Werkzeuge fürs elektronische Lernen

Werkzeuge fürs elektronische Lernen

13. Oktober 2006 - Vom Screenrecording-Utility bis zur Enterprise-Lernplattform bieten Markt und Open-Source-Szene eine ziemlich unübersichtliche Vielfalt von E-Learning-Tools.
Artikel erschienen in IT Magazine 2006/18

Was ist eigentlich E-Learning? Die Frage steht ganz oben auf der Startseite des Schweizerischen Bildungsservers educa.ch, eines Gemeinschaftsprojekts des Bundesamts für Berufsbildung und Technologie BBT und der Erziehungsdirektorenkonferenz EDK. Eine einfache Antwort findet sich dort aber nicht, eher neue Fragen: Bedeutet E-Learning Lernen am Computer, multimediales Lernen oder Teilnahme an einem Kurs in Kanada vom Schlafzimmer aus? Erschöpft sich E-Learning in Abkürzungen wie CBT, WBT und LMS? Eine Feststellung trifft für Thomas Tribelhorn, Autor des Educa-Dossiers E-Learning, aber auf jeden Fall zu: Auch beim E-Learning sollte ein durchdachtes didaktisch-methodisches Design die Hauptrolle spielen – es tritt aber angesichts der technischen Möglichkeiten oft in den Hintergrund.


Tool-Vielfalt unter der Lupe

Um Didaktik und Methodik soll es uns hier aber nicht gehen. Statt dessen möchten wir den Softwaremarkt etwas näher auf Produkte untersuchen, die unter dem Hype-Label «E-Learning» verkauft werden. Schon ein erster Blick zeigt, dass mit Hinweis auf die computerunterstützte Bildungsvermittlung die unterschiedlichsten Produkte angeboten werden. Am unteren Ende der Skala stehen Tools zum Aufzeichnen von Bildschirmaktivitäten, das High-end bilden Lernplattformen zur Verwaltung des elektronischen Kursangebots ganzer Unternehmen und Universitäten. Grob gesehen lässt sich der E-Learning-Markt in drei Softwarekategorien einteilen:



- Autorenwerkzeuge (Authoring Tools): Software zum Erstellen von Web- oder allgemein computerbasierten Lerninhalten. Neben dem Zusammenstellen von bereits elektronisch vorliegenden Texten, Bildern und Multimedia-Inhalten zu einem Kurs mit didaktisch sinnvoller Struktur bieten viele Autorenwerkzeuge auch die Möglichkeit, interaktive Fragen und Prüfungen in Form von Online-Fragebögen einzubauen. Dabei steht meist eine ganze Palette von Fragemethoden wie Multiple-Choice, Lückentext, freie Formulierung oder interaktiv manipulierbare Simulation zur Verfügung.
Die Ergebnisse solcher Tests werden entweder bloss unmittelbar dem Lernenden angezeigt, zusätzlich intern ausgewertet oder zur zentralen Auswertung an ein Learning-Management-System weitergeleitet. Ein gutes Authoring-Tool erlaubt zudem, anhand der Antwort auf eine bestimmte Frage zu unterschiedlichen Folge­inhalten zu verzweigen. Dem Lernenden stehen so je nach Lernerfolg mehrere Lernpfade zur Verfügung.
Gerade die letzte Feststellung zeigt: Mit der simplen Aneinanderreihung von Fakten ist noch lange kein brauchbarer E-Learning-Kurs gestaltet – didaktisches Know-how ist zwar schon bei der Planung, besonders aber auch bei der konkreten Gestaltung eines Kurses gefragt.



- Lernverwaltungssysteme (Learning Management Systems, LMS): LMS verwalten das gesamte Lernangebot einer Firma oder Institution sowie die Kursteilnehmer samt Prüfungsresultaten. Zur Einbindung der E-Learning-Inhalte in übergreifende Verwaltungs­systeme (LMS) existieren Standards wie AICC und SCORM – näheres siehe Kasten. Die meisten aktuellen Authoring-Tools produzieren standardkonforme Inhalte.
Es gibt nur wenige reine LMS, die meisten davon als Ergänzung zur Authoring-Umgebung vom gleichen Hersteller. Die meisten aktuellen Lösungen, die sich als LMS bezeichnen, kombinieren die Funktionen eines LMS mit Authoring- und Kommunikationsfunktionen.



- Lernplattformen (Learning Content Management Systems, LCMS): Kombinierte, fast immer Web-basierte Komplett-Lernumgebungen mit Authoring-Werkzeugen, LMS-Features sowie Funktionen zur Kommunikation der Lernenden untereinander und zwischen Administration, Lehrpersonen und Lernenden.
Die zuständige Abteilung regelt über die Lernplattform die Zugangsberechtigungen zu den einzelnen Kursen. Lehrpersonen erstellen Kurse, kombinieren bestehende Inhalte zu neuen Lernangeboten, stellen Lernende zu Arbeitsgruppen zusammen und betreuen die Studierenden. Lehrpersonen und Lernende kommunizieren über Diskussions-Boards, Whiteboards, Web-Mail, Kalender, Chat und Audio- oder Videoconferencing.




Eine Lernplattform deckt also die unterschiedlichsten Funktionsbereiche ab – und jedes System legt das Schwergewicht anders: Während ein Produkt mit starken Kollaborations-Features glänzt, eignet sich ein anders vielleicht besonders für die Kurs- und Teilnehmerverwaltung in grossen Organisationen. Auch einige allgemein einsetzbare Groupware- und Conferencing-Lösungen positionieren sich als E-Learning-Plattform; es mangelt diesen Produten aber meist an weitergehenden bildungsorientierten Features wie Kurs- und Ergebnisverwaltung. Wir haben sie deshalb ebensowenig in die Marktübersicht aufgenommen wie sogenannte Knowledge-Management-Lösungen, die sich teils ebenfalls im Dunstkreis von E-Learning sehen.
Wir haben den Markt für E-Learning-Tools bewusst nur grobkörnig eingeteilt. Andere Autoren unterscheiden zum Beispiel zwischen Kursmanagement-Systemen, Learning-Management-Systemen, Lernplattformen und Learning-Content-Management-Systemen. Bei unserer Kategorisierung geht es in erster Linie darum, ob der Fokus eines Produkts auf dem Erstellen der Lerninhalte, der Verwaltung von Kursen und Teilnehmern oder der mehr oder weniger vollständigen Zusammenfassung verschiedener Aspekte des E-Learning auf einer Plattform liegt. Die Marktübersicht erhebt im übrigen keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

 
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