Podcasting für Musikfreaks
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/04
Der britische DJ Adam Curry hatte endgültig genug davon, ständig das ganze Internet auf der Suche nach frischer Musik abzugrasen und die Tracks in Handarbeit vom PC auf seinen iPod zu transferieren. Also tat er sich mit David Winer zusammen und entwickelte mit diesem das, was er jetzt «Podcasting» nennt. Nun kann Curry nächtens – oder manchmal auch tagsüber – getrost dem Schlaf des Gerechten frönen, während sein iPod damit beschäftigt ist, die neusten Sounds oder auch ganze Radioshows vom Internet herunterzuladen. Möglich macht dies eine von Winer geschriebene Software, die neue Audio-Dateien erkennt und herunterlädt, sobald sie ins Web gesetzt werden. Im Prinzip ist Podcasting nichts anderes als eine Audioversion von Really Simple Syndication (RSS). Damit scannt sich eine Text-Website ständig selber und schickt alle taufrischen Schlagzeilen den Abonnenten als Pop-up. Der Unterschied besteht darin, dass Podcasting mit fetten Audio-Dateien fertig werden muss, die im Gegensatz zu simplen Schlagzeilen mehrere MByte umfassen. Winer schrieb also RSS dergestalt um, dass es nun genau dies kann. Curry seinerseits programmierte die Podcatcher-Software iPodder für den automatischen Download auf den Computer. Das Programm kann von www.ipodder.org heruntergeladen werden und versteht sich mit Windows-PCs und Macs. Ausserdem lassen sich Audio-Files damit auf jeden MP3-Player laden, nicht nur auf iPods.
Laut Tim Bray, Webspezialist bei Sun Microsystems und Mitentwickler des ursprünglichen RSS, war das Schreiben der Audioversion keine Hexerei – dafür aber «ein grosser konzeptueller Sprung», der zu keinem angemesseneren Zeitpunkt hätte kommen können.