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Open Source in der Verwaltung: Interesse ja - Einsatz nein

Die SIK hat sich getroffen, um über Open-Source-Software bei Bund und Kantonen zu sprechen. Interesse seitens der Städte und Kantone ist zwar da, doch die Linux-Vorteile sind nicht garantiert.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/11

     

Die Schweizerische Informatikkonferenz (SIK/CSI) hat sich im Mai getroffen, um sich unter anderem mit den Thema Free and Open Source Software (FOSS) auseinanderzusetzen. Beim SIK handelt es sich um das zentrale Koordinationsorgan für Informatikfragen von Bund, Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein - bestehend aus je zwei Vertretern aus den Kantonen sowie dem Fürstentum und zehn Delegierten des Bundes. Man wollte darüber diskutieren, ob freie Software eine Alternative zu bestehenden Software-Monopolen darstellen könnte. Weiter wurde im Vorfeld erwähnt, dass unter anderem die neue Microsoft-Lizenzpolitik, die seit dem letzten Jahr Gültigkeit hat, dazu beiträgt, dieses Thema eingehend zu besprechen. Schneidet sich Microsoft also beim Bund mit dem neuen Licensing ins eigene Fleisch und läuft Gefahr, einen der grössten Schweizer Kunden zu verlieren? Es scheint nicht so, wie sich aus dem Gespräch mit Ronald Zürcher, Geschäftsleiter des SIK, herauskristallisiert.



Zürcher betont, dass das Interesse der Anwesenden an Open-Source-Software auf alle Fälle zu spüren war. "FOSS wurde thematisiert, es fand ein reger Gedankenaustausch statt. Entschieden wurde, dass sich die Vertreter der Kantone und der Städte an der Umfrage des Informatikstrategieorgans des Bundes (ISB) über den Einsatz von FOSS beteiligen werden. Pendent bleibt aber die Frage, ob eine Arbeitgruppe 'Open-Source' in der SIK gebildet werden soll."




Weiter erklärte Zürcher, dass Linux auf Verwaltungsebene bereits häufig eingesetzt wird, bislang jedoch meistens auf Servern. "Niemand ausserhalb des Bundesgerichts setzt meines Wissens im grossen Stil auf Linux-Clients. Mehrere Kantone und ein paar Städte prüfen derzeit den Einsatz, sei es als Experiment, sei es als strategische Richtung. Studien sind im Gange. Die Ergebnisse werden dann in der SIK verteilt und diskutiert."

So geht's weiter

Die nächsten Schritte sehen gemäss Zürcher nun folgendermassen aus: "Zum ersten warten die Kantone auf die Studien, zum zweiten wird abgewartet, wie die FOSS-Strategie des Bundes aussieht, die im Moment erarbeitet wird." Seitens der SIK unterstützt man die Umfrage des ISB nach dem Stand des FOSS-Einsatzes und dessen Planung. Zudem wolle man weitere Publikationen zum Thema veröffentlichen und die Netzwerkarbeit unter den Verantwortlichen fördern.



Die ganze Open-Source-Frage scheint bei Bund und Kantonen etwas harzig vorwärts zu kommen. Liegt das am Bundesmief?




Nicht ganz einfach Zürcher verneint: "Die Frage des Open-Source-Einsatzes ist nicht so einfach. Es gibt keinen klaren, einheitlichen Weg. Wir auf der Stufe SIK können höchstens Grundüberlegungen anstellen, jede Verwaltung muss dann aber eine eventuelle Migration wie ein gewöhnliches Migrationsprojekt angehen und über das weitere Vorgehen selbst entscheiden." Im Moment seien die Vor- und Nachteile von FOSS noch lange nicht geklärt. Weiter streicht Zürcher heraus, dass es gar nicht unbedingt nur um Kosteneinsparungen geht, die Argumente Sicherheit und Zuverlässigkeit seien wichtiger, und auch da gäbe es noch Fragen. Und noch mit einer weiteren Illusion räumt Zürcher auf: "Es ist unrealistisch zu glauben, dass eine ganze Verwaltung auf einen Schlag von proprietärer auf Open-Source-Software umstellen kann."



Aus diesen Gründen meint er, "dass die SIK in nächsten Zeit kaum die Empfehlung rausgebenwird, von kommerzieller auf freie Software zu wechseln."



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