Apple: Schnellster Rechner nur Lug und Trug?
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/13
Big News an Apples Entwicklerkonferenz WWDC (World Wide Developers Conference): Apple-CEO Steve Jobs kündigte den Power Mac G5 an - und zwar nicht zu knapp: Den schnellsten Personal Computer der Welt habe man gebaut, so Jobs. Diese Behauptung unterstrich er sogleich mit einer Benchmarktest-Vorführung. Dabei liess Apple den schnellsten der neuen G5-Rechner, ein Modell mit zwei 2-GHz-CPUs, gegen ein Dual-Prozessor-Xeon-System mit 3,06 GHz von Dell antreten, wobei der neue Apple natürlich obenauf schwang.
Genau diese Benchmarktests sorgten aber im Nachhinein für Aufruhr. Verschiedenste Experten und Medien berichteten davon, dass die Tests alles andere als fair abliefen - eine Taktik, die zwar bei solchen Präsentationen gang und gäbe ist, den Titel "weltschnellster PC" aber doch stark relativieren. Offenbar war der Power Mac stark getuned, während beim Dell-System geschwindigkeitssteigernde Technologien wie Hyper-Threading ausgeschaltet wurden. Unabhängige Tests nach dem Erscheinen des neuen Macs werden hier mit Sicherheit Klarheit schaffen.
Mit den neuen Power Macs wird Apple in der Welt des 64-Bit-Computing aktiv, wobei aber 32-Bit-Software nativ ausgeführt werden soll. Die Rechner, die um IBMs neuen PowerPC-970-Chip gebaut wurden, kommen in drei verschiedenen Ausführungen: Als 1,6-GHz- und 1,8-GHz-Modell sowie als 2-GHz-Dual-Prozessor-Version. Die Geräte werden im August zu Preisen von 2000 (1,6 GHz), 2400 (1,8 GHz) und 3000 Dollar (2 GHz) erwartet. Neben den neuen Chips finden sich in den neuen Power Macs auch architektonische Änderungen, beispielsweise ein 1-GHz-Frontside-Bus, USB-2.0-Schnittstellen oder serielle ATA-Drives. Jobs kündigte zudem an, dass die CPU-Leistung innerhalb der nächsten 12 Monate auf 3 GHz geschraubt wird.
Die zweite wesentliche Ankündigung betraf das Mac OS X 10.3, bekannt unter dem Codenamen "Panther". Steve Jobs sprach davon, dass die Zeiten von Jaguar (Mac OS X 10.2.x) vorbei seien und in "Panther" 100 neue Funktionen enthalten sein werden. Dazu gehört beispielsweise Exposé, eine Funktion, die alle offenen Fenster auf Knopfdruck verkleinert und als Thumbnails übersichtlich nebeneinander arrangiert. Neu wurde auch der Finder programmiert, und mit "Preview" habe man den schnellsten PDF-Viewer der Welt. Ebenfalls erwähnenswert ist iChat AV (Beta-Download unter www.apple.com/ichat), das nicht nur Textchats, sondern auch Audio- und Videokonferenzen erlaubt. Speziell daran: Apple-User müssen sich keine Gedanken über etwelche IP- und Einwahl-Nummern machen, alles soll automatisch funktionieren.
Zu guter Letzt konnte Mr. Jobs noch die Fertigstellung des hauseigenen Safari-Browsers verkünden. Fünf Milllionen User hätten die Beta heruntergeladen, jetzt stehe die Finalversion 1.0 zum Download bereit.