Buhlen um OSS-Entwickler

Mit der Übergabe von Software an die Community wollen Sun, Bea, Day und Co. vor allem .Net bremsen und Standards etablieren.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/17

     

Sun hat seine Pläne für ein Open-Source-Solaris konkretisiert. Parallel zum auf Ende Jahr geplanten kommerziellen Release von Solaris 10 soll ein entsprechendes Projekt gestartet werden. Dazu werden sowohl der
Source- als auch der Binärcode veröffentlicht. Die Kontrolle über Änderungen am Betriebssystemkern wird aber in Händen von Sun bleiben, damit kein Zerfall in inkompatible Versionen möglich ist. Sun erhofft sich, durch die Öffnung mehr Entwickler auf seine Plattform zu locken, eine Absicht, die derzeit viele Enterprise-Anbieter verfolgen. Bisher haben unter anderem bereits IBM (Eclipse), CA (Ingres), SAP (SAP DB) und Bea Systems (Beehive) Teile ihrer Software an die Community übergeben.





Der Hauptbeweggrund für die traditionell proprietären Anbieter, ihre eigenen Entwicklungen an Open-Source-Projekte abzugeben, besteht aus einem Satzzeichen und drei Buchstaben: .Net. Die Microsoft-Plattform hat das Wachstum der Java-Hersteller gebremst und droht nun, die eigene Entwicklungsbasis zu erodieren. So sieht auch Jim Rivera, Senior Techniker bei Bea Systems, die Übergabe des Beehive Application Framework an die Apache Foundation als eine Möglichkeit, die J2EE-Entwicklung breiter zugänglich zu machen. Gelingt es nicht, vermehrt Open-Source-Entwickler für die
Java-Plattform zu gewinnen, droht der Verlust des Entwicklungsmodells an Microsoft, so der Bea-Mann.
Die Apache Foundation ihrerseits hat keine Berührungsängste mit den kommerziellen Anbietern, wie Lars Eilebrecht erklärt. Man nehme bei Apache einen Kandidaten erst in den Projekt-Status auf, wenn ein Gleichgewicht zwischen freien Entwicklern und jenen, die der kommerzielle Anbieter zur Verfügnung stellt, besteht.






Ein weiterer Grund für die Öffnung des Quellcodes ist die Etablierung der eigenen Techniken als Standard. Bei Beehive scheint hier ein Erfolg für Bea absehbar. Dem Vernehmen nach soll das Framework nämlich auch Bestandteil von SAPs Integrationsframework Netweaver werden.
Den Standardisierungs-Ansatz verfolgt auch der Schweizer Content-Management-Spezialist Day. Die Übergabe der eigenen Implementation der JCR-Schnittstelle (Java Content Repository) an Apache dient in erster Linie der Verbreitung des von Day initiierten Content-Standards JSR 170.




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