umhin, sich seine Buchstaben- und Zahlenreihen auf einem Blatt zu notieren, um keine Fehler zu machen. Da kann er seinen Zettel aber auch gleich in den nächsten Briefkasten werfen.



Interessant dürfte auch der Detailvergleich zwischen Internet-, Handy- und Urnenwahl werden. So ist es beispielsweise staatspolitisch entscheidend, ob der Anteil der unverändert eingeworfenen Wahllisten vom Kanal, über den abgestimmt wird, abhängig ist.




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