TechEd: Abschied von Bill Gates
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/12
Anfang Juni ging in Orlando die diesjährige US-Ausgabe von Microsofts TechEd über die Bühne. Wie bereits bei der europäischen TechEd wurde die Konferenz in je eine Veranstaltung für Entwickler und IT-Verantwortliche aufgesplittet. Diese Aufteilung kam zwar nicht bei allen Teilnehmern und Ausstellern gut an, für die Veranstalter war sie aber ein voller Erfolg. So konnte man dieses Jahr eine Rekordzahl von fast 16’000 Besuchern an die beiden Konferenzen locken.
Das eigentliche Highlight der TechEd Developers war die letzte Keynote von Bill Gates vor seinem Ausscheiden aus dem Microsoft-Tagesgeschäft Ende Juni. Nach einer kurzen Rückschau auf seine Zeit bei Microsoft gab Gates den mehr als 6000 lauschenden Entwicklern einen Ausblick auf künftige Trends und Technologien. Gemäss Gates wird bei der Softwareentwicklung die Bedeutung der modellgetriebenen Anwendungsentwicklung enorm zunehmen.
Dieser werde Microsoft bereits in naher Zukunft mit dem Projekt «Oslo» gerecht. Hinter «Oslo» steckt eine Initiative, die unter anderem visuelle Modellierungstools, ein universelles Repository und eine neue, deklarative Programmiersprache (Codename «D») gemeinsam mit verschiedenen Microsoft-Produkten unter einem Dach vereinen wird. Konkrete Informationen zu «Oslo» und eine erste Vorabversion (CTP) versprach Gates für die PDC 2008 im Oktober.
Die Keynote wurde auch dazu genutzt, Vorabversionen einiger kommender Microsoft-Technologien anzukündigen. Dazu gehörten die Beta 2 von Silverlight 2.0 und CTPs des Sync Frameworks und der Caching-Technologie Velocity. Die Beta 2 des Internet Explorer 8 wurde für August versprochen.
In der Keynote zur TechEd IT Professionals gab Bob Muglia, Senior Vice President Server and Tools Business, vor 10’000 Besuchern einen Überblick über Microsofts Dynamic-IT-Initiative. Diese umfasst diverse Anstrengungen, die Unternehmen dabei helfen sollen, ihre IT von einer Kostenstelle in ein strategisches Tool zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen zu verwandeln.
«Getrieben von Anwenderbedürfnissen, Globalisierung und rasch ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wandelt sich die IT-Industrie schneller als je zuvor. Wir glauben, dass diese Veränderungen eine Chance für IT-Verantwortliche darstellen, neue Lösungen und Technologien einzuführen, welche die Agilität und Geschwindigkeit ihrer IT-Systeme verbessern und damit dynamischer machen. Wir nennen das Dynamic IT», erklärte Muglia zusammenfassend.
Als eine der Schlüsseltechnologien der Dynamic IT sieht Muglia insbesondere die Virtualisierung, welche Microsoft auf den verschiedenen Ebenen Server (Hyper-V), Desktop (Virtual PC), Applikation (Softgrid) und Präsentation (Terminal Server) bietet. Neben der baldigen Verfügbarkeit von Hyper-V (August) und Softgrid 4.5 wurde für 2009 die Enterprise Desktop Virtualization angekündigt. Mit dieser im März von Kidaro übernommenen Technologie lassen sich auf den Clients installierte Virtual PCs zentral administrieren und für die Verteilung von Anwendungen nutzen.
Interessant war insbesondere die Aussage von Muglia, dass Microsoft an einer Applikationsvirtualisierung für das Data Center arbeitet. Serveranwendungen können damit physisch von virtuellen Maschinen getrennt und diesen ad-hoc zugewiesen werden. Das Management und die Lastverteilung von virtuellen Maschinen würde dadurch deutlich vereinfacht, meinte Muglia.
Während der Keynote wurde auch die Beta 3 des Identity Lifecycle Manager 2 demonstriert, mit dem sich User-Identities in heterogenen Umgebungen besser verwalten lassen sollen. Ausserdem wurde die Verfügbarkeit des Release Candidate 1 von SQL Server 2008 angekündigt. Letzterer soll gegen Ende dieses Sommers erhältlich werden.