Microsoft wird 30 - und muss agiler werden
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/18
Alles begann 1975 mit der Adaptierung der Programmiersprache BASIC für den Altair-8800-Bausatzheimrechner von MITS. Der damals 20jährige Bill Gates und
sein Kollege Paul Allen hatten den richtigen Riecher. MITS schloss mit den beiden einen Lizenz- und Vertriebsvertrag für die Software ab, die Microsoft BASIC hiess. Den grossen Coup landeten Gates und Allen dann 1980. IBM entwickelte den PC und brauchte ein Betriebssystem. Microsoft erhielt von Big Blue 186'000 Dollar für die Lieferung des OS. Daraufhin kaufte Gates für 50'000 Dollar die Rechte am Q-DOS der verschuldeten Softwareschmiede SCP. Aus Q-DOS wurde MS-DOS – und Microsoft lieferte es nicht nur an IBM, sondern an alle Hersteller von PC-Klons, die es haben wollten. Die Milliarden-Goldgrube war geöffnet.
1990 brachten die Redmonder mit Windows 3.0 die erste wirklich brauchbare grafische Version ihres OS heraus. 2001 wurde die bislang jüngste Ausgabe, Windows XP, vom Stapel gelassen. Dann begannen die Probleme. Einerseits musste die Gates-Company Konkurrenten wie Google und die Open-Source-Gemeinde immer ernster nehmen. Andererseits wurde die Entwicklung des XP-Nachfolgers Longhorn so komplex, dass im Juli 2004 der «Reset-Knopf» gedrückt werden musste. Weil nachher die Softwareentwicklung in Redmond agiler wurde, konnte Ende Juli 2005 doch noch eine erste Betaversion des in Vista umgetauften XP-Nachfolgers ausgeliefert werden.
Microsoft ist dieser Tage 30 Jahre alt geworden, weist finanzielle Rekordergebnisse aus – und muss auf der Hut sein. Vor der Konkurrenz und vor der eigenen Komplexität und Schwerfälligkeit.