CPU-Trends: Stromsparen und Sicherheit
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/19
Ziemlich mutig, an einem Prozessoren-Forum ans Rednerpult zu stehen und zu verkünden, der Mikroprozessor sei schon bald Geschichte. So geschehen am Microprocessor Forum, das Mitte Oktober in San Jose über die Bühne ging. Der Redner war niemand geringerer als Greg Papadopoulos, CPU-Entwicklungschef bei Sun. Seiner Meinung nach werden künftig ganze Rechner auf einem Chip geliefert und nicht wie heute aus verschiedensten Halbleitern zusammengebaut.
Andere Hersteller glauben offenbar noch nicht ans Ende des klassischen Prozessors und stellten am Forum die Zukunft vor. Beispielsweise Transmeta mit dem Efficeon - dem Nachfolger des StromsparChips Crusoe. Dem Efficeon wird allgemein die Fähigkeit zugesprochen, Intels Pentium-M unter Druck setzen zu können, vor allem deshalb, weil der Energieverbrauch unter dem und die Leistung über der des Intel-Mobilchips liegen soll. Der Chip wird in Europa Anfang nächsten Jahres mit Taktraten von 1 bis 1,3 GHz sowie 512 kB bis 1 MB Cache erscheinen. Bis Mitte 2004 sollen dank dem 0,09-Mikron-Fertigungsprozess 2 GHz erreicht werden. Strom gespart wird auch mit VIAs x86er Eden-N, einem Chip, der ohne Lüfter auskommt und bei 1 GHz lediglich 7 Watt Leistung aufnimmt. Die CPU, die ausserdem über integrierte Sicherheitsfunktionen wie Verschlüsselung verfügt, kommt im ersten Quartal 2004. Sicherheit auf Hardware-Ebene möchte auch Microsoft mit der Initiative "Next Generation Secure Computing Base" realisieren. VIAs Entwicklungsleiter Glenn Henry äusserte sich jedoch skeptisch, dass Microsoft dieses Ziel wie geplant bis 2005 realisieren kann.
Weitere News des Forums: IBMs Power 5, der 2004 erscheinen wird, soll nur mit zwei Threads gebaut werden - mehr mache keinen Sinn. Transmeta-CEO David Ditzel sprach sich ganz gegen das Unterbringen mehrerer Kerne auf einem Prozessor aus.
Die beste Lösung sei eine CPU, bei der ein Kern immer optimal ausgelastet sei, so Ditzel.
(mw)