Swisscom: Satellit statt Wimax

Der Ex-Monopolist setzt überraschend auf Satelliten-Internet statt Wimax zur Überbrückung der Breitbandlücke bei der Grundversorgung.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/01

     

Seit Anfang Jahr ist Swisscom verpflichtet, der gesamten Schweizer Bevölkerung Breitband-Internet mit einer Mindestbandbreite von 600/100 kbps anzubieten. Allerdings ist nicht überall ADSL verfügbar. Vor allem in entlegenen Gebieten fehlt die nötige Infrastruktur, und eine Aufrüstung wäre zu teuer. Rund 2 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind von dieser «Breitbandlücke» betroffen.


Deshalb hat Swisscom bereits im letzten Herbst Tests mit Wimax im bernerischen Boltigen durchgeführt, um die Eignung der Technologie für die Überbrückung der Breitbandlücke bei der Grundversorgung zu testen. Dabei stellte sich allerdings heraus, dass Wimax die Anforderungen von Swisscom nicht erfüllen konnte. Swisscom-Pressesprecherin Myriam Ziesack: «Der Feldversuch in Boltigen hat gezeigt, wie wichtig das Vorhandensein verschiedenster Voraussetzungen wie eine Zentrale mit Anbindung sowie Platz für eine Antenne auf der Basistation ist. Wenn diese nicht gegeben sind, lohnt sich ein Einsatz von Wimax nicht. Die Abklärungen zum Einsatz von Wimax in der Schweiz haben ausserdem gezeigt, dass weder die Technik noch der Markt reif sind, um Produkte zu lancieren.»



Statt Wimax kommt nun gleich ein ganzes Bündel verschiedener Technologien zum Einsatz, um die gesamte Schweiz mit Breitband-Internet zu versorgen: HSDPA respektive UMTS, Satellit oder in Ausnahmefällen ISDN mit Kanalbündelung und einer kostenlosen Flatrate. Während HSDPA/UMTS über das Netz von Swisscom bereitgestellt wird, hat Swisscom für die Satellitenversorgung einen Vertrag mit Eutelsat geschlossen, die eine bidirektionale Verbindung von 600/100 kbps über Hotbird 6 ermöglicht. Als Anwender benötigt man zur Nutzung eine Satellitenschüssel sowie ein Modem, das von Swisscom im Rahmen der monatlichen Service-Kosten von
49 Franken bereitgestellt wird. Als Internet-Anbieter kommt ausschliesslich Bluewin zum Zug, wobei eine Nutzung von Bluewin TV nicht möglich ist.


Ob und wie Swisscom Wimax in Zukunft nutzen wird, ist unklar. Laut Myriam Ziesack sind auch weitere Feldversuche denkbar. Dies, obwohl Swisscom bis Ende 2007 laut Konzession hätte den kommerziellen Betrieb aufnehmen müssen. Swisscom wird nun in Gesprächen mit dem Bundesamt für Kommunikation das weitere Vorgehen prüfen.




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