Dedicated Hosting im Kommen

Bisher gibt es erst wenige Schweizer Webhoster, die dedizierte Server zu bezahlbaren Preisen anbieten. Dies wird sich bald ändern.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/01

     

Bunte Ganzseiteninserate in deutschen IT-Zeitschriften verkünden schon seit langem das Hosting-Eldorado: Einen dedizierten Webserver gibt es bei einigen Hostern schon ab zwanzig Euro pro Monat; Angebote unter hundert Euro sind gang und gäbe. Bei Schweizer Webhostern sucht man vergleichbare Pakete meist vergebens. Erst wenige Anbieter offerieren dedizierte Webserver mit vollem Zugriff auf Root-Ebene in Form von preisgünstigen Standardpaketen – Dedicated Hosting gibt es zwar bei vielen Anbietern, meistens jedoch nur als Individuallösung zu Preisen von mehreren hundert Franken pro Monat.


Hauptgrund Gestehungskosten

Bei der Allschwiler Genotec Internet Consulting AG gibt es seit Ende 2003 ein ausgewachsenes Dedicated-Hosting-Programm mit Angeboten ab monatlich 99 Franken. Dafür erhält der Kunde einen LAMP-Server (Linux, Apache, MySQL, PHP) mit 2200-er AMD-Prozesssor, 512 MB RAM, 40 GB Harddisk und 70 GB Traffic pro Monat – preislich vergleichbar mit den Angeboten aus Deutschland. Die nächstbessere Konfiguration, ein P4-Rackmount-Server mit zwei Harddisks, kostet bereits 299 Franken pro Monat; laut Hofstetter, einer der Gründer und Geschäftsleiter von Genotec, ist dies in erster Linie durch die deutlich höheren Hardwarekosten bedingt. Genotec offeriert darüber hinaus auch Dedicated Server mit Windows oder Small Business Server, aufgrund der Lizenzkosten ebenfalls deutlich teurer als die einfache Linux-Variante.






«Einer der Hauptgründe, weshalb Dedicated Hosting in der Schweiz bisher selten angeboten wird: Viele Provider haben keine eigene Infrastruktur. Sie sind in einem Datacenter eingemietet, und es kommt teuer, in eine solche Mietstruktur einen dedizierten Server zu stellen» – so sieht es Roger Hofstetter. Genotec betreibt folgerichtig ein eigenes Datacenter und kann so eine Mischrechnung mit seinen Shared-Hosting-Angeboten machen. Für Hofstetter geht die Rechnung auf: «Unser Root Server für 99 Franken ist nicht etwa ein Lockvogelangebot. Der Preis ist kalkuliert und wirtschaftlich auch für uns interessant. Vor allem aber sind wir flexibel: Wenn einem Kunden das Shared Hosting nicht mehr genügt, müssen wir ihn nicht an einen andern Hoster verweisen.»


Die Masse macht’s

Noch konkreter formuliert es Claudius Röllin, der Verkaufsverantwortliche der Rapperswiler Hostpoint GmbH, die mit 25'000 Shared-Hosting-Kunden als einer der grössten Schweizer Hoster gilt: «Der Hauptgrund ist der Preis. Für einen vernünftigen Server zahlt man in Deutschland ab 50 Euro pro Monat – daran würde ein Hoster auch hierzulande gemessen. Im Vergleich dazu kommen beim Volumen des durchschnittlichen Schweizer Hosters sowohl die Datencentermiete als auch die Personalkosten zu teuer. Wenn man zum Beispiel im Datacenter nicht gleich 500 Quadratmeter mietet, schlagen sich die Kosten zu stark auf den einzelnen Server nieder.»




Es verwundert deshalb nicht, dass Hostpoint bisher kein Dedicated Hosting anbietet. Evaluiert hat man aber schon, wie der Finanzchef Sandro Bertschinger bestätigt: «Wir haben jetzt die nötige Grösse, um in Massen einkaufen zu können. Das fängt schon bei der Hardwarebeschaffung an: Wirtschaftlich rechnet es sich erst ab etwa hundert Servern.» Laut Bertschinger bereitet Hostpoint momentan ein Dedicated-Angebot vor, das im Laufe 2005 auf den Markt kommen soll.
Aus Kundensicht spielt aber nicht nur der Preis eine Rolle. Röllin: «Dem Kunden stellt sich die Frage, wie umfangreich das Angebot ist – bekommt er einfach einen Server mit Rootzugang, oder stehen verschiedene Images mit typischen Konfigurationen fixfertig bereit?» Für Sandro Bertschinger ist eine möglichst hohe Automatisierung essentiell, ganz im Stil des Control Panels, mit dem die Shared-Hosting-Kunden ihren virtuellen Webserver von der Definition von E-Mail-Adressen bis zum Erstellen von Datenbanken über ein Web-Interface selbst verwalten können: «Je weniger automatisiert ist, desto mehr hat der Provider zu tun: Bei einem Dedicated Server kann der Kunde unabsichtlich den kompletten Server löschen, und dann steigt der Supportaufwand. Wir werden mit einer vollautomatisierten Lösung arbeiten, die den Kostenfaktor Personal auf ein bezahlbares Minimum reduziert.»


Zwischenstufe Vserver

Beim Shared Hosting teilen sich viele Kunden einen Server. Jeder hat dabei ausschliesslich auf sein eigenes Web-Verzeichnis Zugriff. Beim Dedicated Hosting ist die komplette Hardware eines Servers für einen einzigen Kunden reserviert, der folgerichtig über den Root- beziehungsweise Administrator-Account auch die volle Kontrolle über die Software erhält.
Dazwischen gibt es eine dritte Variante, den sogenannten Vserver: Wie beim Shared Hosting werden hier mehrere Kunden auf der gleichen Hardware zusammengefasst. Jedem Kunden steht jedoch ein kompletter virtueller Server mit Rootzugang zur Verfügung: Die Gesamtkapazität der Hardware wird mit einer Virtualisierungssoftware wie UML (User Mode Linux) auf mehrere virtuelle Maschinen aufgeteilt. Vserver sind heute zum Beispiel bei I-Quest (www.iquest.ch) und Meisterwerk (http://meister werk.net) erhältlich.






Die Meinungen der Provider gehen hier auseinander. Claudius Röllin von Hostpoint ist skeptisch: «Wir haben Kontakt zu einigen deutschen Hostern, der das anbietet. Es gibt damit aber viele Probleme – wenn in einer der virtuellen Partitionen etwas wirklich Gravierendes passiert, kann das den ganzen Server zum Absturz bringen. Es braucht sehr viel Erfahrung, bis man es soweit hat, dass es wirklich funktioniert.» Auch vom Preis her sieht Röllin wenig Spielraum: «Die Preisspanne ist zu gering. Es macht wenig Sinn, für beispielsweise 70 Franken einen Vserver zu mieten, wenn man für 50 Franken ein gutes Shared Hosting und für 90 einen eigenen Server bekommt.»
Genotec-Geschäftsleiter Hofstetter hingegen findet den Vserver «als Zwischenlösung sehr interessant. Wir sehen das als potentiellen Markt und wollen 2005 entsprechende Angebote lancieren.»


Dedicated-Markt Schweiz mit Zukunft

Die Beispiele Hostpoint und Genotec zeigen, dass in der Schweiz durchaus Potential für Dedicated Hosting mit fix abgestuften Angeboten besteht. Immer mehr Kunden geben sich nicht mehr mit einer Standardkonfiguration à la LAMP oder IIS zufrieden, sondern benötigen zusätzliche Serversoftware wie Application Server oder Content-Management-Systeme, die in einer Shared-Hosting-Umgebung nicht installiert werden kann.





«Wir sehen seit Ende 2003 einen stark wachsenden Bedarf nach Dedicated Hosting», stellt Genotec-Geschäftsleiter Roger Hofstetter fest. Dementsprechend verlief das Business im vergangenen Jahr: Hatte Genotec Anfang 2004 noch magere 15 Dedicated-Kunden, waren es Ende Jahr schon über 100. Für Hofstetter mit ein Grund: «Wir haben auch Kunden, die ihren Server bisher in Deutschland hatten und nun in die Schweiz kommen wollen. Es ist ja nicht zuletzt auch eine rechtliche Frage – Serverstandort gleich Rechtsstandort.»






Auch der geplante Einstieg von Hostpoint ins Dedicated-Hosting-Business weist auf einen zukunftsträchtigen Markt hin: Die Hostpoint-Gründer kalkulieren messerscharf und verdienen, das betonen Röllin und Bertschinger im Gespräch ausdrücklich, auch mit dem günstigsten Shared-Hosting-Paket gutes Geld. Wäre Dedicated Hosting nicht vergleichbar erfolgsträchtig, würde man sich in Rapperswil wohl kaum damit beschäftigen.



Die günstigsten Schweizer Dedicated-Hosting-Angebote

(ubi)


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