Vernetzungsfähigkeit - Erfolgsfaktor für eHealth
Dr. Peter Rohner, Tobias Mettler, Lars Baacke, Prof. Dr. Robert Winter, Kompetenzzentrum Health Network Engineering der Universität St. Gallen.
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/04
Das Gesundheitswesen steht vor gravierenden Veränderungen. Der steigende Kostendruck zwingt die beteiligten Akteure zu mehr Flexibilität, Effektivität und Effizienz. Gleichzeitig soll die Qualität der Gesundheitsversorgung kontinuierlich verbessert werden. Der Transformationsprozess muss zu zunehmender Arbeitsteilung und Spezialisierung mit dementsprechenden Kooperations- und Konzentrationsbestrebungen der Leistungserbringer führen. Dabei gilt es, politische und rechtliche Rahmenbedingungen, bestehende Organisationsstrukturen und heterogene IT-Landschaften etc., welche die rasche Anpassung der Akteure an die sich verändernden Anforderungen erschweren können, zu beachten.
Einen wesentlichen Faktor für die erfolgreiche Forcierung von Arbeitsteilung und Vernetzung zwischen Spitälern und Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen, Labors und Apotheken, Medizintechnik- und Pharmalieferanten sowie Versicherern, Logistikern und weiteren Dienstleistern stellt die sog. „Vernetzungsfähigkeit“ dar.
Darunter wird die Befähigung verstanden, sich mit Partnern ad hoc, also rasch und zu geringen Kosten, verbinden zu können, um Leistungen zugunsten von Patienten gemeinsam zu erbringen. Das Kompetenzzentrum Health Network Engineering (CC HNE) am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen beschäftigt sich intensiv mit den verschiedenen strategischen, organisatorischen und technischen Fragen, die mit der Vernetzungsfähigkeit im Gesundheitswesen und mit deren Steigerung zusammenhängen. Es geht dabei auf der Ebene der Strategie um die Suche und Umsetzung von Kooperationen, auf der Ebene der Organisation um die Definition und Führung kollaborativer Prozesse, auf der Systemebene um die Kopplung von Applikationen und die Spezifikation von Schnittstellen sowie auf allen Ebenen um die Schaffung und Aufrechterhaltung einer Kooperationskultur.
Das CC HNE ist einerseits ein neutraler Partner zur fachlichen und methodischen Unterstützung von Initiativen und Projekten und andererseits eine Plattform zum Transfer innovativer Erkenntnisse und Konzepte zwischen Wissenschaft und Praxis. Mit einem in den konzeptionellen Rahmen des St. Galler Business Engineering gestellten Modell zur Verbesserung der Vernetzungsfähigkeit wurde eine Grundlage erarbeitet, welche im Rahmen einer schweizweiten Umfrage im vergangenen Jahr überprüft wurde und die nun angewendet wird. Das CC HNE stellt für die in der Abbildung als Würfel dargestellten sog. «Gestaltungsobjekte» der Vernetzungsfähigkeit ein Mess- und Entwicklungsraster zur Verfügung, das es jedem Leistungserbringer erlaubt, die Steigerung der eigenen Vernetzungsfähigkeit zu steuern.
Derzeit arbeitet das CC HNE mit dem Ziel der Steigerung der Vernetzungsfähigkeit an konkreten Projekten im Gesundheitswesen. Es geht dabei u.a. um die Servicegestaltung für Intermediäre, die Optimierung der Beschaffungslogistik im Spital, das Qualitäts- und Prozessmanagement (bspw. Prozessportale für Ärzte oder die elektronische Abbildung des Kostengutspracheprozesses), das Stammdatenmanagement (inkl. dem Management von Identitäten), das Integrationsmanagement (u.a. für die Elektronische Patientenakte und die Integration der Gesundheitskarte in die Architektur von Leistungserbringern).
Die Minister der Europäischen Union betrachten das Gebiet eHealth als strategisch und haben dazu verschiedene Deklarationen und Programme publiziert. Das Schwerpunktsheft eHealth stellt die aktuellen Methoden und Techniken für einen elektronischen Markt in Europa zusammen. Folgende Themen werden in der Tiefe diskutiert:
- Grundlagen zu Gesundheitsportalen, medizinischen Informationssystemen und webbasierten Informationsplattformen
- Krankenhausinformationssysteme und Einsatz von Softwareagenten in der Krankenhauslogistik
- Einsatz mobiler Geräte zur besseren Versorgung von Patienten und Patientengruppen
- Rechtssichere Archivierung und Kommunikation in einem vernetzten Gesundheitswesen
Das Schwerpunktsheft eHealth richtet sich an Fachspezialisten, Ärzte, Informatiker und Interessierte im Gesundheitsmarkt, die sich einen Überblick über die Nutzungspotenziale medizinischer Informationssysteme und webbasierter Anwendungen verschaffen möchten. Zudem ist es für Führungskräfte in Firmen und Entscheidungsträger in der öffentlichen Verwaltung gedacht, die im Rahmen ihrer Tätigkeit mit der eHealth-Entwicklung im Gesundheitsmarkt à jour bleiben wollen.
Weitere Angaben zu diesem Schwerpunktsheft finden Sie unter http://hmd.dpunkt.de/251/index.html