Patente nützen nur Grossen
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/15
Noch in diesem Monat wird das EU-Parlament in Brüssel über die Einführung von Softwarepatenten in Europa entscheiden. Der Abstimmung gingen in den vergangenen Wochen und Monaten heftigste Diskussionen und Proteste voraus. Beispielsweise hat die Eurolinux-Allianz im Juni 150'000 Unterschriften von Leuten gesammelt, die sich gegen Software-Patente aussprechen. Dabei waren unter anderem auch 2000 CEOs und 2100 technische Führungspersonen.
Die Gegner befürchten, dass die mittelständisch geprägte europäische Software-Industrie Schaden nehmen wird, sollte die Patente-Möglichkeit eingeführt werden. Nur die Grossen würden profitieren. Für viele kleine Softwarehäuser würde ein Ja demnach das Aus bedeuten. Dieser Meinung ist auch das Gros der InfoWeek-Quick-Poll-Teilnehmer.
So finden 62 Prozent der Leser, dass Software-Patente nur grossen Herstellern nützen und kleinen eher schaden. 6 Prozent sehen einen Nutzen für grosse und kleine Hersteller. Jedoch gibt es kaum Leser, die finden, dass nur kleinen Softwarehäuser von Patenten profitieren.
Letztlich spiegelt die Meinung unserer Leser wahrscheinlich auch die Realität wieder. Nur grosse Produzenten verfügen überhaupt über die Mittel, ein Patentrecht auf Software beziehungsweise auf Funktionen einer Software durchzusetzen. Eine kleine Firma zieht aus einem Patentrecht höchstens den Vorteil, ein selbstentwickeltes Verfahren über das Patent an eine grosse Firma verkaufen zu können. Die finanziellen Möglichkeiten, das Patentrecht durchzusetzen und tatsächlich Gebühren einzutreiben, fehlen jedoch dem Kleinen.