Shai Agassi ist ein bekannter Name in der IT-Welt. Schliesslich wurde er vor wenigen Jahren noch als potentieller Nachfolger des SAP-Vorsitzenden Henning Kagermann gehandelt. Doch 2007 verliess er SAP – und macht seitdem in Elektroautos. Und denen will er nicht nur zum Durchbruch verhelfen, was für sich alleine genommen schon ambitioniert genug wäre. Nein, er will mit Hilfe der Elektroautos auch noch Israels Energieprobleme lösen und dem Nahen Osten Frieden bringen.
Project Better Place heisst die Initiative von Shai Agassi. Mit ihr will er Israel mit einem Netz von einer halben Million Ladestationen für Elektroautos überziehen. Die Elektroautos sollen die Bewohner des Landes kostenlos oder zu stark vergünstigten Preisen im Abo erhalten, ähnlich wie man hierzulande Mobiltelefone gratis oder stark verbilligt bekommt, wenn man sich für einen gewissen Zeitraum an einen Carrier bindet. Die Abrechnung des Stroms erfolgt mit einer Monatsrechnung.
Indem Agassi alles aus einer Hand bietet, behebt er das Henne-Ei-Problem, das mit ein Faktor für das Scheitern vieler Elektroautoprojekte war. Denn für Autohersteller war es nicht attraktiv, Elektroautos zu bauen, solange man sie nirgends «auftanken» konnte. Und Tankstellenbetreiber sind nicht interessiert, solange es keine nennenswerte Anzahl Elektroautos gibt. Dies ist auch der Grund, weshalb Agassis Projekt von Beobachtern mehr Chancen als bisherigen Initiativen eingeräumt wird.
Auch der Support aus Industrie und Politik ist beachtlich: Die israelische Regierung steht hinter dem Projekt und hat Gesetze, unter anderem zur Verbilligung von Elektroautos, auf den Weg gebracht. Gleichzeitig wurde der Bau von zwei Solarkraftwerken in der Wüste Negev zugesichert. Die Elektroautos will Renault-Nissan produzieren. Zudem stehen dem Projekt Better Place 200 Millionen Dollar Kapital von Investoren zur Verfügung.
Agassi scheint von dem Erfolg seines Projekts überzeugt zu sein und «droht» bereits jetzt mit der Ausdehnung seines Geschäftsmodells auf andere Länder.