Internetzugänge fürs Business

Bei der Wahl des richtigen Internetzugangs sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Wer bereit ist, mehr Geld auszugeben, bekommt beispielsweise Service Level Agreements (SLAs) im xDSL-Bereich. Ob diese jedoch die Mehrkosten Wert sind, hängt vor allem davon ab, wie kritisch das Internet fürs Daily Business ist.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/09

     

ADSL, SDSL, VDSL, Kabel oder doch eine Standleitung? Die Wahlmöglichkeiten für ein Unternehmen sind vielfältig, wenn es darum geht, den richtigen Internetzugang zu finden. «Zunächst einmal muss sich ein Unternehmen die Frage stellen, von welcher Bedeutung die eigene Internetanbindung für den Geschäftserfolg ist», erläutert Ansgar Wollnik von Green.ch den ersten Schritt auf dem Weg zu dieser Entscheidung. Und Olaf Schulze von der Swisscom schiebt nach: «Weder eine Über- noch eine Unterdimensionierung des Anschlusses ist ratsam. Insbesondere für Unternehmen mit hohen Ansprüchen und Bedürfnissen an Breitband sowie Verfügbarkeit ist eine Beratung durch den Provider unablässig.»


Die Fragen, die sich ein Unternehmen vor der Wahl des richtigen Zugangs stellen muss, sind im Prinzip immer dieselben:




- Wozu wird der Internetzugang verwendet? Wird die Leitung primär dazu gebraucht, um E-Mails zu senden und zu empfangen sowie um zu surfen? Oder sollen Dienstleistungen gegenüber Endkunden (z.B. E-Commerce oder Terminal Services) bereitgestellt werden und vor allem: Hat man gegenüber dem Endkunden SLAs? Oder aber dient der Zugang dazu, Daten von einem fixen Firmenstandort zu einem anderen fixen Firmenstandort zu übermitteln.



- Welche Bandbreiten werden benötigt? Will man hauptächlich Daten empfangen können (also surfen und E-Mail) oder sind auch Upload-Kapazitäten gefragt? Wenn ja, muss geprüft werden, ob diese mit xDSL am gewünschten Standort überhaupt realisiert werden können (je weiter der Standort von der nächsten Verteilerzentrale entfernt ist, desto tiefer sind die Bandbreiten, die möglich sind).



- Welche Anforderungen an Support und Verfügbarkeit werden gestellt? Wie lange kann das Business ohne Internet-Access auskommen, wie Business Critical ist das Internet und vor allem auch die Geschwindigkeit des Netzes, welche Servicequalität ist gewünscht, wie ist das Nutzerverhalten zu welcher Tageszeit? Und ausserdem stellt sich folgende strategische wie auch sicherheitsrelevante Frage: Ist man bereit, seine Daten über ein Shared Medium wie xDSL zu übertragen?


Auf Basis der Beantwortung dieser Fragen kann mit Sicherheit schon mal der Entscheid für eine der relevanten Technologien (siehe Kasten) getroffen werden.



xDSL-Technologien vs. Standleitung


Die Bedeutung von SLAs

Wir beschränken uns in dieser Marktübersicht auf die Business-VDSL- und Business-ADSL-Angebote, welche die Bedürfnisse vieler KMU in der Schweiz weitgehend abdecken dürfen. Diese xDSL-Angebote werden von der Swisscom bereitgestellt und von verschiedenen Providern angeboten. Ausserdem finden sich in der Tabelle zwei Hispeed-Business-Angebote der Cablecom, welche zwar auf einer anderen Technologie (Fernsehkabel anstelle Kupferleitung) basieren, aber dieselbe Zielgruppe ansprechen.



Die Business-xDSL- unterscheiden sich von den günstigeren Residential-Angeboten in mehreren Bereichen, etwa im Service und im Support. Im Residential-Bereich gilt das Best-Effort-Prinzip, was bedeutet, dass es weder eine garantierte Verfügbarkeit gibt noch garantierte Wiederherstellungszeiten genannt werden. Gemäss Green.ch beträgt die durchschnittliche Reparaturdauer etwa fünf Arbeitstage bei 90 Prozent aller Störungen. «Unsere Business-xDSL-Angebote sind dagegen mit umfassenden Garantien ausgestattet. Ein priorisierter Service garantiert eine Fehlerbehebung innerhalb von acht Stunden in 90 Prozent aller Fälle. Sollten umfassendere Reparaturen notwendig sein, beträgt die Reparaturdauer 24 Stunden nach Störungsmeldung.» Ausserdem erwähnenswert ist die Aktivierung. Ein Business-Profil wird innerhalb von fünf Arbeitstagen nach Bestelleingang aktiviert, während es bei den Residential-Profilen gut und gerne einmal 10 bis 15 Tage dauern kann.




Auch im Dienstleistungsumfang gibt es Unterschiede. Beispielsweise sind im Business-Bereich ein Dial-up-Backup oder die Einrichtung von bis zu 64 fixen IP-Adressen möglich, genauso wie optionale Managed Services wie eine Firewall oder auch Werkzeuge zur Bandbreitenüberwachung geboten werden. Zudem wird deutlich mehr (und vor allem kostenloser) Support geboten, etwa im LAN-Bereich. Und nicht zu vergessen: Die Business-Zugänge bieten deutlich bessere Upload-Raten.
Daneben gibt es aber noch einen ganz anderen Grund für die höheren Preise:



Durch die besseren Margen auf den Angeboten sind die Provider nicht per se gezwungen, zum einen die Bandbreite ins Internet, welche der ISP für seine Kunden bereitstellt, und zum anderen die Bandbreite zwischen der Swisscom und dem ISP zu überbuchen. Überbuchen heisst nichts anderes, als dass weniger Bandbreite bereitgestellt wird, als im Falle einer 100prozentigen Auslastung benötigt wird. Enrico Goldhahn von Nexellent dazu: «Das Hauptargument für die höheren Kosten sind die Preise für die Interconnection zwischen Swisscom und ISP, wenn der ISP eine vernünftige Qualität seinen Kunden anbieten möchte.» Provider, die vor allem im Residential-Bereich tätig sind, kämen jedoch aufgrund der geringen Margen gar nicht um das Overbooking herum, erklärt Goldhahn weiter.



Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass die hohen Preise für die Business-Profile immer wieder kritisiert werden. So macht Sunrise in erster Linie die hohen Wholesale-Preise der Swisscom für die Business-Preise verantwortlich und nicht die besseren Services. Und Init7-Chef Fredy Künzler hatte schon im vergangenen September gegenüber InfoWeek geklagt, dass VDSL nur für Private interessant sei. «Das Business-Produkt ist eine typische Swissccom-Krücke, um die Fibreprodukte, die auf Carrier Ethernet Service basieren, nicht zu kannibalisieren», so Künzler damals.


Nicht nur Internetzugang

Doch eigentlich wird xDSL heute ein gutes Zeugnis ausgestellt, wie Enrico Goldhahn erklärt: «Grundsätzlich werden die ADSL- und VDSL-Profile heute in einer guten Qualität seitens der Swisscom oder von alternativen Anbietern zur Verfügung gestellt, insbesondere in technischer Hinsicht. Somit lässt sich sagen, dass all diese Angebote für das einfache Empfangen oder Senden von Daten ohne hohe Anforderungen in bezug auf garantierte Verfügbarkeit einsetzbar sind. ISDN-Fallback-Lösungen tragen zudem Lösungen mit erhöhten Verfügbarkeitsansprüchen Rechnung.»



Nicht zu vergessen ist, dass xDSL nicht immer als Haupt-Internetzugang verwendet werden muss. So kommt die Technologie beispielsweise auch dann zum Einsatz, wenn Grosskunden verschiedene Filialen vernetzen wollen und eine dedizierte Standleitung aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage kommt. Ausserdem kann xDSL als komplementärer Service zu anderen Dienstleistungen zum Einsatz kommen. So etwa im Outsourcing-Bereich, wo die Infrastruktur – sprich die Server – im Datencenter des Providers gehosted werden und so rund um die Uhr zur Verfügung stehen, während die Zugänge zur Infrastruktur der einzelnen User mit xDSL gelöst werden, wenn sie weniger kritisch oder aber kostensensitiver sind.




Wer nun aber kein Equipment in einem entfernten Datencenter betreiben will und trotzdem kritische Services (etwa einen Shop, einen Download-Server) anbietet oder Remote-Arbeitsplätze betreibt, der wird wohl oder übel auf die Standleitung ausweichen müssen. Hier gibt es dann garantierte Bandbreite, hohe Upload-Speeds, garantierte höhere Verfügbarkeiten oder auch die Überwachung von Netzwerkgeräten. Dazu nochmals Olaf Schulze von der Swisscom: «Standleitungen unterscheiden sich stark in Art und Leitungsumfang. Sie eignen sich insbesondere für Unternehmen, die zwei oder mehrere Standorte verbinden müssen und dabei hohe Ansprüche an den Austausch von grossen Datenvolumen stellen. Für KMU stellen Standleitungen jedoch nur bedingt eine Alternative dar.»


Wohin die Leitung führt

Zum Abschluss geben die Provider noch einen Ausblick darauf, wohin die Entwicklung im Markt geht – insbesondere auch im Hinblick auf die Öffnung der letzten Meile. Enrico Goldhahn: «Firmen dürfen sich auf für sie angepasste Produkte und bessere Service Levels freuen. Die Trennung von technischer Übertragungskapazität und Service Levels wird längerfristig den Firmenkunden modulare Produkte- und Service-Bausteine zur Verfügung stellen.»

Daneben sind sich die ISPs mit der Swisscom einig, dass die Bandbreiten weiter steigen werden. Sunrise prognostiziert zudem eine Ausweitung des Angebots und ein verbessertes Preis-/Leistungsverhältnis im Zuge des Unbundling. Und Green.ch schliesslich spricht von speziellen Paketlösungen, die kommen werden und die Unternehmen «einen Mix aus Internetzugang, Telefonie und anderen Diensten zu fest kalkulierten Preisen» bringen sollen. Sicher ist: Das Schweizer Internetgeschäft in der Schweiz wird auch in Zukunft spannend und in Bewegung bleiben.





Breitband-Internet fürs Business


Orange kommt im Herbst

Seit geraumer Zeit ist auch Orange im Breitbandgeschäft tätig. Spezielle Angebote mit SLAs für den Business-Bereich sucht man bislang aber vergebens. Dies wird sich jedoch schon bald ändern. Wie Orange auf Anfrage von InfoWeek mitteilt, plant man, per Herbst SLAs in die ADSL-Angebote zu integrieren.


Alternative SDSL

Sämtliche SDSL-Angebote aller Provider ebenfalls anzuzeigen, hätte den Umfang dieser Marktübersicht gesprengt. Doch SDSL kann durchaus auch den Bedürfnissen eines KMU entsprechen. Als Beispiel hier die SDSL-Angebote von Solnet und Sunrise (die der anderen Anbieter dürften sich ebenfalls in diesem Bereich bewegen).



Solnet


Ein SDSL-Zugang mit 1200/1200 kbps Up-/Downstream, 8 fixen IPs und SLAs ähnlich denen im ADSL/VDSL-Bereich kostet monatlich 462 Franken bei 390 Franken Aufschaltgebühr. Das identische Angebot mit 1800/1800 kbps gibt es für 612 Franken pro Monat. Daneben bietet Solnet (wie andere Anbieter auch) bereits entbündelte Produkte, etwa einen SDSL-Zugang mit 40/40 Mbps und 16 fixen IPs für knapp 1300 Franken monatlich (plus 1500 Franken Setup-Gebühr). Diese sind bislang aber noch stark regional beschränkt.



Sunrise

Bei Sunrise gibt es ebenfalls die beiden Angebote mit 1200/1200 sowie 1800/1800 kbps. Mit jeweils einer fixen IP und einmaligen Kosten von 650 Franken fürs Aufschalten kosten diese beiden Zugänge 419 beziehungsweise 519 Franken monatlich.

(mw)


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