Grid Computing auf dem Weg zur Unternehmensreife


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/17

     

Bereits seit Ende der 90er Jahre macht das Schlagwort Grid Computing im wissenschaftlichen Hochleistungsrechnen die Runde, doch erst in den letzten Monaten wurden Initiativen vorgestellt, die das Grid-Konzept endlich für die Unternehmens-IT fit machen sollen.



Grid-Software soll es Firmen ermöglichen, schnell, günstig und einfach Programme auf unzählige heterogene Rechner zu verteilen, womit praktisch unbegrenzte Rechenkapazität erreicht werden kann. Im Grunde genommen handelt es sich um eine Extremform des Load Balancing. Hierfür werden auf der Systemmanagement-Ebene neue Lösungen erforderlich, an denen Branchengrössen wie HP, IBM oder Oracle zur Zeit arbeiten.




Als treibende Kraft für die Realisierung von Grid Computing gilt die Globus Alliance, die aus dem Universitätskonsortium Globus Project hervorgegangen ist. Das von der Allianz propagierte Globus Toolkit gilt als Quasi-Standard-Werkzeug für die Grid-Entwicklung und mit der Open Grid Service Architecture (OGSA) wurden auch gleich Spezifikationen geliefert.


Die wichtigsten Player

Obwohl die Globus Alliance wichtige Vorarbeiten für einen einheitlichen Standard geleistet hat, werden diese nicht von allen Grid-Protagonisten gleichermassen beachtet.




Hewlett-Packard: HPs Grid-Initiative wurde anfangs September der Weltöffentlichkeit präsentiert und will verteiltes Rechnen unter Berücksichtigung der OGSA-Spezifikationen sowie bestehender Anwendungen wie dem Globus Toolkit umsetzen. Zu einem späteren Zeitpunkt will man eigene Dienstleistungen für Grid-basierte Plattformen inklusive Entwicklung und Support nachliefern.





IBM begann bereits im Frühjahr mit der Vermarktung von Grid-Systemen, wobei man sich auf Kunden mit Universitäts-ähnlichen Bedürfnissen konzentrierte. Mittlerweile sind Gesamtpakete für Branchen wie die Chemie, die Elektrotechnik oder die Automobiltechnologie dazugekommen. Die Grid-Lösungen von Big Blue entsprechen den OGSA-Spezifikationen.




Oracle: Beim Datenbankspezialisten sollen nicht nur die Datenbank, sondern auch Speicher und Applikationen in das als Oracle Grid bezeichnete Konzept einfliessen. Management-Werkzeuge namens Grid Control sollen dabei eine einheitliche Sicht auf das ganze Datencenter ermöglichen. Oracle will also über Grid stärker in den Markt der Infrastruktur-Management-Lösungen vordringen. Mitte September wurde die jüngste Version 10g der hauseigenen Datenbank vorgestellt, die erstmals mit integriertem Grid-Support aufwarten kann. Oracle trägt der Standardkompatibilität mit der Integration des Globus Toolkit Rechnung.



Daneben arbeiten auch Sun mit der N1-Initiative und Computer Associates mit ihren Computer-on-Demand-Lösungen an unternehmensfähigen Grid-Projekten.


Zukunftsvision

Die Bedeutung von Grid Computing wird aber auch überschätzt, wie unlängst HP-Chefin Carly Fiorina eingestehen musste. An der Oracle-World erklärte sie, Grid Computing sei nach wie vor mehr Hype als Realität. Bis die Grid-Vision im normalen Business-Alltag überhaupt eine Bedeutung erlangen könne, müssten vorerst die Standards verbessert werden. Laut Fiorina würde es mindestens noch drei bis fünf Jahre gehen, bis Anwendungen wie Lohnabrechnungen auf Grid-Basis zum Einsatz kämen.



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