Netze weben in der Traumfabrik

Mit Macromedia Studio 8 erhält der Webdesigner kräftige Unterstützung beim Aufbau standardkonformerWebsites und bessere Stilmittel für Flash-Animationen auf Desktops und Mobilgeräten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/18

     

Getreu dem Prinzip «alle Jahre wieder» bringt Macromedia noch vor der Übernahme durch Adobe eine neue Ausgabe seiner Webdesign-Toolsammlung auf den Markt:
Macromedia Studio 8 bietet bei Dreamweaver und Flash bedeutende Neuerungen, Fireworks 8 dagegen begnügt sich mit wenigen Detailverbesserungen.


Abgänge und Neuzuzüger

Mehr als die neuen Features fällt zunächst ohnehin etwas anderes
auf: Die Zusammensetzung hat
sich geändert. Das besonders in Europa beliebte Freehand ist nicht mehr Teil der Suite, sondern
muss separat gekauft werden. Der Hersteller begründet dies damit,
dass Freehand in erster Linie
für die Gestaltung von Drucksachen konzipiert sei und in einer Webdesign-Suite eigentlich nichts zu suchen habe; ein Zusammenhang
mit der bevorstehenden Inhouse-Konkurrenz durch Adobe Illustrator bestehe nicht.
Neu im Lieferumfang sind der Webredaktions-Client Contribute 3 und Flashpaper 2, mit dem sich ähnlich dem Acrobat-Druckertreiber beliebige Dokumente entweder ins PDF- oder ins Flash-Format umwandeln lassen.


Dreamweaver: Web-Standards im Fokus

Mit visuellem XML-Authoring, stark verbesserter CSS-Unterstützung und erweiterten Werkzeugen zum Prüfen der erstellten Seiten auf die Richtlinien der Barrierefreiheit – neu testet das integrierte Accessibility Evaluation Tool auch auf Priorität 2 der WCAG-Richtlinien – legt Dreamweaver 8 deutlich mehr Wert auf Web-Standards als frühere Versionen oder andere visuelle Web-Editoren.
Die Anzeige von XML-Daten, zum Beispiel RSS-Newsfeeds, ist ohne Codieren kinderleicht zu bewerkstelligen. Als erstes wird statt einer gewöhnlichen HTML-Page eine XSLT-Seite oder wahlweise ein XSLT-Fragment erstellt, das sich in eine bestehende HTML-Seite einbauen lässt. Dreamweaver verlangt dabei die Angabe der XML-Quelle, entweder eine lokal gespeicherte Datei oder eine URL, und generiert den nötigen Rahmencode samt einiger Entity-Definitionen für häufig vorkommende Sonderzeichen. Das XML-Schema der Datenquelle wird in aufklappbarer Baumdarstellung unter «Bindings» in der Application-Palette präsentiert.






Um den Inhalt eines XML-Elements auf die Webseite zu bringen, zieht man einen Platzhalter aus der Baumdarstellung an die gewünschte Stelle in der Design-Ansicht. Dreamweaver integriert das Element in Form des passenden XSL-Statements in den HTML-Code, eingebettet in ein <p>-Element – die Darstellung lässt sich somit problemlos anpassen, indem man dem <p> den gewünschten CSS-Style zuordnet.
Wenn die XML-Daten aus wiederholten Inhalten gleicher Struktur bestehen, wird es kaum komplizierter: Man markiert einfach in der Design-Ansicht die zu wiederholenden Ele-mente, wählt «XSLT Objects/Repeat Region» aus dem Insert-Menü und gibt den übergeordneten XML-Node an, der die Mehrfachdaten enthält. Das korrekte xsl:for-each-Statement wird automatisch generiert.


CSS leicht gemacht

Cascading Style Sheets ersetzen zur Freude von Standard-Anhängern und Accessibility-Experten bei der Seitengestaltung immer mehr das herkömmliche Tabellenlayout. Dreamweaver 8 macht dem Webdesigner den Umgang mit den oft auf mehrere CSS-Files verteilten und komplex verschachtelten CSS-Definitionen wesentlich einfacher. Die gesamte CSS-Funktionalität wurde in einer generalüberholten CSS-Palette konsolidiert, die wahlweise sämtliche für das geöffnete Dokument relevanten CSS-Definitionen und die zugehörigen Attribute anzeigt oder nur diejenigen, die zum aktuellen HTML-Element gehören.
Die CSS-Palette informiert auch darüber, aus welcher Datei der gerade angeklickte Style stammt: Falls die Styles nicht eingebettet, sondern in verlinkten Dateien definiert sind, müssen diese zuvor mit dem Befehl «Attach Style Sheet» im Aufklappmenü der CSS-Palette dem aktuellen Dokument zugeordnet werden, und zwar von Hand – Dreamweaver löst bestehende <link>-Statements im HTML-Text nicht von sich aus auf.
Per CSS plazierte Seitenelemente werden in der Design-Ansicht korrekt visualisiert, beim Anklicken eines <div> zeigt die CSS-Palette alle zugehörigen Details an. Die wichtigsten Angaben wie ID, Ränder und Padding erscheinen ausserdem als Tooltip direkt in der Design-Ansicht.
Dreamweaver unterstützt neu auch CSS-Medientypen: Stehen mehrere Style Sheets zum Beispiel für Screen, Print und Handheld zur Verfügung, kann man via Style-Rendering-Toolbar zwischen den verschiedenen Darstellungen hin- und herschalten oder die Styles ganz deaktivieren.


Flash: Geschwindigkeit, Video, Mobile

Macromedia sieht die Version 8 als bedeutendsten Flash-Release aller Zeiten. Dies betrifft vor allem den Player, dessen Performance und Textdarstellung drastisch verbessert wurden. Die Authoring-Umgebung glänzt dagegen eher im Detail, an der grundlegenden Arbeitsweise hat sich nichts geändert.
Movie-Clips und Textfelder können mit Filter-Effekten wie Schlagschatten oder Rahmen angereichert werden, die sich per ActionScript steuern lassen. Eine Custom Easing Control erlaubt die präzise Einstellung von Tweening-Parametern im Zeitverlauf. Position, Drehung, Grösse, Farbe und Filtereffekte lassen sich dabei separat steuern. Beim Erstellen von Grafik helfen zusätzliche Linienattribute und feiner einstellbare Farbverläufe; die Grösse von Textfeldern ändert man nun endlich über Resize-Handles an allen vier Ecken, wie es in anderen Programmen längst üblich ist.
Mit dem qualitativ besseren Video-Codec On2 VP6 will Macromedia
den Flash-Player als ideale
Video-Abspielplattform fürs Web
positionieren. Die neue Alphakanal-Unterstützung ermöglicht durch Überlagerung von Video und anderen Flash-Objekten dynamische, interaktiv steuerbare Kompositionen. Zur Umwandlung bestehenden Videomaterials enthält die Suite einen Standalone-Encoder und Plug-ins
für diverse Videoschnittprogramme.
Flash läuft nicht nur auf Desktop-Computern, sondern als Flash Lite auch auf PDAs und Handys. Zum Device-gerechten Testen kommt Flash Professional 8 mit voreingestellten Profilen für sämtliche Mobilgeräte, die Flash Lite unterstützt. Der Testmechanismus erlaubt die parallele Vorschau auf verschiedenen virtuellen Mobilgeräten.
Die abgespeckte Basic-Version von Flash ist nur noch separat erhältlich; die Suite kommt grundsätzlich mit der Professional-Ausgabe.

(ubi)


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