Ein alter Bekannter mit neuen Schwachstellen
Seit Jahren warnen Fachleute vor den Folgen mangelnder Netzwerksicherheit – und dennoch bleibt sie oft ein Randthema. Hybrides Arbeiten, Cloud-Services und mobile Geräte haben die Angriffsfläche enorm vergrössert. Trotzdem betrachten viele Unternehmen ihr Netzwerk noch immer als technische Selbstverständlichkeit statt als strategische Lebensader.
In zahlreichen Infrastrukturen fehlen klare Strukturen, Verantwortlichkeiten und Prioritäten. Sicherheitslücken entstehen dort, wo Systeme über Jahre gewachsen, aber nie gezielt weiterentwickelt wurden.
 	
Fehlende Struktur, grosse Angriffsfläche
Fehlkonfigurierte oder veraltete Firewalls, unsegmentierte Netze und unklare Zugriffsrechte sind in Schweizer Unternehmen keine Ausnahme. Häufig fehlt eine klare Architektur – stattdessen herrscht ein organisch gewachsenes Netzwerkdesign mit Daisy-Chaining von Switches, fehlender Hochverfügbarkeit und mangelhafter Dokumentation.
 Dazu kommen schwache Passwortrichtlinien, fehlende Multi-Faktor-Authentifizierung und ungetestete Backups. Selbst teure Internetverbindungen werden zum Risiko, wenn Redundanz und Monitoring fehlen.
Das Resultat ist eine fragile Struktur, die unter Belastung schnell kollabieren kann – und im Ernstfall den gesamten Betrieb gefährdet.
 	
Führung statt Flickwerk
Netzwerksicherheit ist heute Chefsache. Nur wenn Zuständigkeiten, Budgets und Prozesse klar definiert sind, lässt sich Stabilität langfristig sichern. Sicherheit ist kein Produkt, das man einmal beschafft, sondern ein Prozess, der Disziplin, Strategie und Management-Rückhalt verlangt.
Wer seine Netzwerksicherheit delegiert, ohne sie zu steuern, riskiert Kontrollverlust – mit Folgen für Verfügbarkeit, Reputation und Geschäftskontinuität. Ein solides Sicherheitskonzept muss technische und organisatorische Massnahmen verbinden – von klaren Rollen bis zu Managed Access Control, SSL-Inspection, Intrusion Prevention und regelmässigen Tests.
 	
Von der Reaktion zur Verantwortung
Noch immer reagieren viele Unternehmen erst nach einem Sicherheitsvorfall – wenn Systeme bereits stillstehen oder Daten verschlüsselt sind. Dabei können kontinuierliche Überwachung, aussagekräftige Indikatoren (Indicators of Compromise) und Mitarbeitersensibilisierung viele Angriffe verhindern oder zumindest eindämmen.
Regelmässige Phishing- oder Awareness-Kampagnen sind in grösseren Organisationen längst Standard – und auch für KMU ein wirksamer Baustein einer ganzheitlichen Sicherheitsstrategie.
 	
Fazit: Sicherheit ist keine Option
Das Unternehmensnetzwerk ist weit mehr als eine technische Basis – es ist die Lebensader der modernen Organisation. Ohne es funktioniert kein Prozess, keine Kommunikation, kein Geschäft.
Wer seine Sicherheit nicht ernst nimmt, gefährdet nicht nur Daten, sondern den Fortbestand des Unternehmens. Jetzt ist die Zeit, Verantwortung zu übernehmen. Denn die grösste Schwachstelle ist nicht die Technik – sondern das Zögern.
 	
Der Autor
Maciej Filipczak, Network & Security Architect