Longhorn: Paradigmenwechsel für Entwickler

Longhorn ist nicht bloss, wie anfänglich geplant, ein kleines Update für Windows XP sondern ein Meilenstein, der die Art und Weise, wie Windows-Applikationen in Zukunft aussehen und programmiert werden, stark verändern wird.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/01

     

Spätestens seit der PDC - Microsofts Entwicklerkonferenz, die Ende Oktober in LA über die Bühne ging - ist es klar: Longhorn ist nicht bloss, wie anfänglich geplant, ein kleines Update für Windows XP sondern ein Meilenstein, der die Art und Weise, wie Windows-Applikationen in Zukunft aussehen und programmiert werden, stark verändern wird. Ursprünglich kam diese Rolle der übernächsten Windows-Plattform ("Blackcomb") zu. Von Blackcomb spricht aber heute niemand mehr.



Für die marktbeherrschende Win32-Welt stellt Longhorn einen ähnlich grossen Paradigmenwechsel dar wie einst die Einführung von Windows 95 mit dem Übergang von der 16- in die 32-Bit-Welt. Für die Veränderungen zeichnen sich gleich mehrere neue Konzepte verantwortlich:





• .Net total: Mit WinFX erhält Longhorn ein einheitliches Programmiermodell, das auf dem aktuellen .Net-Framework aufbaut. Zwar lassen sich die Win32-Schnittstellen aus Kompatibilitätsgründen auch weiterhin nativ nutzen, echte Longhorn-Applikationen werden aber rein auf Managed Code von .Net basieren.




• Proprietäre Client-Technologie: Mit Avalon, der neuen Präsentations-API, reagiert Microsoft auf die zunehmend populären schlanken Web-Clients. Avalon soll das Beste der Web-Anwendungen mit den Rich-Client-Technologien von Windows vereinen. Obwohl Avalon auch Web-Technologien einschliesst, geht es nicht darum, das Web, sondern vielmehr den Windows-Client neu zu erfinden. Reine, plattformneutrale Web-Applikationen werden auch in der Longhorn-Ära mit ASP.Net abgedeckt. Mit Avalon nimmt Microsoft sozusagen einen neuen Anlauf, Entwickler auf die Windows-Plattform zurückzubringen, dorthin also, wo die Redmonder die 100%ige Kontrolle über die Technologie haben.




• Auf Service getrimmt: Viel offener geht es bei Indigo zu, den neuen Kommunikationsschnittstellen. Dieses API kombiniert alle wichtigen Kommunikationstechnologien wie Web Services oder P2P-Networking unter einem gemeinsamen Dach. Indigo ist Microsofts Antwort auf den Trend in Richtung serviceorientierter Architekturen und bedeutet den Anfang vom Ende von Object-Remoting-Technologien wie etwa DCOM.




• Universeller Storage: Die wichtigste Innovation in Longhorn ist das Filesystem WinFS, das Dateien dank Metainformationen und relationalen Beziehungen auf eine neue Art und Weise organisiert. WinFS wird künftigen Anwendungen nicht nur neue Möglichkeiten bieten, sondern generell unseren Umgang mit Daten ändern.



Longhorn wird kaum vor 2006 auf den Markt kommen. Trotzdem ist es wichtig, dass sich Entwickler bereits heute eine Migrationsstrategie zurechtlegen. Denn letzten Endes wird kein Weg an Longhorn vorbeiführen. Zwar wird man bisherige Win32-Applikationen unter dem künftigen Betriebssystem abspielen können, doch wer die neuen Konzepte ausreizen will, muss sich mit .Net und dem WinFX-API auseinandersetzen. Mit den Vorbereitungen für Longhorn können Windows-Entwickler schon heute beginnen, indem sie sich fundiertes .Net-Know-how erarbeiten. Dieses wird für einen reibungslosen Umstieg in die Longhorn-Welt Gold wert sein.




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