Social Networks - Die neue Welt der Kommunikation
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/18
Social Software-Anwendungen sind Teile im Internet, die den reinen Abruf von Informationen unterstützen oder Mensch-Maschine-Transaktionen ermöglichen. Es werden aber auch Dienste verstanden, die schon länger eingesetzt werden. Durch neue Anwendungen gewinnt Social Software an Bedeutung.
Als Social Software werden Onlinebasierte Softwaresysteme bezeichnet, die die menschliche Kommunikation und Kollaboration fördern. Der Begriff etablierte sich etwa im Jahre 2002 im Zusammenhang mit neuen Anwendungen, wie Wikis und Weblogs. Den Systemen ist gemein, dass sie den Aufbau und die Pflege sozialer Netzwerke und virtueller Gemeinschaften (Communities) unterstützen und weitgehend mittels Selbstorganisation funktionieren. Mit Social Software erlangt der Ansatz des Computer Supported Collaborative Work wieder an Bedeutung. Dass mit Social Software der Ansatz räumlich verteilter Gruppenarbeit in virtuellen Organisationsformen eine Renaissance erlebt, liegt an ihrer Benutzerfreundlichkeit und Einfachheit.
Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts galt das Web als Revolution der Informationstechnologie. Mit dem Ende des eBusiness-Hype kehrten betriebswirtschaftliche Überlegungen in die Internetunternehmen zurück. Lange Zeit – und in der Kurzlebigkeit des Internet können das auch schon zwei bis drei Jahre sein – schien das Internet von den klassischen Geschäftsmodellen zurückerobert. Davon zunächst unbemerkt entwickelte sich in den letzten Jahren der Aufbau eines «neuen» Webs. Das Web wird hier nicht als Vertriebskanal für bezahlpflichtige Inhalte verstanden. Vielmehr stellt es ein Kommunikationsmedium für Gleichgesinnte dar. Menschen mit gleichen oder ähnlichen Interessen knüpfen soziale Netzwerke. Dabei geht es nicht um kostenpflichtige Dienste, denn die dafür eingesetzten Softwaretools sind weitgehend kostenlos verfügbar. Gleichwohl geht es um Inhalte und Wissen, das untereinander getauscht und miteinander verknüpft wird. Unter anderem wird diese Idee des Web als Web 2.0 bezeichnet.
Wer heute von Social Software spricht, bezieht sich aber meistens vor allem auf ein Format, eine Technologie oder einen Anwendungsfall: Weblogs. Kein anderes Medienformat hat sich in den letzten Jahren so rasant entwickelt und wurde so oft als Revolution und als Hype bezeichnet. Obwohl Social Software nicht aus Weblogs alleine besteht, sind es die häufig aktualisierten, verkehrt chronologischen, persönlichen Websites von Millionen Nutzern weltweit, die die Entwicklung massiv beeinflusst haben. Weblogs führen das Internet zu seinen Wurzeln zurück und stellt den Content wieder in den Mittelpunkt. Chronologische Strukturen lösen hierarchische ab, jeder Besitzer eines Weblogs kann ohne technisches Wissen jederzeit Inhalte schnell publizieren.
Verbindungen knüpfen und in Verbindung bleiben
Mobil-Technologie ist in unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. In Bezug auf soziale Netzwerke enthält diese Technologie noch ein hohes Entwicklungspotenzial. Wäre es nicht denkbar einen so genannten NearMe Service zu nutzen, um zu erkennen, dass sich Freunde oder Bekannte in der Nähe befinden? Solch ein Service nutzt die Zelleninformation des Mobilfunknetzes, der sogenannte Location Based Service. Auch GPS im Handy kommen dafür in Frage. Selbstverständlich lässt sich ein solcher Service so einstellen, dass nur der vom Nutzer gewählte Kreis von Freunden diese Information erhält. Als benutzergerechte Konfigurationswerkzeuge kommen die Mobilgeräte selbst aber auch Webservices in Frage.
Personal Map, für eine effiziente Organisation persönlicher Kontakte
Um sein soziales Netzwerk Online zu organisieren sind neue Technologien gefragt, welche den Anwender unterstützen, sein soziales Netzwerk zu verwalten. Gefragt sind grafische Ansichten des eigenen sozialen Netzwerks und Ansichten der sozialen Netzwerke der direkten Kontakte. So wird eine Navigation in andere soziale Netzwerke ermöglicht; natürlich immer unter Wahrung der Privatsphäre. Dies definiert die Anforderung an die Benutzerschnittstellen zur Administration, die bedingungslos einfach gestaltet sein müssen, so dass der Benutzer die richtigen Entscheidungen treffen kann, wer welche Information im sozialen Netwerk erhält.
Fotos - wichtiges Element privater sozialer Netzwerke
Menschen lieben es, Fotos zu schiessen und diese auszutauschen. Früher wurden Alben gezeigt oder Dia Abende veranstaltet. Heute und in Zukunft werden zusätzlich Online Communities, Blogs und Spaces verwendet, um Fotos auszutauschen oder sich selbst darzustellen. Täglich werden weltweit über 200 Millionen Fotos aufgenommen. Diese wollen gespeichert, archiviert und mit Freunden und Bekannten geteilt werden. MSN Spaces mit privaten Blogs-Fotoalben und Diskussionsforen sind ein gutes Beispiel wie rasant sich eine solche Technologie etablieren kann. Warum aber ist ein solcher Dienst so attraktiv? Menschen lieben es, Geschichten zu erzählen und sich auszutauschen, dies ist die Grundlage dieses Erfolgs.
Gemeinsam Online spielen, surfen und zusammenarbeiten
Der Erfolg von Online-Spielen zeigt klar auf, in welche Richtung die Möglichkeiten von sozialen Netzwerken gehen. Heute nutzen sehr viele Benutzer die XBox Live Services, spielen Online zusammen oder knüpfen neue Bekanntschaften über den ganzen Planeten verteilt. Wenn man den Faden weiterspinnt, wird klar, welches Potenzial und welche Auswirkungen Online-Technologien auf unsere sozialen Kontakte haben werden. Szenarien wie kollaboratives im Internet surfen werden denkbar, Anwendungen in denen sich mehrere Personen gleichzeitig die gleichen Internet Inhalte anschauen und sich dazu Realtime austauschen. Entscheidungsfindung im Austausch mit Gleichgesinnten innerhalb eines sozialen Netzes wird Realität.
Soziale Netzwerke bedürfen Regelmechanismen, die das Verhalten der einzelnen Teilnehmenden definieren. Ähnlich wie bei Online-Auktionen werden Mitglieder von anderen Mitgliedern bewertet. Somit wird es auch für Einsteiger, die neu in einem sozialen Netz sind, einfacher zu entscheiden, wem sie vertrauen können und wem nicht. Missbräuche werden eingeschränkt. Wenn bereits ein Bekannter Teil eines solchen Netzwerkes ist, sind zum Beispiel auch Freund zu Freund Empfehlungen möglich. Forschungen haben ergeben, dass Empfehlungen von Freunden und die Verbindung zu einem Interessengebiet der einfachste Einstieg für Nutzer eines sozialen Netwerkes sind.
Soziale Netwerke im herkömmlichen Sinn, wie Vereine usw. werden neu ergänzt durch Online-Welten, in denen sich eine Vereinigung entweder widerspiegelt oder neu geschaffen wird. Social Software und Online Social Networks bekommen eine tragende Bedeutung wie sich soziale Netze weltweit bilden und entwickeln. Die Online-Welt führt Interessengruppen auf einer globalen Ebene zusammen und fördert das Verständnis verschiedenster Bevölkerungsgruppen und Schichten. Social Software kreiert Partnerschaften zwischen Menschen, sei es, dass sich Lebenspartner über Instant Messaging finden oder sich neue Interessengemeinschaften zu einem Fachthema bilden. Die Technologie ist hier ein neues Mittel, das jahrhundertealte Bedürfnis des Menschen nach Interessengemeinschaft, Nähe und Austausch zu befriedigen.