O&O Unerase 1.0: Rettung für gelöschte Dateien

O&O Software preist ihre Datei-Recovery-Lösung als essentielles Tool für die Datenrettung. In der Praxis ist Unerase aber leider oft nutzlos.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/33

     

Wer kennt nicht folgendes Problem: Versehentlich wurde eine Datei, die man dringend noch weiter benötigt hätte, via LAN oder per -Taste ohne Umweg über den Papierkorb definitiv gelöscht. Unzählige Systemadministratoren greifen in solchen Fällen auch heute noch auf altbewährte DOS-Tools oder die Utility-Kollektion von Winternals zurück, um die Daten zu retten.



Dass es deutlich bequemer und komfortabler geht, verspricht O&O Software mit dem neuen Tool Unerase. Das Utility macht sich dabei eine Eigenheit der Dateisysteme zunutze. Werden nämlich Files von der Harddisk getilgt, so werden lediglich die betroffenen Cluster auf der Festplatte für ein erneutes Beschreiben freigegeben, während die ursprünglichen Daten noch vorhanden sind, aber nicht mehr vom Dateisystem angezeigt werden.


Einfachstes Handling

Unerase wartet mit einer übersichtlichen Benutzeroberfläche auf und dürfte auch den weniger versierten Anwender kaum vor Probleme stellen.



In der oberen Hälfte des GUI werden die einzelnen Laufwerke zur Auswahl gestellt. Nachdem eine Wahl getroffen wurde, klickt man auf den Durchsuchen-Button, worauf in der unteren Hälfte des Programmfensters alle wiederherstellbaren Dateien aufgelistet werden. Optional können auch Filter angewendet werden. Wer beispielsweise alle restaurierbaren TIFF-Files ausfindig machen will, nutzt die erweiterte Suchen-Dialogbox. Hier kann via Wildcards nach Dateien mit bestimmten Namensmustern gefahndet werden. Ausserdem lässt sich die Resultatsliste hier auch über Dateigrössen eingrenzen, und auch die Suche nach Files, die innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls geändert wurden, ist möglich. Sollte Unerase noch nicht auf dem System installiert sein, lässt sich die Software über einen Wizard auch auf Diskette kopieren, womit direkt ab Wechselmedium ein Restoring ermöglicht wird.





Erweiterte Suche empfohlen

Der Einsatz der erweiterten Suchfunktion empfiehlt sich unbedingt, denn das Auffinden der gesuchten Files kann sich in einer Liste mit mehreren Tausend Einträgen als recht mühsam erweisen. Unerase macht es einem dabei leider nicht sonderlich einfach: Zwar lässt sich die Liste mit einem Klick auf den Dateinamen-Header sortieren, doch ist dasselbe nach Grösse oder Dateityp nicht möglich.



Bereits wenn Unerase die Suchresultate auflistet, wird klar, dass die gesuchten Dateien oftmals nicht wieder restauriert werden können. Denn nur wenn alle Cluster, die eine Datei belegt hat, lesbar sind, ist eine komplette Wiederherstellung möglich.





Resultate oft unbrauchbar

Doch auch dann, wenn keine Datei oder Anwendung auf die betreffende Partition geschrieben wurde oder eine Auslagerungsdatei darauf liegt, ist Unerase nicht in der Lage, eine grössere Datei korrekt zu restaurieren. Während sich Dateien im Grössenbereich bis etwa 5 MB fast immer wiederherstellen liessen, gelang das Restaurieren von 50-MB-Files nie. Meist wurde bereits in der Trefferliste signalisiert, dass wenigstens einige Prozent der belegten Cluster nicht gelesen werden konnten. Während man bei Grafik- oder TXT-Files auch mit nur teilweise hergestellten Dateien oftmals noch etwas anfangen kann, ist dies bei unzähligen Dateiformaten - Beispiel Access- oder Filemaker-Datenbanken - geradezu unmöglich.




Unter dem Strich erlaubt Unerase damit zwar oftmals eine Restaurierung, doch darf und soll man sich nicht darauf verlassen. Wer auf Nummer sicher gehen will, setzt statt dessen auf regelmässige Backups.



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