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Windows mit Office für 36 Dollar

Während Microsoft die Preise für Office 2003 im gewohnten Rahmen festsetzt, kommt die globale Preisstrategie in Asien unter Linux-Druck.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/15

     

Microsoft wird am 21. Oktober die neue Büro-Suite Office 2003 vom Stapel lassen - so auch in der Schweiz und in Deutsch. Die US-Preise hat der Software-Riese bereits bekanntgegeben, über die Schweizer Preise war bis Redaktionsschluss noch nichts bekannt. Man kann jedoch davon ausgehen, dass sie den aktuellen Office-XP-Preisen entsprechen werden, denn in den USA wurde das Pricing gegenüber dem Vorgängerprodukt nicht verändert - trotz neuer Funktionen und Applikationen.


Ein Billigsoftwarehaus

Trotzdem bringen diese Tage einen signifikanten Wechsel in Microsofts weltweiter Preisstrategie mit sich. In Thailand verkauft der Software-Riese in Zukunft ein Bundle bestehend aus Windows XP und dem Office-Paket für 1490 Baht - umgerechnet entspricht das rund 36 Dollar. Dieser Dumpingpreis ist nötig, um beim People's-PC-Projekt nicht aussen vor gelassen zu werden. Die thailändische Regierung will mit dem Projekt die Verbreitung von PCs im Land ankurbeln. Dabei wird ein Rechner inklusive Betriebssystem und Büro-Suite knapp 300 Dollar kosten. Microsoft aber verlangt im Rest der Welt für Office allein 400 Dollar. Würde Microsoft in Thailand die Preise auf diesem Niveau halten, wäre das People's-PC-Projekt auf Microsoft-Basis unmöglich und die einzige Alternative hiesse Open-Source - unhaltbar für den Konzern von Bill Gates. Microsoft betonte gegenüber asiatischen Medien, dass es sich bei der Aktion um ein einmaliges Projekt handelt. Ein Report der Gartner-Marktforscher, der das Thema aufgegriffen hat, sieht jedoch weitreichende Konsequenzen auf Microsoft zukommen.




Kein zurück mehr

Open-Source-Software auf dem Desktop wird für Microsoft in Asien immer mehr zur Bedrohung. Grosse Hersteller wie Hewlett-Packard offerieren im fernen Osten Linux-Systeme, um marktgerechte Preise bieten zu können. In China ist Linux omnipräsent, und Microsoft-Produkte werden praktisch nur als Schwarzkopien verkauft.
Die Gartner-Marktforscher rechnen nun damit, dass Microsoft chinesischen Unternehmen einen ähnlichen Deal anbieten wird wie der thailändischen Regierung, um nicht aus dem Markt gedrängt zu werden. Zudem berichtet Gartner, dass zwei weitere asiatische Regierungen bei den Marktforschern um Rat ersucht haben, wie man selber ähnliche Low-Cost-Programme wie in Thailand realisieren könnte. Die Analysten wagen gar vorauszusehen, dass Microsoft weltweit unter Druck geraten könnte und das Preisgefüge der Linux-Konkurrenz anpassen muss.




Microsofts Entscheid, in Thailand offiziell von seiner "Ein-Preis-für-den-gesamten-Globus-Strategie" abzurücken, hat demnach
die Büchse der Pandora geöffnet, die im eigenen Interesse so lange wie möglich geschlossen gehalten wurde.



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