Sun gibt Software zum Nulltarif ab
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/22
Software gratis abgeben und dadurch mehr Geld verdienen – genau das schwebt Jonathan Schwartz vor. Bereits im September hatte der Chief Operating Officer (COO) von Sun Microsystems verkündet: «Alles, was Sun produziert, wird quelloffen und kostenlos sein.» Jetzt ist es softwareseitig fast soweit. Kostenlos abgegeben werden die Server-Middleware Java Enterprise System, die Entwicklungsumgebung Sun Studio und die Verwaltungssoftware N1. Ebenfalls gratis zu haben sind die Open-Source-Datenbank PostgreSQL, die Thin-Client-Software für die SunRay-Systeme sowie Tarantella für die Nutzung von Windows- und Unix-Anwendungen von entfernten Rechnern aus.
Gebündelt wird das Ganze zum Solaris Enterprise System, in dem auch das bereits kostenlos erhältliche Betriebssystem Solaris 10 enthalten ist. Doch eben: Damit ist nur fast alles quelloffen und gratis. Denn das Kernstück von Java, die Java Standard Edition, wird nicht in den Open-Source-Status überführt. Daran hält Suns Softwarechef John Loiacono unmissverständlich fest. Auch die Speicherverwaltungssoftware bleibt davon ausgenommen – vorläufig zumindest, denn dem Vernehmen nach soll auch sie schliesslich quelloffen werden.
Wie aber will Schwartz mit Open-Source-Gratissoftware Geld verdienen? Ganz einfach: Indem er gleich viel dafür verlangt wie bisher – für Support und Service, versteht sich. Schwartz sieht das Gratismodell denn auch primär als Einladung für die Entwickler. Sie sollen massenhaft Suns Software ausprobieren und diese ihren Vorgesetzten schmackhaft machen. Wenn sich ein Unternehmen dafür entscheidet, ist klar, dass es dann auch für Service und Support zu zahlen bereit ist. Suns Strategie dürfte dem Open-Source- und Free-Businessmodell in der gesamten Branche zusätzlichen Schub verleihen – und einige Softwarehäuser in Verlegenheit bringen.