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Microsoft entdeckt die Viren


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/12

     

Grundsätzlich tendieren wir dazu, das in Windows zu integrieren, was 30 Prozent der User interessiert." Diese Aussage machte Bill Gates vor gut einem Jahr in einem InfoWeek-Interview. Virenschutz ist nun definitiv ein Thema, das mindestens 30 Prozent der User interessiert. Dies gab auch Gates zu, indem er damals sagte, dass Antiviren-Tools seinen Kriterien schon ziemlich nahe kommen.
Jetzt, ein gutes Jahr später, wird Microsoft in genau diesem Feld aktiv, indem der rumänische Antivirensoftwarehersteller GeCAD aufgekauft wird. GeCAD kennt man vor allem durch seine Lösung RAV Antivirus. Die Akquisition des geistigen Eigentums und der Technologie von GeCAD werde dabei helfen, Microsoft-Produkte im Rahmen der Trustworthy-Computing-Initiative sicherer zu machen, verspricht der Software-Riese. "Microsoft wird die GeCAD-Fachkenntnisse und -Technologie nutzen, um die Windows-Plattform sicherer zu machen und den Support für Drittanbieter von Antivirenlösungen zu verbessern", schreibt Microsoft weiter.



Es wird allgemein davon ausgegangen, dass die Lösung RAV Antivirus eingestellt wird. Die rund hundert Mitarbeiter des übernommenen Unternehmens sollen statt dessen in die Microsoft-Entwicklerteams miteinbezogen werden.




Microsofts Quasi-Einstig in den Antivirenmarkt wird von renommierten Antivirensoftwareherstellern überraschenderweise mit Gelassenheit aufgenommen. Dies obwohl die Vergangenheit gezeigt hat, dass ein Hersteller von Drittsoftware in arge Schwierigkeiten kommen kann, wenn Microsoft beginnt, die Produkte in Windows zu integrieren, mit denen er früher Geld verdient hat.
Symantec-Sprecher Richard Saunders spielt die Akquisition beispielsweise herunter: "Wir anerkennen Microsofts Anstrengungen, ein OS zu entwickeln, auf das Antivirenhersteller effektiveren Schutz bauen können."



Doch auch Marco Cavadini, Marketingleiter Norman Schweiz, zeigt sich wenig besorgt. "Microsoft verfügt weder über das Know-how noch über die nötige kundenseitige Marktakzeptanz betreffend Vertrauen und Stabilität, um im Antivirengeschäft Fuss zu fassen. Ich glaube eher, dass Microsoft für sich selbst Licht in die Antivirenwelt bringen will." Zudem denkt Cavadini nicht, dass der Microsoft-Schritt kontraproduktiv für Antivirenhersteller ist, weil ja die Unterstützung für Drittsoftware verbessert werden soll. Der Endkonsument - vor allem im Business-Bereich - würde zudem ohnehin nicht auf eine Microsoft-Antivirenlösung einsteigen, da Microsoft über keinerlei Markterfahrung im Antiviren-Umfeld verfügt", so Gavadini abschliessend.

(mw)


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