Das Glashaus wird virtualisiert
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/19
Zwei Wochen nach der Virtualisierungs-Offensive von Cisco hat IBM mit der Ankündigung der TS7510 Virtualization Engine nachgezogen. Während sich Cisco nach der Übernahme von Topspin Communications aber vor allem auf Netzwerkvirtualisierung konzentriert, nimmt IBM mit seiner Hardware/Software-Kombination das Speichersegment im Rechenzentrum ins Visier. Der TS7510 ist im wesentlichen ein Server, der im gleichen Gehäuse untergebracht ist wie das dazugehörende schnelle Disk-Subsystem. Er kann ein Maximum von 46 Terabyte an Bandspeicher virtualisieren. Das Gerät versteht sich mit den Betriebssystemen AIX, Solaris, Windows 2000/2003, HP-UX sowie den Linux-Distributionen Red Hat Enterprise Linux 3 und Suse Linux Enterprise Server 8 und 9.
Auf Virtualisierung der Server
im Rechenzentrums zielt die EMC-Tochter Vmware mit der Ankündigung von ESX Server 3 und VirtualCenter 2. Die ESX-Virtualisierungssoftware ermöglicht es, auf einem einzelnen Server verschiedene Betriebssysteme zu fahren. VirtualCenter wiederum ist die Kontrollsoftware, die das Verhalten des Servers, auf dem ESX läuft, steuert und überwacht.
Im Vergleich zu den aktuellen Versionen ESX Server 2.5 und VirtualCenter 1 bringt VMware mit der überarbeiteten Software zwei Neuerungen. Zum einen sind dies die Distributed Availability Services, mit denen VirtualCenter abgestürzte virtuelle Maschinen aufspüren und neustarten kann. Die zweite Neuerung ist das Distributed Resource Scheduling, mit dem der Workload über die gesamte Serverinfrastruktur so verteilt werden kann, dass Administratoren von einer übergreifenden 80 prozentigen Auslastung ihrer Server-Hardware ausgehen dürfen. VirtualCenter 2 soll mit Hunderten von Servern und Tausenden von virtuellen Maschinen zurecht kommen, während ESX Server 3 mit Vier-Prozessor-Servern fertig wird. Zudem unterstützt letzterer statt 3,6 GByte Speicher pro virtuelle Maschine neu deren 16. Die beiden Produkte sollen im ersten Quartal 2006 erhältlich sein.
Auch Microsoft will dem Trend zur Virtualisierung Rechnung tragen und auf den 1. Dezember ihre Lizenzierungsmodelle für Kunden mit hohen Volumina entsprechend anpassen. Im Rahmen ihrer Dynamic Systems Initiative sollen laut Brent Callinicos, bei Microsoft zuständig für das weltweite Licensing und Pricing, nur noch diejenigen Instanzen der Redmonder Server-Software verrechnet werden, die jeweils auch tatsächlich aktiv sind.
Damit verfolgt Microsoft eine ähnliche Taktik wie schon bei der Preisgestaltung für Mehrkern-Prozessoren. Hier verrechnet die Gates-Company Lizenzgebühren pro Prozessor und nicht pro Kern wie viele andere Softwarehersteller. Callinicos verspricht zudem, dass die Anwender der Datacenter Edition von «Longhorn» dereinst beliebig viele virtuelle Instanzen auf einem bestimmten Server fahren dürfen, wenn sie 2007 ausgeliefert wird.