Riet Cadonau, Mitglied der Ascom Konzernleitung

«Das Outsourcing-Geschäft kenne ich aus meinen IBM-Zeiten bestens.»

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/03

     

Herr Cadonau, folgen Sie mit der Auslagerung einem Modetrend oder haben Sie handfeste Gründe?

In einem Turnaround geht man sicher nicht irgendwelchen Modeströmungen nach. Wir hatten drei Hauptgründe: Erstens Senkung der IT-Betriebskosten, zweitens Vermeiden von Nachteilen wegen der reduzierten Unternehmensgrösse z.B. im Einkauf - nach den Devestitionen haben wir in der Schweiz noch rund 1600 Mitarbeiter - und drittens die Glättung der anstehenden IT-Investitionen über die Vertragslaufzeit.




Was lagern Sie genau aus?

Die zentrale und die dezentrale IT sowie das Webhosting. Zentral geht es vor allem um den SAP-Betrieb - wir betrieben bisher vier SAP-Systeme, die im Rahmen der Auslagerung auf ein System konsolidiert werden. Im dezentralen Teil wechseln wir die Hardware und migrieren von NT auf XP.



Was bleibt im eigenen Haus?

Nur ein paar Spezialapplikationen sowie das gesamte Daten- und Voice-Netz. Diese Verantwortung nimmt bereits heute unsere Division Network Integration wahr, da Implementierung, Wartung und Betrieb von Netzwerken zu deren Kerngeschäft gehört.



Sie befürchten also nicht, dass Kunden die Auslagerung als Kompetenzverlust werten?

Nein. Es handelt sich klar um eine Konzentration auf unser Kerngeschäft, und IT im Sinne von SAP-Betrieb und PC-Dienstleistungen gehört wirklich nicht dazu. Das sind reine Werkzeuge wie die Autos unserer Servicetechniker, die wir ja auch nicht selber herstellen. Übrigens haben auch andere Technologie-Unternehmen wie Ericsson, Cable&Wireless und Nokia ihre IT ausgelagert.



Welche Kriterien waren beim Vertrag entscheidend?

Das Outsourcing-Geschäft kenne ich aus meinen IBM-Zeiten bestens; wir konnten die Vor- und Nachteile genau abwägen. Wir wollten das bestmögliche Preis/Leistungsverhältnis, flexible Vertragsbedingungen und einen Arbeitgeber, der unseren IT-Mitarbeitenden Arbeitsplätze in der Region Bern anbietet - das war eine Bedingung.



Müssen die übernommenen Mitarbeiter mit schlechteren Arbeitsbedingungen rechnen?

Alle Mitarbeitenden werden zu vergleichbaren Bedingungen übernommen. Sie wechseln zu einem seriösen, zukunftsgerichteten Arbeitgeber. Ihre Tätigkeit gehört zu dessen Kerngeschäft, wo auch andere Kunden bedient werden - insgesamt erhalten die Mitarbeitenden aus meiner Sicht sogar bessere Perspektiven.

(ubi)


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