Schweizer wollen E-Government
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/05
«Im Gegensatz zur politischen Führung sind die Bürger der Schweiz weniger zögerlich und bereit für E-Government.» Dieses für die Politiker nicht eben schmeichelhafte Fazit zieht Heide Brücher, Professorin an der Berner Fachhochschule und Leiterin des dortigen Kompetenzzentrums E-Government, im soeben erschienen «3. Trendbarometer E-Government». Der Bericht, der zusammen mit Unisys erstellt wurde, zeigt, dass es in der Entwicklung und Nutzung von E-Government während der letzten Jahre keine Quantensprünge gegeben hat. Die Autorin Brücher betont aber, dass ein stetiger Fortschritt in der Wahrnehmung, Kenntnis und Nutzung durch die Schweizer Bürger zu beobachten sei.
Befragt wurde 1006 Personen, von denen sich 69 Prozent Behördeninformationen via Internet beschaffen (siehe Grafik). Das sind zwar etwa gleich viele wie 2004 und 2005. Allerdings belegt die Höhe des Prozentsatzes das grosse Interesse, das die Bevölkerung grundsätzlich dem virtuellen Behördengang entgegenbringt. Unterstrichen wird dieser Trend durch die Zunahme bei den heruntergeladenen Formularen und beim Ausfüllen der Steuer-erklärung via Internet.
Ebenfalls erfreulich ist gemäss dem Trendbarometer die Tatsache, dass der digitale Graben (digital divide) im Vergleich zu den Vorjahren etwas zugeschüttet werden konnte. Allerdings hält der Bericht fest, dass ältere Bevölkerungsgruppen, Frauen und Personen mit geringerer Bildung immer noch weniger häufig Zugang zum Internet haben.
Interessant sind auch die Wünsche der Befragten ans E-Government. Spitzenreiter sind hier «An- und Abmeldungen beim Umzug», «Wohnsitz bestätigen lassen», «Führerschein ändern lassen», «Fahrzeuge an- und abmelden» und auch «abstimmen und wählen». Brücher warnt davor, die Geduld der Bürger diesbezüglich zu strapazieren.