ADSL: Alte Drähte - Schnelle Leitung

Die ADSL-Zugangstechnologie ist schnell und günstig – für die Auswahl des Providers sollte man sich aber Zeit nehmen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/18

     

Eigentlich kann das Internet nie schnell genug sein. Geschwindigkeit im Zusammenhang mit dem World Wide Web war jedoch lange Zeit auch gleichbedeutend mit hohen Kosten. Einen Kompromiss zwischen diesen beiden Faktoren - High-Speed und Kosten - suchte man vergebens. Vor allem für KMU entstanden dadurch teilweise gravierende Probleme. Die Standleitung war schlicht zu teuer, und darunter war der gebündelte ISDN-Anschluss mit einer Down-/Upload-Rate von je 128 kbps das höchste der Gefühle. Dies änderte sich, als die Swisscom im Sommer 2000 einen Pilotversuch mit ADSL startete und das Angebot im Herbst auf breiter Ebene lanciert wurde. Zwar hat die Cablecom schon vor geraumer Zeit den Internetzugang über das TV-Kabel lanciert, doch ist die Verbreitung bisher zu langsam vorangeschritten, trotz anderslautenden Versprechungen. Dieser Umstand hat ADSL zusätzliches Gewicht verliehen.




Seit letztem Herbst ist ADSL deshalb in aller Munde. Die Anbieter schiessen wie Pilze aus dem Boden und versuchen, sich gegenseitig mit Preisen zu unter- beziehungsweise mit Leistungen zu überbieten - häufig jedoch sind die Angebote so verwirrend positioniert, dass für den interessierten User der Entscheid, welches Angebot für ihn am besten geeignet ist, äusserst schwierig zu fällen ist. Wir haben die Angebote der 12 bedeutendsten, aktuellen ADSL-Anbieter und Swisscom-Wholesale-Abnehmer unter die Lupe genommen und einander gegenübergestellt.


ADSL: Technik mit Beschränkung

Die Abkürzung ADSL steht für Asymmetric Digital Subscriber Line und gehört in die Familie der xDSL-Technologien. Sie nutzt für die Datenübertragung das gemeine Kupferkabel, das an beiden Enden ein DSL-System, einen sogenannten Splitter benötigt, der Daten- und Sprachverkehr aufteilt. Das bedeutet, dass sowohl die Telefonzentrale ADSL-tauglich sein muss sowie auf der Enduser-Seite ein ADSL-Modem oder Router hängen muss, in denen der Splitter integriert ist. ADSL reizt den gesamten Frequenzbereich des Kupferkabels aus, der bis zu 1 MHz reicht. Herkömmlicher Telefonverkehr nutzt das Kabel hingegen nur bis zu 3,3 KHz. Die ADSL-Daten werden dabei in einem Frequenzbereich übermittelt, in dem kein Sprachverkehr stattfindet. Das heisst, dass man gleichzeitig mit ADSL online sein kann und Telefonie trotzdem möglich ist, da sich die Frequenzen nicht tangieren. Ein weiterer grosser Vorteil neben der Geschwindigkeit ist die Always-online-Funktion, sofern die Verbindung nicht vom Provider automatisch in gewissen Zeitabständen gekappt wird.



Da ADSL die herkömmliche Telefonleitung nutzt, bedeutet das auch, dass ADSL unter Kontrolle der Swisscom ist, zumindest solange, bis das Unbundling der letzten Meile Realität wird. Im Klartext: Swisscom legt auch fest, welche Datendurchsätze im Moment möglich sind. Zur Zeit werden mit ADSL entweder die Down-/Upload-Raten 265/64 kbps oder 512/128 kbps angeboten. Theoretisch wären mit der ADSL-Technologie Datendurchsätze bis zu 8 Mbps im Download und 1,5 Mbps im Upload möglich.




Im Moment muss man aber anfügen, dass für die meisten KMU der Durchsatz von 512/128 kbps durchaus genügend ist. Erst mit weiteren, komplexeren und multimedialeren Inhalten auf dem Web wird auch der Bedarf nach mehr Bandbreite vorhanden sein. Diesen Bedürfnissen plant die Swisscom auch nachzukommen. Dazu Swisscom-Sprecher Sepp Huber: "Auf Ende Jahr plant die Swisscom höhere ADSL-Transferraten für das Wholesale-Angebot."




Die Kontrolle liegt bei Swisscom

Die Swisscom selbst bietet keine ADSL-Services direkt den Kunden an. So wird die Breitbandtechnologie als sogenanntes Wholesale-Angebot an interessierte Provider weiterverkauft.



Für diese bedeutet das zuerst einmal Kosten in sechsstelliger Höhe. Ein Wholesale-Abnehmer bezahlt der Swisscom 55'000 Franken einmalige Aufschaltgebühr. In diesem Preis ist ein Router enthalten, der von der Swisscom zur Verfügung gestellt wird. An diesen wird eine 10-Megabit-Leitung angeschlossen, über die der Traffic der User läuft und die den Provider im Monat 6500 Franken kostet. Wird mehr Bandbreite benötigt, muss auch mehr bezahlt werden.




Ausserdem müssen die ADSL-Anbieter der Swisscom für jeden Neukunden 200 Franken an Mutations- und Einschaltgebühren abliefern. Diese werden jedoch direkt auf den Kunden abgewälzt. Obwohl der Betrag für die Swisscom immer derselbe ist, unterscheiden sich die verlangten Setup-Gebühren der Anbieter beträchtlich. Wo Bluewin beispielsweise nur 149 Franken verlangt - und offenbar 50 Franken selbst trägt -, kostet die Aufschaltgebühr beispielsweise bei VTX 450 Franken. Laut dem Provider handelt es sich dabei um "VTX-Gebühren", beispielsweise für Software-Lizenzen. Hier ist VTX anzuraten, noch mal über die Bücher zu gehen, in Anbetracht dessen, dass diese zusätzlichen Gebühren bei anderen Provider deutlich tiefer liegen oder ganz fehlen, ansonsten schreckt man potentielle Kunden gleich von vornherein ab.



Die Swisscom regelt indirekt auch die monatlichen Kosten für die einzelnen Angebote. So muss ihr der Provider beispielsweise pro Kunde für die Bandbreite von 256/64 kbps 39 Franken im Monat abtreten, für 512/128 kbps 54 Franken. Zusätzlich ist die Swisscom auch dafür verantwortlich, in welchen Städten und Ortschaften die Technologie verfügbar ist.



Offenbar ist man bei den Providern nicht unzufrieden mit der Geschwindigkeit, in der die Swisscom ADSL ausbaut. René M. Waser, CEO Cybernet Schweiz, sagt, dass er eigentlich erstaunt sei, wie viele Regionen bereits angeschlossen sind, da der Ausbau ursprünglich wesentlich langsamer vorgesehen war. Zu bedauern sei jedoch die Tatsache, dass in Gebieten, in denen ADSL zwar erhältlich wäre, die Infrastruktur wie zum Beispiel die Kupferkabel veraltet seien und der Breitband-Internetzugang so verhindert werde.




Keiner zu klein, um ADSL-Anbieter zu sein

Die Zusammenhänge unter den verschiedenen Anbietern sind relativ komplex. Zum einen gibt es die Swisscom-Wholesale-Abnehmer, die ADSL direkt von der Swisscom beziehen. Zum anderen aber auch kleinere Anbieter, die ihr Angebot über einen der Swisscom-Wholesale-Abnehmer beziehen, so beispielsweise die Firma Pearsoft, die dasselbe Angebot wie Easynet anbietet, oder Omedia, deren Angebot mit dem von VTX identisch ist. Zu guter Letzt kommen Anbieter wie Nextra oder KPNQwest, die ADSL unabhängig von der Swisscom mit einer eigenen xDSL-Infrastruktur offerieren (siehe Kasten in der Print-Ausgabe).



Wenn ein Provider ADSL anbietet, muss das nicht auch automatisch bedeuten, dass er in allen Regionen vertreten ist, in denen die Swisscom ADSL bereits aufgeschaltet hat. Die Swisscom hat die Schweiz in 10 Felder aufgeteilt. Will ein Provider in einem Gebiet vertreten sein, bezahlt er dem Ex-Monopolkonzern 6000 Franken, was für die gesamte Schweiz ein Total von 60'000 Franken ergibt. Gerade kleinere Anbieter beschränken sich deshalb beispielsweise nur auf die deutsche Schweiz oder auf gewisse Regionen der deutschen Schweiz. Diese Anbieter versprechen jedoch, dass das Angebot auf Kundenanfrage in den jeweiligen Regionen, in denen man noch nicht vertreten ist, aufgeschaltet würde.




Trotzdem gibt es Anbieter, die einen vermuten lassen, sie wollen im ADSL-Hype das schnelle Geld machen. Dementsprechend unseriös erscheinen die Angebote. Ein Anbieter beispielweise antwortete auf die Frage, ob die Hotline am Wochenende auch besetzt sei, damit, dass die Kunden seine Handy-Nummer erhalten würden, auf die sie in dringenden Fällen anrufen könnten. Bei einem anderen Provider bestand bis Redaktionsschluss die Homepage lediglich aus der Startseite. Dazu muss man aber sagen, dass der ganze ADSL-Markt noch relativ jung ist und eine dauernde Konsolidierung stattfindet. Neue Anbieter schiessen wie Pilze aus dem Boden, und bestehende Provider stellen ihre Tätigkeit wieder ein, jüngst geschehen mit Callino, dessen Kunden bei ProfiTEL unterkamen.



Ähnlich verhält es sich auch mit den Angeboten, die einer dauernden Anpassung unterworfen sind. Stimmen besagen auch, dass vor allem die Billigstangebote, beispielsweise diejenige von Tiscali, Riodata, VTX oder Bluewin, auf Dauer gar nicht Bestand haben, da sie schlicht nicht rentabel sein können. Hier muss dem Markt noch etwas Zeit gegeben werden, bis er sich von selbst auf einem gesunden Niveau einpendelt. Ausserdem könnte das ganze ADSL-Geschäft noch einmal gehörig über den Haufen geworfen werden, sollte im Herbst das Unbundling der Swisscom-Leitungen tatsächlich vom Bundesgericht bestimmt werden. Verschiedenste Kreise rechnen und hoffen auf diese Massnahme. So beispielsweise Sunrise/Diax, die bisher noch kein ADSL anbieten. Der Grund dafür liegt darin, dass die ComCom als vorsorgliche Massnahme die Entbündelung der letzten Meile von der Swisscom verlangte. Sunrise hoffte selbstverständlich auf diese Massnahme und wurde bitter enttäuscht, als das Bundesgericht Mitte März einer Beschwerde der Swisscom nachgab und sie die letzte Meile vorläufig behalten durfte.



Jetzt denkt man bei Sunrise trotzdem darüber nach, auf das Wholesale-Angebot der Swisscom einzugehen. Markus Golder, Marketing Director Wireline und Internet bei Sunrise, gibt die Auskunft, dass man das Angebot im Moment prüfe und versuche, bessere Bedingungen auszuhandeln. In seiner jetzigen Form sei Wholesale nicht sonderlich attraktiv, vor allem für einen Operator mit einem eigenen Netz. Die Entscheidung, ob Wholesale genutzt oder auf den definitiven Entscheid des Bundesgerichts gewartet werde, stehe noch offen. Sollte aber auf Wholesale verzichtet und im Herbst mit dem Aufbau einer eigenen ADSL-tauglichen Infrastruktur begonnen werden, hat man bereits rund anderthalb Jahre Rückstand auf die Swisscom.




Volumenbeschränkung 1 GB: Nein Danke!

Auf den ersten Blick sind die Unterschiede der monatlichen Kosten für einen ADSL-Anschluss verblüffend. Beispielsweise erhält man bei Riodata, dem derzeit günstigsten Anbieter, 256/64 kbps für 57 Franken. Die gleiche Bandbreite kostet bei Internet Pipeline über 320 Franken. Der Teufel liegt jedoch im Detail.



Allen voran steht der limitierte Datendurchsatz beim Downstream. Dieser beschränkt sich beim erwähnten Riodata-Angebot auf ein Volumen von 1000 Megabyte pro Monat. Ist diese Limite erreicht, werden zusätzliche Kosten fällig, im vorliegenden Fall 6 Rappen pro zusätzliches Megabyte. VTX bietet sogar nur 500 MB im Monat bei seinem 59-Franken-Angebot Single, jedes weitere MB kommt auf 5 Rappen zu stehen. Bluewin stellt immerhin 1500 bei seinem Broadway-Light-Angebot bereit, dies bei einem Preis von 64 Franken. Jedes weitere MB kostet dafür sogar 10 Rappen. Stellt man nun VTX Bluewin gegenüber und rechnet man mit einem monatlichen Volumen von 2000 Megabyte - dann kostet ADSL bei VTX plötzlich 134 Franken, bei Bluewin 114 Franken. Nimmt man einen Provider ohne Volumenbeschränkung, kommt man wesentlich billiger. Beispiele: TiscaliNet verlangt 62 Franken für 256/64 kbps ohne Beschränkung; Netstream 96 Franken. Laut Bluewin habe man aber die Erfahrung gemacht, dass die 1500-MB-Limite für einen Grossteil der Kunden bei weitem reiche.




VTX bietet zum Thema Volumenbeschränkung eine relativ interessante Alternative. Beim Westschweizer Provider kann eine Datenumsatzversicherung abgeschlossen werden, die monatlich 10 Franken kostet. Dafür wird der monatliche Datenumsatz immer zum Tarif abgerechnet, der am vorteilhaftesten ist. Das funktioniert folgendermassen: Man ist beispielsweise Abonnent des Angebots Single mit einer Volumenbeschränkung von 500 MB, hat aber in gewissen Monaten einen Datentransfer von 2 GB. VTX rechnet dann automatisch aufgrund des nächsthöheren Angebotes ab, in diesem Fall Family mit einer Volumenbeschränkung von 3 GB. Man bezahlt also 89 Franken für das Family-Angebot, anstatt 134 Franken für das Single-Bundle plus den überschüssigen Datenstrom.



Die richtige Entscheidung zu fällen, ob man ein billiges Angebot mit Volumenbeschränkung einem teureren, dafür unbegrenztem Angebot vorzieht, liegt allein im eigenen Surf-Verhalten. Laut Faustregel wird ein Volumen von einem Gigabyte mit dem Aufruf von 2500 bis 3000 Webpages erreicht, allfällige Downloads aber ausgeschlossen. Eine Studie von Public Data hat ergeben, dass der durchschnittliche Schweizer User am Tag 34 Minuten online ist und dabei 77 Sites abruft, was gut 2300 Sites im Monat entspricht. Bei der Studie wurden jedoch alle 750'000 Schweizer Surfer erfasst, und nicht nur die Heavy-User oder Firmen, für die ein ADSL-Anschluss in Frage kommt. Ausserdem muss bedacht werden, dass ein schnellerer Internetanschluss auch dazu verleitet, mehr zu surfen und häufiger Daten herunterzuladen. So kann sich jeder ADSL-Interessent selbst ausrechnen, ob die gebotenen Volumen ausreichen, um den Surf-Hunger zu stillen.



Die limitierten Datendurchsätze bei den Providern haben aber auch ihren Grund. Wie bereits erwähnt, sind die Provider mit einer 10-Mbit-Leitung an das Swisscom-Netz angeschlossen. Diese 10 Mbit stehen der gesamten Kundschaft zur Verfügung und ist diese Grenze einmal ausgereizt, muss die Bandbreite vergrössert werden. Das ist zwar möglich, bedeutet jedoch höhere monatliche Abgaben an die Swisscom. Nun ist es klar, dass User ohne Volumenbeschränkung mehr Traffic generieren.




Unter der Lupe

Doch auch ohne Volumenbeschränkung sind die Unterschiede unter den Angeboten frappant. Der Grund dafür ist als erstes in der statischen IP-Adresse zu suchen, die es dem Besitzer erlaubt, Inhalte auf seinem Rechner zu hosten, die immer unter der gleichen IP-Adresse abgerufen werden können. Dieses Feature richtet sich an Business-User und ist beispielsweise für eine Firma, die einen E-Shop auf der eigenen Infrastruktur betreibt, unerlässlich. Hierzu muss angefügt werden, dass ADSL für das Hosting nicht unbedingt die ideale Technologie darstellt. Der Grund dafür liegt in der Asymmetrie der Leitungen, die einen höheren Down- als Upstream bieten. Wird häufig auf einen Server zugegriffen, der via ADSL angeschlossen ist, kann die Leitung unter dem Traffic zusammenbrechen, da im besten Fall nur 128 kbps über die Leitung hinausgehen können.



Gewisse Anbieter liefern zusammen mit dem ADSL-Abo auch gleich eine eigene Domain. Bei den meisten Providern gibt es dieses Feature optional. Zusätzlich bieten die meisten Firmen Webspace für eine eigene Site, der in seiner Grösse je nach Angebot jedoch stark variiert. Ähnlich verhält es sich mit den E-Mail-Adressen, die man mitgeliefert bekommt. Von keiner bis zu 50 wird alles geboten.




Ein Vergleich der Angebote zeigt überdies auf, dass einige wenige Provider die Bandbreite garantieren. Dabei sollte aber überprüft werden, ob dieser Punkt auch vertraglich geregelt ist oder es sich nur um eine verkaufsfördernde Massnahme handelt.



Gewisse Anbieter schreiben auch vor, dass nur ein Client an ein Modem gehängt werden darf, was teilweise auch vertraglich geregelt wird. Jedoch ist es beinahe unmöglich, diese Auflage zu überprüfen.



Einige Provider kappen überdies die Verbindung in gewissen Zeitabständen. Bei Bluewin beispielsweise geschieht das nachts, alle 20 Stunden sowie alle 30 Minuten, wenn kein Traffic über die Leitung verkehrt. Laut Sascha Zwischenbrugger, Product Manager bei Bluewin, hat das einen ganz bestimmten Grund. Man wolle damit die Qualität des Angebots hochhalten und beispielweise verhindern, dass jemand einen Server über die ADSL-Leitung betreibt, der dann die ganze Bandbreite dauernd belegt. Dieses Disconnect-Feature hänge auch damit zusammen, für wen das Bluewin-Angebot ausgelegt sei - nämlich für den Privatkunden. Wenn später einmal ein KMU-Angebot lanciert würde, liesse man die Disconnect-Beschränkung sicher weg, so Zwischenbrugger.



Ein Punkt der sich als hilfreich erweisen kann, ist ein Dial-up-Zugang neben der ADSL-Leitung, beispielsweise wenn man mit dem Notebook unterwegs ist, auf das Web zugreifen will, jedoch kein ADSL-Anschluss vorhanden ist. So kann man trotzdem seinen angestammten Account benutzen. Dieser Punkt lässt sich zwar mit einem Gratis-Prodvider kostenlos umgehen, trotzdem ist der Komfort bei einem kombinierten Angebot höher.




Geschenkte Setup-Gebühr

Ein Grossteil der Provider versucht, seine Kunden durch Rabatte bei langjähriger Vertragsbindung an sich zu binden. Vor allem die Setup-Kosten können durch einen Zwei- oder Dreijahresvertrag ganz oder teilweise eingespart werden. Bei Easynet sowie bei Internet Pipeline entfällt die Gebühr beispielsweise beim Abschluss eines Zweijahresvertrags gänzlich. Riodata bietet beim Angebot rioProfessional das Modem gratis an, sofern man für zwei Jahre unterschreibt.



Einen anderen Weg beschreitet TiscaliNet. Hier hat man die Option, sich die Setup-Gebühr schenken zu lassen und dafür im ersten Jahr 20 Franken mehr im Monat zu bezahlen. Auf diese Weise bezahlt man letztendlich 15 Franken mehr, muss aber nicht den ganzen Betrag der Setup-Gebühr auf einmal ausgeben.


Bluewin stellt für seine Kunden die Bedingung, Pre-Select-Kunde der Swisscom zu sein. Für Bluewin macht das eigentlich wenig Sinn, denn man schneidet sich ins eigene Fleisch. Sunrise-Kunden wird ein Bluewin-ADSL-Zugang beispielsweise verwehrt. Product Manager Zwischenbrugger gibt denn auch unverhohlen zu, dass man die Pre-Selection-Bedingung konzernweit sehen müsse. Es gehe darum, der Swisscom Kunden zu bringen.



Anders macht es VTX. Der welsche Provider bietet Pre-Selection-Kunden von SmartPhone zusätzliche Vorteile an. So beispielsweise 1 GB mehr Volumen im Monat bei den Angeboten mit monatlicher Beschränkung oder zusätzliche E-Mail-Accounts für die Angebote ohne beschränktes Volumen.




Business-Angebot vs. Power-User-Angebot

Die Hauptunterschiede bei den Angeboten liegen also beim limitierten monatlichen Volumen sowie bei der fixen IP-Adresse. Durch diese beiden Werte definieren sich auch gleich die Business-Angebote und die Offerten, die sich eher an Power-User richten. Limitiertes Datenvolumen sowie eine vertragliche Beschränkung der Anzahl Clients ist für ein Unternehmen mit mehreren Arbeitsplätzen denkbar ungeeignet, ausser es wird wirklich selten gesurft. Für eine Firma, die eine eigene Homepage selbst hosten will, fallen hingegen alle Angebote ohne fixe IP-Adresse aus dem Rennen, ein Feature, das den Heim-User aufgrund des hohen Preises wieder weniger ansprechen dürfte. Aufgrund dieser beiden Leistungsmerkmale kann auch begonnen werden, die einzelnen Angebote gegeneinander abzuwägen. Und das lohnt sich allemal.



Einmal mehr ein Beispiel: Easynet verlangt für sein Angebot EasyDSL LAN mit 512/128 kbps 266 Franken, TiscaliNet für dieselbe Bandbreite jedoch nur 96 Franken. Wenn die Differenz nicht im Datendurchsatz liegt, muss der Hund bei irgendeinem anderen oder mehreren Feature begraben sein. Bei den beiden relevantesten Punkten ist nichts zu finden, beide bieten sowohl ein unlimitiertes Datenvolumen und keine fixe IP-Adresse. Dafür ist bei TiscaliNet ein komfortabler, zusätzlicher Dial-up-Zugang inklusive. Der einzige Vorteil, der bei Easynet ins Auge springt, ist der kostenlose Support für Firmenkunden. Ein anderer Unterschied findet sich schlicht nicht. Trotzdem bezahlt man bei Easynet gut 2000 Franken mehr im Jahr. Easynet kann sich die tiefen TiscaliNet-Preise auch nicht erklären. Die Preise seien bereits bei Easynet eng kalkuliert, heisst es bei einer Anfrage.




Trotzdem lässt das Easynet-Angebot Spielraum für Kritik. Beispielsweise wird Easynet Soho mit 512/128 kbps für 159 Franken angepriesen, ein absolut konkurrenzfähiger Preis. Einziges Manko: Der Anschluss ist vertraglich auf einen Client beschränkt. Will man eine offizielle, mehrplatzfähige Lösung, bezahlt man happige 100 Franken mehr im Monat. Hier besteht sicher noch Handlungsbedarf, die Angebote ausgewogener zu gestalten.



Bei TiscaliNet ist anzufügen, dass diese Firma eine äusserst aggressive Strategie verfolgt. Immerhin will Tiscali die Nummer 1 in Europa werden, und das ADSL-Angebot lässt darauf schliessen, dass dieselbe Position auch in der Schweiz mit der Breitbandtechnologie erobert werden soll. Von verschiedener Seite ist jedoch zu hören und zu lesen, dass der Support der Firma zu wünschen übrig lässt. Hier muss der User wiederum selbst entscheiden, was ihm wichtiger ist - allein der Preis oder aber das Gesamtpaket.




Vorsicht vor Hackern

Einer der grossen Pluspunkte von ADSL ist neben der hohen Geschwindigkeit sicher die Möglichkeit, immer online zu sein und eine fixe IP-Adresse zu erhalten. Das bringt aber auch zusätzliche Risiken mit sich. Ein fixe IP-Adresse kann von einem Hacker wesentlich einfacher ausfindig gemacht werden als eine dynamische, die immer wechselt. Ist ein Hacker erst einmal im Besitz der Adresse, hat er wochenlang Zeit zu versuchen, in das System einzudringen. Erst einmal im System, kann er fatale Schäden anrichten. Dazu gehört das Stehlen von Kreditkartennummern und Passwörtern über das Plazieren von Viren bis hin zum Löschen von Dateien.

Dieser Umstand macht das Installieren von Gegenmassnahmen wie Firewalls, sofern sie noch nicht im Router integriert sind, aktuellen Virenschutzprogrammen sowie Filtersoftware umso wichtiger. Zu überlegen ist auch der Einsatz eines Proxy-Servers.




Aber auch eine Firewall auf dem Modem ist noch keine Schutzgarantie vor Angriffen. Alcatel hatte erst Mitte April Probleme mit einem Sicherheitsleck. Obwohl die Schweiz nicht betroffen war, liess die Meldung trotzdem aufhorchen.




Alternativen und die Zukunft

Im Moment gibt es eigentlich nur eine Alternative zu ADSL: das Kabelmodem. Dabei werden die Daten über das Fernsehkabel gesendet und empfangen. Dazu muss dieses aber bidirektional sein, was bei weitem noch nicht in allen Gebieten der Schweiz der Fall ist. Die Fokussierung des Kabelmodems, das in der Schweiz vor allem von Cablecom unter der Bezeichnung Hispeed sowie Webcom angeboten wird, liegt wie ADSL auf dem Home-User (Hispeed) sowie auf KMUs (Webcom). Die Datendurchsätze bei Hispeed liegen wie bei ADSL bei 256/64 oder 512/128 kbps. Die Kosten liegen mit 49 beziehungsweise 65 Franken etwas unter den günstigsten ADSL-Angeboten. Dafür muss die Bandbreite mit anderen Usern geteilt werden. Verfügt man beispielsweise in einem Wohnblock über einen Hispeed-Anschluss und sind mehrere User mit der gleichen Technologie gleichzeitig online, sinkt die Durchsatzrate drastisch.



Mit Webcom ist Cablecom hingegen in der Lage, bis zu 2 Mbps im Download und 512 kbps im Upload anzubieten. Ansonsten kann das KMU-Angebot durchaus mit Business-Offerten der ADSL-Provider mithalten. Zu den Leistungen gehört so beispielsweise eine fixe IP-Adresse, Speicherplatz für das Hosting sowie mehrere E-Mail-Adressen. Die Preise bewegen sich zwischen 250 (512/128 kbps) und 950 Franken (2 Mbps/512 kbps). Einziges Manko ist die Verfügbarkeit sowie die Tatsache, dass die Bandbreite nicht garantiert wird. Ausserdem hatte Cablecom lange Lieferschwierigkeiten mit den Modems.




Sicher werden in Zukunft weitere Technologien und Alternativen für die Surfer bereitstehen. Ein Schlagwort ist beispielsweise PLC, das Internet aus der Steckdose. Jedoch befindet sich diese Art des Internetzugangs hierzulande nach wie vor in der Testphase und es gibt noch einige Hürden zu nehmen. Weitere Stichworte sind WLL (Wireless Local Loop), der Zweiweg-Satellitenzugang, bei dem Daten nicht nur herunter-, sondern auch hinaufgeladen werden können, oder das Glasfaserkabel. Diese Technologien spielen aber in einer anderen Leistungs- sowie Preisliga und sind auch noch nicht - wenn überhaupt - breit verfügbar.



Zum jetzigen Zeitpunkt steht ADSL vom Technologie-Standpunkt her also praktisch konkurrenzlos da - vom Kabelmodem einmal abgesehen. Die nötige Konkurrenz entsteht durch die Vielzahl der Anbieter. Dadurch hat sich ein gesunder Preiskampf entwickelt, der es dem User ermöglicht, einen schnellen Internetanschluss zu einem fairen Preis zu erhalten.



ADSL braucht im Moment auch keine Konkurrenz, denn die Technik ist schnell und günstig. Schade ist, dass sie bei weitem noch nicht überall verfügbar ist. An gewissen Standorten hat der User nur die Möglichkeit, zu warten oder zu hoffen dass zumindest Cablecom seine Liegenschaft bereits erschlossen hat. Wer auf ADSL setzt, setzt bestimmt auf das richtige Pferd, auch für die Zukunft, denn die Technologie hat Ausbaupotential punkto Geschwindigkeit und Services. Das einzige Problem besteht darin, auf den richtigen Provider zu setzen und seine Bedürfnisse zu erkennen. Eine Konsolidierung im Providerangebot wird stattfinden. Heute zu erkennen, welche Anbieter überlebensfähig sind, dürfte äusserst schwierig sein, da auch viele darunter sind, die ziemlich neu auf dem Markt sind. Auf den falschen Provider zu setzten, kann mehr oder weniger mühsame Folgen haben. Die Kunden von Callino wurden wie erwähnt zu ProfiTEL abgeschoben. Dort wird das Callino-Angebot jedoch praktisch 1:1 weitergeführt. Es hätte aber durchaus sein können, dass der neue Provider die Preise erhöht und die Zusatzdienstleistungen kürzt. Dann bleibt nichts anderes übrig, als den Anbieter zu wechseln und zu hoffen, dass dieser wenigstens auf dem Markt bestehen bleibt.



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