Schöne, bunte Breitbandwelt


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/19

     

Nun scheint sie also endlich zu kommen, die lange erstrittene Entbündelung der Letzten Meile. Sie kommt als gutschweizerischer Kompromiss – Öffnung ja, aber mit Bedingungen. Wer nicht investiert, verliert sein Anschlussrecht. Das tönt halbherzig, ist aber gar nicht so dumm. So sehr man sich in den letzten Jahren über teils zu hohe Preise geärgert hat, eine Demontage der Swisscom würde nur
einigen wenigen dienen und vor allem nicht der ländlichen Schweiz. Ein starker nationaler Carrier garantiert eine flächendeckende Infrastruktur.




Und verpasst haben wir durch den langwierigen Prozess auch nicht allzuviel. Richtig ab geht die Breitbandpost nämlich sowieso erst jetzt. VoIP steht vor dem Durchbruch im Endverbrauchermarkt; Fernsehen über ADSL und Video-on-Demand sind in der Testphase und Musik-Downloads schon Alltag. Wenn die Bandbreiten in absehbarer Zeit auf über 20 Mbps aufgebohrt werden, sind den Multimedia-Träumen kaum mehr Grenzen gesetzt.





Kein Wunder, dass auch Microsoft genau jetzt zum letzten Sturm auf das Wohnzimmer ansetzt. Ob sich der clevere Softwareriese auch in der guten Stube
eine unumgängliche Monopolstellung aufbauen kann, wage ich zu bezweifeln. Wahrscheinlicher sind Provider-Portale à la «Vodafone Live». Den
Anschluss, das Multimediacenter und vielleicht auch das Telefonieren gibt es dann gratis – so wie heute das Handy von den Mobilfunkern. Als Gegenleistung müssen die Inhalte
exklusiv über den Provider bezogen werden. Schöne, bunte
Breitbandwelt. Und das ehemals so erfrischend freie Internet
wird dannzumal für die meisten nichts anderes mehr sein, als
eine Erinnerung an eine skurrile Episode des Jahrtausendwechsels.






Daniel Meierhans, Chefredaktor
dmeierhans@compress.ch




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