Der zertifizierte Open-Sourcer
Ein spitzer Kommentar in einem Online-Forum: «Ich habe in meiner IT-Laufbahn schon viele zertifizierte Spezialisten getroffen, aber keiner davon hat mich durch herausragende Leistungen überrascht.» Klar - ein schön gedrucktes Zertifikat in der Hand des Stellenbewerbers garantiert dem Arbeitgeber noch lange kein Genie. Eine bestandene Prüfung weist aber immerhin nach, dass der Absolvent über genau die Kenntnisse verfügt, die der Hersteller der betreffenden Lösung für wesentlich hält.
Zertifizierung obligat
In der herkömmlichen Informatik gilt für viele Positionen eine Zertifikation wie «Microsoft Certified Systems Engineer» als unabdingbar. Auch für die Systemplattformen von Sun, Citrix, Lotus und Cisco sowie für Management-Aufgaben in einer ITIL-orientierten Infrastruktur existieren zahlreiche Titel. So gibt es zum Beispiel den «IBM Certified Application Developer Lotus Notes 7», den «Cisco Qualified Specialist» in zehn Fokusbereichen oder den «Oracle Certified Professional». Einige Zertifikate setzen zwingend den Besuch des passenden Herstellerkurses voraus, für andere genügen entsprechende Kenntnisse, egal wie man sie erworben hat. Auch Open-Source-Software kommt zunehmend in der Unternehmens-IT zum Einsatz. Ihre Hersteller organisieren sich wie Red Hat als kommerzielle Unternehmen, oder eine bestehende IT-Grösse übernimmt Open-Source-Lösungen ins eigene Portfolio, wie die Übernahme von Suse durch Novell zeigt.
Ob proprietär oder Open Source - Enterprise-Informatik ist komplex und problembehaftet. Es ist deshalb kein Widerspruch zum Open-Source-Gedanken, wenn auch Anbieter quelloffener Lösungen Zertifizierungswege für Administratoren und Entwickler offerieren.
Noch gelten Firmen, die konsequent auf eine Open-Source-Infrastruktur setzen, als Pioniere und lassen gerne zwar erfahrene, aber nicht offiziell per Zertifikat sanktionierte Leute ans Werk. Je mehr sich Open-Source-Plattformen aber als Alternative zur proprietären Umgebung durchsetzen, desto selbstverständlicher werden Zertifizierungen zur Voraussetzung bei Anstellung und Weiterbildung.