Sun sucht Erfolg mit Google

Ein Deal zwischen dem Serverhersteller und dem Suchspezialisten kurbelt den Google-Hype weiter an, bleibt aber seltsam diffus.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/18

     

Jonathan Schwartz, COO und Oberblogger bei Sun Microsystems, liess es bereits vor der offiziellen Ankündigung «durchsickern»: Die Welt – und vor allem die Art und Weise, wie Software gekauft und genutzt wird – werde sich komplett ändern. Damit goss er Öl ins Hype-Feuer, das in den letzten Monaten rund um die Absichten und die Zukunft von Google entfacht worden war. Die Ankündigung selber fiel dann allerdings für die meisten Beobachter enttäuschend aus: Sun und Google gaben eine mehrjährige Partnerschaft bekannt, in deren Rahmen die Toolbar des Suchspezialisten von Sun gepusht wird, während Google massenhaft zusätzliche Server von Sun bezieht und sich verstärkt in den OpenOffice-
und OpenSolaris-Projekten
engagiert.
Die weit verbreitete Enttäuschung angesichts dieser Absichtserklärungen rührt daher, dass die meisten Branchenkenner konkrete Neuerungen in Sachen Websoftware und -anwendungen erwartet hatten. Stattdessen läuft das Ganze mehr oder weniger auf ein gegenseitiges Distributionsabkommen hinaus. So wird Googles Toolbar mitgeliefert, wenn jemand die Java Runtime Environment (JRE) von Suns Website herunterlädt. Laut Sun-Boss Scott McNealy liegt die Zahl der JRE-Downloads pro Monat bei rund 20 Millionen. Was die finanziellen Details der Partnerschaft angeht, hüllten sich sowohl McNealy als auch Google-CEO
Eric Schmidt in Schweigen.


Kommentar: (Noch) keine wirkliche Gefahr für Microsoft

Schon immer gefiel sich Sun-CEO Scott McNealy in seiner Rolle als
IT-Visionär. Unterstrichen hat er dies regelmässig mit dem Bonmot «The network is the computer». Damit trat er – in den späten Neunzigerjahren noch zusammen mit Oracle-Boss Larry Ellison – zumindest verbal gegen das Wintel-Desktop-Imperium an. In diesem Zusammenhang ist es nicht weiter überraschend, dass der neue Partner, der McNealys Vision unterstützen und damit Suns Serververkäufe ankurbeln soll, Google heisst. Der geheimniskrämerische Suchspezialist wurde in den letzten Monaten zum stärksten Microsoft-Konkurrenten in spe hochgehypt – ein Etikett, auf das McNealy fixiert ist. Zudem war Google-CEO Eric Schmidt einst
CTO bei Sun. Ob der Deal zwischen den beiden auch den Anwendern etwas bringt, ist allerdings eine andere Frage. Wahrscheinlich bietet Google in absehbarer Zeit OpenOffice-Funktionen online als Alternative zu Microsoft-Anwendungen an. Das mag für Heimanwender attraktiv sein, Unternehmen werden aber nicht bereit sein, ihre Geschäftsapplikationen und -daten
den Serverfarmen von Google anzuvertrauen.




Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Welche Farbe hatte Rotkäppchens Kappe?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER