ADSL2 in den Startlöchern

Dank der Öffnung der letzten Meile wollen Internet Provider wie Cyberlink und VTX nächstes Jahr mit ADSL2 an den Start gehen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/21

     

Wollen Schweizer Provider Breitband-Internet für Endkunden anbieten, bleibt ihnen meist nur der Wiederverkauf von Swisscom-Produkten wie ADSL oder demnächst auch VDSL2. Doch ist dies keineswegs ein Bombengeschäft: Die Brutto-Margen liegen je nach Endkundenpreis und Überbuchung im einstelligen Frankenbereich, und auch die Differenzierungsmöglichkeiten sind beschränkt. Doch nun soll damit Schluss sein: Von Zürich bis Lausanne wird an ADSL2-Produkten gearbeitet, mit denen der Swisscom das Wasser abgegraben werden soll.
Möglich macht dies die Entbündelung der letzten Meile (Unbundling of the Local Loop, kurz ULL), die nächstes Jahr mit dem revidierten Fernmeldegesetz (FMG) in Kraft treten soll. Denn mit dem ULL erhalten Provider die Möglichkeit, sich mit eigenem Equipment in Swisscom-Vermittlungszentralen einzumieten und Kunden mit eigenen Technologien und Produkten über das Kupferkabel zwischen Vermittlungszentrale und Hausanschluss zu versorgen. Einzige Bedingung: Die Übertragungstechnologien müssen für die Nutzung auf dem Swisscom-Netz zugelassen sein.




Allerdings war diese Hürde im Fall von ADSL2 nicht einfach zu meistern, wie der Zürcher ISP Cyberlink am eigenen Leib erfahren hat. Cyberlink wollte bereits im Frühling dieses Jahres erreichen, dass Swisscom ADSL2 respektive ADSL2+ zulässt, um vor dem ULL mit einem eigenen ADSL2-Angebot starten zu können. Möglich hätte dies Cyberlinks Präsenz in rund 65 Vermittlungszentralen von Swisscom gemacht, wie Cyberlink-Geschäftsleitungsmitglied Ramon Amat erklärt: «Wir haben seit Frühling 2006 ADSL-, ADSL2- und ADSL2+-fähige DSLAMS in unseren Einwahlknoten verbaut. Eine Pressemitteilung ging raus und eigentlich wollten wir schon ein ADSL2+-Angebot lancieren. Dann wurden wir zurückgepfiffen und die geplanten Spektrum-Management-Tests sind nach dem Parlamentsentscheid zur Entbündelung im März einseitig abgebrochen worden.»





Dies hat sich mit dem 1. November geändert. Parallel zur Lancierung von Bluewin TV wurden sechs der sieben Ausprägungen von ADSL2 und ADSL2+ ins Spektrum-Management-Handbuch als zuge­lassene Technologien aufgenommen. Somit kann mit der Inkraftsetzung des revidierten FMG, die im Februar 2007 erwartet werden kann, mit ADSL2 respektive ADSL2+ gestartet werden. Doch bei Cyberlink hofft man, bereits früher die Erlaubnis von der Swisscom zu erhalten: «Jetzt kommt es nur noch auf die Swisscom an, ob wir schon vor der Inkraftsetzung von ULL starten dürfen», so Ramon Amat.
Ähnlich weit ist die Planung auch bei VTX, wie Co-Direktor Francis Cobbi erklärt: «Wir bereiten ADSL2+-Angebote für das nächste Jahr vor und wollen starten, sobald das revidierte FMG in Kraft ist. Als erste Gebiete werden diejenigen erschlossen, wo wir möglichst viele Kunden erreichen können. Langfristig ist aber eine schweizweite Präsenz geplant. Innerhalb eines Jahres möchten wir bereits mehr als 50 Prozent unserer Kunden erreichen. Wir erwarten, dass wir die ersten Kunden im zweiten Quartal 2007 anschliessen können.»




Etwas bedeckter gibt man sich dagegen beim Innerschweizer Provider TIC. CEO Franz Grüter: «Die Frage ist nicht, ob wir ADSL2(+) einführen, sondern wann wir es mit wem einführen. Entweder werden wir es selber realisieren oder die Leitungen auf Wholesale-Basis einkaufen.» Ähnlich sieht die Situation bei Init7 aus. CEO Fredy Künzler: «Konzeptionell ist einiges angedacht, aber wir sind noch nicht im Laborstatus.»
Angesprochen auf mögliche Ko-operationen zwischen den Providern, die den Roll-out beschleunigen und die Kosten auf mehrere Schultern verteilen würden, reagieren alle angefragten Vertreter der Provider mit Schulterzucken. Zwar laufen vereinzelt Gespräche, aber ob Kooperationen überhaupt möglich sein werden, hängt vor allem von den definitiven Konditionen vom ULL ab.




ADSL2+ und Bonded ADSL2+ im Vergleich mit VDSL2


Bedingungen unbekannt

Die genauen ULL-Bedingungen sind nach wie vor unbekannt, da mit einer Verabschiedung des definitiven Gesetzes erst im Februar 2007 gerechnet werden kann. Allerdings zeichnet sich schon jetzt ab, dass vor allem die Colocation in den Swisscom-Vermittlungszentralen für rote Köpfe sorgen wird. Hauptstreitpunkt wird sein, ob und wie sich die Swisscom-Konkurrenz untereinander vernetzen darf und ob sich mehrere Provider die Zuleitungen zu den Zentralen teilen dürfen. Dies wird entscheidend für Kooperationen und entsprechende Einsparungsmöglichkeiten bei der Einführung von ADSL2 und weiteren Technologien sein.




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