IT und UE für Heim und Herd
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/04
Der CeBIT-Messeleiter hat es angekündigt: Die Unterhaltungselektronik hat an der B2B-Messe ebenfalls ihren Platz. Damit folgt die Veranstaltung einem Industrietrend, sehen doch diverse Hersteller im Entertainment-Konsumenten die Rettung fürs ansonsten stagnierende Business. Besonders attraktiv und dieses Jahr offenbar endlich marktreif ist die seit Jahren in Aussicht gestellte Konvergenz der Industrien: Die Grenze zwischen Computer und Fernsehen wird zunehmend verschwommen - allerdings weniger mit Internet-tauglichen UE-Geräten als vielmehr mit PC-Systemen, die als universeller Entertainment-Server die Inhalte erfassen, speichern und als konventionelle Video/Audiosignale an die bestehende TV/HiFi-Anlage weitervermitteln.
Neben diversen Produkten der eben beschriebenen Art finden sich an der CeBIT wie immer die neuesten Handys, PDAs und Digicams. Hier halten sich die Hersteller im Vorfeld jedoch bedeckt - der Gadget-süchtige Interessent kommt um den persönlichen Messebesuch wohl nicht herum.
Der von seinen Messaging-Servern her bekannte Entwickler Tobit widmet sich an der CeBIT nicht nur dem Business, sondern auch dem Entertainment: Das neue Produkt David Home, ein "Personal Entertainment Server", verbindet die PC- mit der TV-Welt und beherrscht die komplette Verwaltung aller Nachrichtentypen. Der Hersteller verkündet stolz, David Home mache dem Diktat des Fernsehens ein Ende: Anhand von Benutzerprofilen zeichnet die Software automatisch TV-Sendungen auf, die später auf dem PC oder Fernsehgerät abgespielt werden sollen. Mit Hilfe von Steam Tags, die als Internet-basierter Service im Produktumfang (Software 129 Euro, TV-Service 69 Euro für 12 Monate) enthalten sind, kann der Betrachter dabei direkt zu spannenden Szenen gelangen oder unerwünschte Werbeblöcke überspringen.
Der hierzulande eher unbekannte skandinavische DVD-Hersteller Kiss stellt an der CeBIT den ersten DVD-Player mit integriertem 10/100-Ethernet-Anschluss und DivX-Unterstützung vor. Mit dem DP-500 lassen sich digitale Inhalte direkt aus dem Internet herunterladen oder von einem PC beziehen und über die angeschlossene TV/HiFi-Anlage abspielen. Neben DivX-codierten Filmen verarbeitet das Gerät, das in Zusammenarbeit mit Sigma Designs entwickelt wurde und mit dem DVD-Decoder-Chip EM8500 ausgestattet ist, auch MPEG-4- und MP3-Dateien sowie DVD-R/RW-Medien.
Die interaktive Nutzung aller Medien im komplexen Verbund - zum Beispiel Fernsehgerät, PC, DVD- und MP3-Player - erfordert bis dato einen erheblichen Aufwand, den sich im Privathaushalt kaum jemand leistet. Hier will das Informatik-Institut der saarländischen Uni abhelfen. Unter dem Namen MMBox stellen die Akademiker ein erschwingliches, da frei verfügbares Home-Entertainment-System auf Linux-Basis vor. Das System vereint die Funktionen Abspielen, Aufnehmen und Transcodieren in den Formaten CD, DVD, MP3 und TV samt Time-Shifting und ermöglicht die vernetzte Nutzung der vorhandenen Geräte - so lässt sich ein via Firewire an einem PC angeschlossener Camcorder oder die eingebaute TV-Karte auf einen anderem PC nutzen.
Surfen im Bett: Bisher für die meisten Home-User Wunschdenken. Der PC ist untransportabel, das Notebook eigentlich auch noch zu schwer und der Tablet-PC viel zu teuer. Eigentlich genügte ja für den Abruf von Webseiten auch ein Bildschirm mit Funkadapter - das Processing übernähme dann der PC, der im Heimbüro steht. Genau dies hat TC mit seinem Produkt Snap-TFT realisiert, einem TFT-Flachbildschirm mit integrierter Tastatur und Funkübertragung des Videosignals. Kosten laut Hersteller: "Nur wenig über dem Preis handelsüblicher TFT-Monitore." Als Weltneuheit präsentiert TC zudem das langerwartete Produkt Tivion, ein Set von drei kleinen, per Sprachsteuerung bedienbaren Boxen, die am Fernseher und PC angebracht werden, per Kabel oder Funk für die Vernetzung von TV und PC sorgen und Möglichkeiten wie Videoaufzeichnung mit Time-Shifting, Freisprechtelefonieren am TV, elektronische Programmplanung und Werbeblocker bieten. Mit einem Preis von unter hundert Euro will der Hersteller damit eine erschwingliche Alternative zu anderen vernetzten Home-Entertainment-Systemen bieten.
Den ersten formatunabhängigen DVD-Brenner mit vierfacher Geschwindigkeit gibt es bei NEC zu bewundern. Der ND-1300A befreit den durch multiple DVD-Writing-Standards geplagten Konsumenten von der Entscheidung für ein bestimmtes Format. Er liest und brennt sowohl DVD-R/RW als auch DVD+R/+RW-Medien. Mit vierfacher Aufnahmegeschwindigkeit erlaubt das Gerät die derzeit schnellste Möglichkeit, Daten und Videoinhalte auf DVD zu bringen - eine Stunde DVD-Video lässt sich in 15 Minuten aufzeichnen.