Red Hat: Open-Source-Java
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/13
Mitte Mai hatte Sun in San Francisco die versammelte Weltpresse über eine Strategieänderung in Richtung Low-End informiert. Teil dieser Ankündigung war auch eine globale Partnerschaft mit Red Hat. Als erste Deals wurden damals die Intergration der Java Virtual Machine in Red Hats Linux-Distribution sowie die Aufnahme von Red-Hat-Produkten ins Sun-Produktportfolio angekündigt.
Jetzt will Red Hat einen Schritt weiter gehen. In einem Interview mit dem IT-Newsdienst "Computerwire" verkündete Red-Hat-CEO Matthew Szulik, man diskutiere mit Sun den Launch einer Open-Source-Version der Java-Umgebung. Szulik erklärte, dass Red Hat bereits seit 5 Jahren an Open-Source-Versionen von gewissen Java-Komponenten wie einem Just-in-Time-Compiler oder einer Java Virtual Machine für Clean-Room-Environments arbeite. Jetzt habe man Suns Unterstützung erbeten, um die Projekte in vollem Umfang umzusetzen. Sun hatte in der Vergangenheit die Open-Source-Community zwar mit gewissen Technologien wie der NetBeans-Java-Entwicklungsumgebung versorgt, sich jedoch gesträubt, eine Open-Source-Java-Version zu lancieren. Offenbar findet jetzt ein Umdenken bei Scott McNealy und Co. statt, denn Szulik wird zitiert, dass die Diskussionen bereits eine "sehr ernsthafte Ebene" erreicht hätten. Weiter hatte Sun an der JavaOne-Konferenz vor wenigen Wochen unter www.java. net eine Open-Source-Community für Java-Entwickler lanciert.
Es wird spekuliert, dass Java als Open-Source-Software besser positioniert wäre, um gegen Microsofts .Net beziehungsweise C# zu konkurrenzieren - für Sun ein triftiger Grund für eine Öffnung.
Red Hat hat zudem weiter verlauten lassen, dass man in den Enterprise-Desktop-Markt vordringen will. Dazu soll im Herbst ein Red-Hat-Linux-Desktop-Betriebssystem, das rund einen Drittel der Windows-Kosten verursachen soll, für genau dieses Marktsegment lanciert werden. Zudem darf in absehbarer Zeit auch mit Neuauflagen von Red Hats Enterprise Linux sowie von Red Hat Network gerechnet werden.
Ein seltsames Phänomen ist derzeit in Indien zu beobachten. Linux erobert dort offenbar den Desktop. So soll IBM einen Linux-PC ausschliesslich für den indischen Markt vorgestellt haben. Acer beackert den indischen Markt gleich mit zwei Linux-Multimedia-PCs, und HP und LG Electronics offerieren ebenfalls Linux in Indien. Offenbar nutzen vor allem IBM und Acer das preissensitive Indien als Testmarkt, um bei Erfolg auch andere Märkte zu erschliessen.